"Zweimal pro Woche nehme ich den Regionalzug R92 von Pitten nach Wiener Neustadt", sagt Robert S. (Name geändert) gegenüber "Heute". Doch statt der gängigen 4,20 Euro zeige seine App und Automaten bereits seit Anfang Juli satte 7,00 Euro für die nur 12 Kilometer lange Strecke an. "Das sind 2,80 Euro zu viel – und zwar seit dem Sommer. Geändert hat sich bis heute nichts", klagt S.
Der Niederösterreicher hatte den Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) bereits im Juli darüber informiert: "Man bedankte sich für den Hinweis und versicherte, man werde daran arbeiten. Die Zugfahrenden kaufen aber nach wie vor um 7,00 Euro ihre Tickets, weil viele von ihnen nichts vom Fehler bei der Verrechnung wissen", sagt S. und wird dann etwas lauter: "Man wird weiterhin kontrolliert. Selbst die Kontrolleure wissen nichts davon. Das ist doch irre."
S. sagt, dass er von VOR erfahren habe, dass man sich ein Ticket zum richtigen Preis von 4,20 Euro am Schalter beim Bahnhof kaufen könne: "Sollte jemand die 7,00 Euro bezahlt haben, dann kann er das bei der VOR einreichen, hat man mir erklärt. Bis heute wurde das Problem aber nicht behoben."
"Heute" liegt das Mail von VOR-Sprecherin Kamila Studzinska an Robert S. vor. Darin schreibt sie: "Vielen Dank für Ihre Anfrage. Im Zuge der jüngsten Tarifanpassung kam es auf der Strecke Pitten – Wiener Neustadt aufgrund falsch hinterlegter Grunddaten zu einer unzutreffenden Preisberechnung. Wir bedanken uns für den Hinweis und arbeiten bereits an einer möglichst zeitnahen Korrektur. Betroffene Kundinnen und Kunden ersuchen wir, sich direkt an das VOR-Kundenservice […] zu wenden."
"Heute" konfrontierte VOR-Sprecherin mit den aktuellen Vorwürfen. Ihre Antwort fällt ähnlich wie im Fall von Robert S. aus: "Im Zuge der jüngsten Fahrplanänderungen kam es auf der Aspangbahnstrecke von Aspang nach Wiener Neustadt zu einer abweichenden Preisberechnung. Die betroffenen Tarifinformationen werden derzeit überarbeitet. Nach Abschluss der Neuberechnung werden die korrigierten Tarifdaten wieder zeitnah, wahrscheinlich mit Anfang Dezember, in unsere Verkaufssysteme eingespielt."
Bei bedienten Verkaufsstellen könnten Fahrgäste aber den korrekten Fahrpreis erhalten, sagt Studzinska: "Hierzu wird ein Ticket für die Ersatzrelation Wr. Neustadt – Thomasberg (Neunkirchen) ausgegeben. Auch Online-Tickets können vorübergehend über diese Ersatzstrecke zum richtigen Preis gebucht werden; diese Ersatzrelationen werden vom Kontrollpersonal selbstverständlich anerkannt."
"Heute" wollte auch von den ÖBB wissen, wo aus Sicht des Bahnunternehmens das Problem liegt. Sprecher Christopher Seif hält fest: "Bei der Verbindung von Aspang nach Wiener Neustadt handelt es sich um eine Verbindung innerhalb des Verkehrsverbunds Ostregion. In diesem gilt, wie in jedem österreichischen Verkehrsverbund, Verbundtarifexklusivität – das bedeutet, die ÖBB sind verpflichtet, den Tarif des Verkehrsverbundes anzuwenden." So erklärt sich, warum die ÖBB-App weiterhin 7,00 Euro als Preis angibt.
Lediglich Kundinnen und Kunden der von Rabattkarten, wie der Vorteilscard Classic, seien von dieser Preisbindung ausgenommen – "sie bezahlen für die Fahrt von Aspang Markt nach Wiener Neustadt ungefähr 3,80 Euro", sagt Seif und fügt an: "Die ÖBB haben das Problem schon beim VOR deponiert. Eine Korrektur ist bereits in Umsetzung, über den Stand der Dinge müssen Sie sich an den Verkehrsverbund Ostregion wenden."
"Heute" erfuhr seitens des VOR, dass man die Unannehmlichkeiten bedauere: "Sollten Tickets zum abweichenden Preis gekauft worden sein, bitten wir die Betroffenen, sich an unseren Kundenservice unter [email protected] zu wenden. Bitte geben Sie Ihre Kontaktdaten sowie eine Kopie des Tickets an. Unser Team prüft die Angaben und veranlasst gegebenenfalls eine Rückerstattung des Differenzbetrags."
Und VOR-Sprecherin Studzinska fügt noch an: "Bereits jetzt evaluieren und verbessern wir unsere Datenprozesse laufend, um eine möglichst fehlerfreie Tarifbasis sicherzustellen. Zusätzlich modernisieren wir die verwendeten technischen Systeme, um mögliche Fehlerquellen im Datenprozess zu minimieren. Interne Prüfschritte wurden implementiert, um potenzielle Fehler frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden."