"Stille Killer"

Plötzlich dreimal mehr Todesfälle in Europas Städten

Die Juni-Hitzewelle in Westeuropa ist durch die Erderwärmung dreimal tödlicher ausgefallen, als sie es ohne gewesen wäre. Das zeigt eine neue Studie.
Newsdesk Heute
09.07.2025, 14:50
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Der ohnehin außergewöhnlich warme Juni 2025 gipfelte in einer extremen Hitzewelle, die bis in den Juli hinein weite Teile Europas mit Wüsten-Temperaturen überzog. In vielen europäischen Städten wurden Extremwerte von teils deutlich über 40 Grad erreicht. Darunter leidet auch der menschliche Körper, die Sterberate schießt während einer Hitzewelle generell nach oben.

Die fortschreitende Erderwärmung macht Hitzewellen um bis zu 4 Grad heißer – und damit deutlich tödlicher – als sie in einem unbeeinflussten Klima ausfallen würden. Laut Schätzungen eines internationalen Forscherteams hat der Klimawandel die Zahl der Todesopfer in zwölf europäischen Städten während dieser jüngsten Hitzewelle verdreifacht!

"Etwa 1.500 der geschätzten 2.300 Hitzetoten, also 65 Prozent, sind auf den Klimawandel zurückzuführen, der die Hitze um 1–4 °C verstärkt hat. Das bedeutet, dass sich die Zahl der Todesopfer aufgrund der Verbrennung fossiler Brennstoffe verdreifacht hat", fasst das Grantham Institute des Imperial College London die Ergebnisse der Studie zusammen. 88 Prozent der Todesfälle entfielen demnach auf Menschen im Alter von 65 Jahren und älter.

Die horrenden Zahlen bedeuten, dass der Klimawandel alleine während dieser Hitzewelle in vielen europäischen Städten mehr zusätzliche Todesopfer gefordert hat als viele Naturkatastrophen der jüngeren Vergangenheit. So starben bei den Sintflut-Katastrophen in Valencia 2024 mindestens 230 Menschen, und 2021 in Nordwesteuropa 243 Menschen.

Für ihre zeitnahe Schätzung der klimawandelbedingten Übersterblichkeit griffen die Wissenschaftler auf bereits anerkannte Methoden sowie das Klimaattributionsmodell der Extremwetter-Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) zurück.

Dabei verglichen die Forscher die tatsächlich gemessenen Temperaturen mit jenen, die laut Simulationen ohne globale Erwärmung eingetreten wären. Folgend stellten Gesundheitsforscher dann die Schätzungen – es gibt noch keine abschließenden Zahlen – der Übersterblichkeit während der Hitzewelle in beiden Szenarien gegenüber.

Kein Sommer wie damals

"Hitzewellen sind stille Killer, und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit sind sehr schwer zu messen. Die Menschen haben keine Ahnung über die tatsächliche Sterblichkeitsrate während Hitzewellen", erklärt der Biostatistiker und Mitautor der Studie, Gary Konstantinoudis, die Herausforderung während einer Pressekonferenz am Dienstag.

Der Hauptgrund ist demnach, dass Ärzte und Krankenhäuser nur sehr selten Hitze direkt als Todesursache angeben. Stattdessen würden meist Folgeerscheinungen wie Herz-, Lungen- oder andere Organprobleme als Grund für das Ableben vermeldet.

"Es ist Sommer, also ist es manchmal heiß", stellt der Hauptautor der Studie, Ben Clarke vom Imperial College, in seinem Redebeitrag klar: "Durch den Einfluss des Klimawandels hat sich die Temperatur um mehrere Grad erhöht, und das bringt bestimmte Gruppen von Menschen in eine gefährliche Lage. Das ist es, was wir hier wirklich hervorheben wollen. Für einige Menschen ist es immer noch warmes, schönes Wetter, aber für einen großen Teil der Bevölkerung ist es gefährlicher geworden."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 10.07.2025, 07:41, 09.07.2025, 14:50
Jetzt E-Paper lesen