Virologe spricht Klartext

"Fehleinschätzung!" Corona-Experte lässt aufhorchen

Der deutsche Virologe Christian Drosten (52) blickt auf die Corona-Zeit zurück und nennt dabei auch seine "größte Fehleinschätzung".
André Wilding
17.05.2025, 11:00
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Im sächsischen Landtag hat sich der bekannte deutsche Virologe Christian Drosten überraschend selbstkritisch gezeigt.

In einer Anhörung als Sachverständiger sprach er offen über Fehler in der Corona-Pandemie – und stellte dabei klar: "Ich war nie der Architekt der Corona-Strategie." Vielmehr sei er nur bei wenigen Regierungssitzungen anwesend gewesen. "Ich habe an einer kleinen Minderheit von Regierungssitzungen teilgenommen", so Drosten. Doch seine ständige Präsenz in Medien habe zu einem anderen Bild geführt.

"Datenlage war wackelig"

Besonders hart ins Gericht ging der 52-Jährige mit einer Empfehlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina aus dem November 2021, die eine Impfpflicht für Pflegekräfte forderte. "Das war die größte Fehleinschätzung, an der ich beteiligt war", erklärte Drosten. Man sei damals fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Impfung auch eine Ansteckung mit der damals neuen Omikron-Variante verhindern könne – eine Annahme, die sich bald als falsch herausstellte.

Trotzdem betonte der Virologe die insgesamt positiven Auswirkungen der Corona-Impfung: "Länder, in denen die Impfung besser angenommen wurde, profitierten davon deutlicher als Deutschland." Die Entscheidung, sich für die Impfpflicht auszusprechen, sei also keine reine Willkür gewesen, sondern habe auf der damaligen Datenlage beruht – auch wenn diese oft unsicher gewesen sei. "Die Datenlage war in vielen Bereichen wackelig", räumte Drosten ein.

Ein Beispiel dafür sei die Einschätzung zur Gefährdung von Kindern. Im Mai 2020 sei noch von einer Hospitalisierungsrate zwischen fünf und 20 Prozent bei infizierten Kindern ausgegangen worden – Zahlen, die sich später als zu hoch erwiesen hätten. "Zum Glück", ergänzte Drosten sichtlich erleichtert. Trotzdem sei die damalige Einschätzung nicht aus der Luft gegriffen gewesen. Angst vor möglichen Folgeerkrankungen wie bei Mumps habe eine Rolle gespielt, was die Schärfe der damaligen Empfehlungen beeinflusste.

Unglückliche Kommunikation

Zum Abschluss sprach Drosten auch über den gesellschaftlichen Umgang mit der Pandemie. Die Kommunikation sei oft unglücklich verlaufen, was zu Misstrauen und Verunsicherung in der Bevölkerung geführt habe. "Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass wir mehr über Unsicherheiten gesprochen hätten", so sein abschließender Appell.

Auch wenn viele Entscheidungen im Rückblick anders bewertet werden, bleibt für Drosten klar: Die Wissenschaft tat in der Krise ihr Bestes – mit allen Irrtümern, die dazugehören.

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 17.05.2025, 11:16, 17.05.2025, 11:00
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