"Nicht nachvollziehbar"

"Plus 65 Prozent" – Mann sauer wegen Strom-Hammer

Herbert M. hat sich seine Stromrechnungen genau angesehen. Die Teuerungen kann er nicht nachvollziehen. Sein Anbieter EVN klärt gegenüber "Heute" auf.
Aram Ghadimi
17.10.2025, 05:00
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Kürzlich flatterte Post ins Brieffach von Herbert M. im niederösterreichischen Pitten (Bezirk Neunkirchen). Es ist die Jahresrechnung für 8.250,3 kWh Strom, der in seinem Haushalt von 2. Oktober 2024 bis zum 1. Oktober 2025 verbraucht wurde.

"Ich habe zwar nur einen Mehrverbrauch von etwa 11 Prozent, aber die Steigerung der Netzgebühren beträgt unabhängig vom Verbrauch 65 Prozent im Gegensatz zu 2024." Exakt 736,09 Euro an Netzkosten listet die Jahresrechnung durch die EVN Energievertrieb GmbH & Co KG (EVN) auf.

M. bekommt für seinen Stromverbrauch inklusive Umsatzsteuer 1.070,59 Euro in Rechnung gestellt, wovon er durch regelmäßige Teilbeträge 657 Euro bezahlt hat. So bleibt eine Restforderung von 413,59 Euro stehen. Zusammen, mit dem aktuell zu zahlenden Teilbetrag, eine Forderung von 533,59 Euro.

Detail der Jahresabrechnung von Herbert M. mit handschriftlichen Anmerkungen.
privat

Ärger über Netzgebühren

Seit 2019 stiegen seine Teilbeträge von rund 76 Euro auf 120 Euro monatlich. In einer Excel-Liste hat der Niederösterreicher erfasst, wie sich seine monatlichen Teilbeträge seit 2019 entwickelt haben: "Hier ist erkennbar, dass von 2022 bis 2024 die Energiekostenbremse gewirkt hat, also die Reduktion der Netzgebühren, der Wegfall von Erneuerbaren-Förderbeiträgen."

"Jetzt knallt man bei den Gebühren 65 Prozent drauf!", ärgert sich Herbert M. "Anstatt die Preise moderat zu erhöhen, zum Beispiel in Höhe der Inflation, fährt man mit 65 Prozent hinein." Aus seiner Excel-Liste, sagt M., sei erkennbar, dass sein Strompreis bei der EVN nicht auf das Niveau von 2021 gestiegen sei, sondern "heute 30 Prozent darüber liegt. Und das, obwohl der Verbraucherpreisindex im gleichen Zeitraum nur um 25 Prozent gestiegen ist." Das zeige nur, wie unsensibel die Verantwortlichen agieren, sagt Herbert M.

Herbert M. hat seine Teilbeiträge minutiös erfasst.
privat

Wunsch "Gebühren entfallen zu lassen"

Und es zeige auch, dass man bei Preiseingriffen für Energie, Mieten und Lebensmittel völlig kopflos agiere. "Vor allem bei den Netzgebühren könnte man als verantwortliche Regierung relativ leicht Gebührenanteile entfallen lassen oder reduziert bestehen lassen, damit die Preisbremse weiterhin wirksam bleibt."

"Wir haben schon eine hohe Inflation, mit diesen wahnsinnigen Gebührenerhöhungen heizt man sie nur noch zusätzlich an", argumentiert Herbert M. und blickt auf eine Zukunft, die aus seiner Sicht nur düster sein kann: "Es werden wieder viele eine Ratenvereinbarung mit dem Netzanbieter benötigen, um das überhaupt bezahlen zu können, und einige Unternehmen die Teuerungen nicht mehr stemmen können und in Insolvenz gehen."

"Endzeitstimmung" bei Herbert M.

"Statt, dass es besser wird, wird es immer schlimmer. Wir haben eh schon die dritthöchsten Einkommensteuern in der OECD, die zweithöchsten Kfz-Steuern in der EU und jetzt das. Was bitte sollen wir als Bürger noch alles bezahlen?" Langsam mache sich wirklich Verzweiflung und Endzeitstimmung breit.

Höherer Verbrauch, Hilfen ausgelaufen

"Heute" hat die EVN mit den Berechnungen von Herbert M. konfrontiert. Sprecher Michael Kovarik, entgegnet in einer schriftlichen Beantwortung, dass die Kostensteigerung im Fall von Herbert M. auf verschiedene Gründe zurückzuführen sei:

"Neben dem höheren Verbrauch liefen mit Anfang 2025 eine ganze Reihe an Fördermaßnahmen aus – etwa die Strompreisbremse. Außerdem wurden mit Jahresbeginn auch die Elektrizitätsabgabe und die Erneuerbaren Förderkosten wieder eingehoben." Die EVN habe darauf nur wenig Einfluss.

EVN setzt auf Netz-Ausbau

Dann ergänzt Kovarik: "Die staatliche Regulierungsbehörde E-Control hat festgelegt, dass die Netzentgelte 2025 aufgrund des Systemumbaus in Richtung erneuerbare Energien steigen." Die EVN begrüßt diesen Schritt: "Als Netz NÖ setzen wir sowohl auf den Ausbau unserer Netzinfrastruktur als auch auf den Einsatz innovativer Technologien."

Dafür brauchen wir als Netzbetreiber die entsprechenden Rahmenbedingungen. Ein Teil der dafür notwendigen Gesetze soll schon bald durch das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz beschlossen werden.

Preisanpassungen niedriger als Inflation

Der Behauptung, dass die Preiserhöhungen über die Inflationsrate geklettert sein, tritt Kovarik entschieden entgegen und sagt in Bezug auf den Verbraucherpreisindex: "Seit 1999, also seit Beginn der Liberalisierung des Strommarktes, waren die Anpassungen niedriger als die Inflationsrate, sodass die Gebühren heute noch immer deutlich unter dem Wert vor 25 Jahren liegen."

{title && {title} } agh, {title && {title} } 17.10.2025, 05:00
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