Auf den ersten Blick wirkt das Ergebnis der Wien-Wahl wenig überraschend: Die SPÖ geht klar als Siegerin hervor, die FPÖ erobert Platz zwei zurück, dahinter folgen die Grünen auf dem dritten Rang. Die NEOS behaupten sich, die ÖVP muss eine herbe Niederlage einstecken.
Heißt: Michael Ludwig bleibt Bürgermeister, noch diese Woche will er die Sondierungsgespräche mit NEOS, Grünen und ÖVP abschließen. Nach fünf Jahren in der sogenannten "Punschkrapfenkoalition" sind sie nun wieder in der Pole-Position. Doch ein klares Bekenntnis zum bisherigen Regierungspartner blieb der SPÖ-Chef bisher schuldig.
Eine Analyse des Meinungsforschungsinstituts Foresight zeigt, wie in Wiens größten und bekanntesten Gemeindebauten abgestimmt wurde – mit eindeutiger Tendenz: SPÖ und FPÖ dominieren dort das politische Geschehen. Die Roten kommen überall auf mehr als 38 Prozent, die Blauen liegen permanent bei mindestens 19,8 Prozent. Auffällig: Nur im Rabenhof in Wien-Landstraße schaffen es auch die Grünen, zweistellig zu werden – mit 13,1 Prozent hinter SPÖ (46%) und FPÖ (19,8%).
In manchen Bauten ist der SPÖ-Vorsprung geradezu erdrückend: Am Neuen Schöpfwerk (Meidling) wählen über 50,7Prozent die Sozialdemokraten, im Theodor-Körner-Hof (Margareten) sind es sogar 53,3Prozent. Auch in der Wohnhausanlage Sandleiten (Ottakring), im Dr.-Franz-Koch-Hof und im Josef-Bohmann-Hof (beide Floridsdorf) entscheidet sich mehr als jeder zweite Wähler für die SPÖ.
Eine Ausnahme sticht jedoch heraus: In der Anlage Siemensstraße 21–55 – ebenfalls in Floridsdorf – überholen die Freiheitlichen mit 44,2 Prozent die SPÖ (38%). Hier ist die FPÖ sogar die stärkste Kraft.
Ein weiteres Bild zeigt sich bei der Wahlbeteiligung: In 12 der 16 untersuchten Anlagen lag die Zahl der Nichtwähler über jener der Wähler. Am engagiertesten waren die Bewohner der Wohnhausanlage Hasenleiten in Simmering – mit einer Beteiligung von 51,3Prozent.
Apropos Wahlberechtigung: In den meisten Gemeindebauten ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung gar nicht wahlberechtigt. In allen Anlagen – mit Ausnahme der Hasenleiten – hat mindestens ein Viertel der Bewohner keinen Pass. Spitzenreiter sind der Theodor-Körner-Hof und der Karl-Marx-Hof in Döbling, wo jeweils 40,9 Prozent der Menschen nicht zur Wahl zugelassen waren.