Immer häufiger werden die gestiegenen Preise für Energie zum Problem für Betroffene. Sie schlagen sich auf die ebenfalls gestiegenen Mietpreise. Für Gabriel T., einen alleinerziehender Vater, sind die Teuerungen kaum noch zu stemmen.
Der 29-Jährige zog vor rund zwei Jahren, im Juli 2023, in die Gymelsdorfergasse 50 in Wr. Neustadt. Mehrere Hausparteien in dem 2019 fertiggestellten Wohnhaus der Bank Austria Real Invest Immobilien-Management GmbH wehren sich gegenwärtig gegen die stark gestiegenen Wohnkosten. "Ich habe einen Lehrberuf erlernt und bin in diese Wohnung gezogen, weil sie recht günstig war. Doch jetzt weiß ich nicht mehr weiter", erzählt T.
Der junge Vater lebt mit seiner 5-jährigen Tochter auf rund 40m² mit eigenem Garten: "Ich will, dass meine Tochter alles hat", sagt er gegenüber "Heute". Dann klingt T. betrübt: "Wenn nächstes Jahr wieder eine Mieterhöhung kommt, müssen wir ausziehen."
Beim Einzug, erzählt T. sei die Miete bei circa 693 Euro gelegen: "Heute zahle ich 754 Euro. Obwohl ich 2023 nur ein halbes Jahr hier gewohnt habe, habe ich 2024, rückwirkend für 2023, eine Betriebskosten-Nachzahlung von 406 Euro gehabt."
Dabei blieb es aber nicht. 2025 sollte für Gabriel T. das Jahr der Überraschungen werden: "Ich bekam eine Aufforderung 502 Euro für die Betriebskosten nachzuzahlen" – eine Draufgabe auf die Schocknachricht, die den 29-Jährigen im Jänner erreichte: "1.400 Euro Nachzahlung für die Heizkosten. Das ist doch irre!"
"Einige Nachbarn zahlen für ähnlich kleine Wohnungen deutlich weniger", sagt T. und ergänzt: "Trotz mehrfacher Anfragen an die Hausverwaltung gab es bisher keine Lösung." Erst am Mittwoch berichtete "Heute" vom Fall einer Nachbarin, die mit ihrem Partner in derselben Wohnanlage wohnt. Verena F. (Name geändert) kämpft, wie Gabriel T., mit den gestiegenen Wohnkosten.
Und Verena F. hat sich, wie 70 andere Hausparteien der Petition von Gabriel T. an die Hausverwaltung angeschlossen. Darin schreiben die Betroffenen: "Wir, die unterzeichnenden Mieterinnen und Mieter der Wohnhausanlage Gymelsdorfergasse 48–50, möchten hiermit unsere kollektiven Bedenken in Bezug auf die Betriebskostenabrechnungen der letzten Jahre zum Ausdruck bringen."
"Die jährlich steigenden Nachzahlungen, insbesondere im Bereich Müllentsorgung, Verwaltungskosten, Reinigung und Heizkosten, werfen zahlreiche Fragen auf. Trotz mehrfacher Anfragen wurde bisher keine ausreichende Dokumentation oder detaillierte Nachvollziehbarkeit zu den verrechneten Posten bereitgestellt", heißt es weiter.
Die Betroffenen verlangen: "Einsicht in sämtliche Originalrechnungen, Verträge und Belege, die den abgerechneten Betriebskosten zugrunde liegen (insbesondere für Müllabfuhr, Reinigungsdienst, Technik, Verwaltung, Fernwärme)."
„Heute ist es mir nicht einmal mehr möglich, 40 m² zu bezahlen.“Gabriel T. (29)Alleinerziehender Vater
Die Mieterinnen und Mieter verlangen eine "Begründung für die Verwaltungskosten in der Höhe von über 40.000 € pro Jahr sowie Reinigungs- und Müllkosten in einer Höhe, die uns überhöht erscheint."
Wie sich das auf die Betroffenen niederschlägt, zeigt das Beispiel von Gabriel T. Beim Einzug vor zwei Jahren zahlte er 28 Euro Heizkosten pro Monat. "Heute sind es, ohne Nachzahlung gerechnet, 146 Euro monatlich. Dazu kommen etwa 80 Euro für Strom. Alles zusammen zahle ich jetzt etwa 1.000 Euro für 40 Quadratmeter."
Schon mehrfach erreichten "Heute" Fälle wie der von Gabriel T. und Verena F. Und auch in der Vergangenheit spielte das Ableseunternehmen ista Österreich GmbH dabei eine Rolle. Im niederösterreichischen Leopoldsdorf etwa, erhielten Betroffene Nachzahlungen von bis zu 3.500 Euro.
Auf die Anfrage von "Heute" hin, hieß es von der ista, dass sich die Energiepreise seit Beginn des russischen Angriffskrieges deutlich erhöht hätten. Alleine 2024 habe es einen Anstieg "um bis zu 36 Prozent" gegeben.
Dann rechnet die ista vor: "Für die Gymelsdorfergasse 50 belief sich der Preis für Wärme laut EVN-Rechnungen 2023 auf rund 14 Cent/kWh, 2024 auf rund 12 Cent/kW, davor lag der Preis bei ca. 6,5 Cent/kWh." Die höheren Verbräuche seien ausschlaggebend für Nachzahlungen und Erhöhungen.
Die Stadtverwaltung von Wr. Neustadt hat seit Mittwoch Kenntnis von den Problemen in der Gymelsdorfergasse. Der Pressesprecher von Bürgermeister Klaus Schneeberger, Thomas Iwanschitz, sagte auf Nachfrage von "Heute": "Die Betroffenen können sich sehr gerne unter [email protected] melden, damit wir uns ansehen, ob wir Hilfestellungen geben können." Denn: "Uns sind solche Probleme mit den Ableseunternehmen auch von den stadteigenen Gemeindewohnungen bekannt."
Im Fall der Gemeindewohnungen habe es Probleme mit der Firma Techem gegeben: "Aus diesem Grund den Ablesevertrag mit dem Unternehmen gekündigt." Die Verrechnung erfolge seither direkt über die Hausverwaltung, sagt Iwanschitz: "Die Mieterinnen und Mieter hatten das Vertrauen in Techem verloren, weswegen wir als Stadt gehandelt haben."
Zurück in der Gymelsdorfergasse: "Ja, ich habe die Petition ins Leben gerufen und selbst an die Hausverwaltung geschickt", sagt Gabriel T. zu "Heute": "Ich habe das getan, weil ich alleinerziehender Vater einer fünfjährigen Tochter bin." Dann hebt sich seine Stimme: "Früher konnte ich mir diese Wohnung noch leisten, aber heute ist es mir nicht einmal mehr möglich, 40 m² zu bezahlen – aufgrund von Preissteigerungen, die nicht gerechtfertigt sind."