Acht Jahre lang bezog eine Mitte 50-jährige Steirerin rund 900 Euro monatlich von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA). Der Grund: Sie leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, Depressionen und körperlichen Beschwerden. Jetzt steht die Frau vor dem Nichts.
Im Frühjahr 2025 erhielt die Österreicherin ein Schreiben der PVA - sie solle sich einer erneuten medizinischen Untersuchung unterziehen. Die Steirerin kam der Aufforderung natürlich nach, doch was dann passierte, hätte sie nie erwartet: Im Juni kam der Bescheid, dass sie nun als "arbeitsfähig" gilt.
Für die Steirerin ist das ein Albtraum, denn sie ist kaum in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen, geschweige denn einer geregelten Arbeit nachzugehen. Trotzdem wurde ihr die Invaliditätspension aberkannt - mit weitreichenden Folgen für ihre Existenz.
"Ich war jetzt insgesamt 14 Jahre lang im Krankenstand, habe Rehageld bekommen und war acht Jahre lang in Invaliditätspension", erklärt die Frau zu "Heute". Sie habe nicht nur psychische Diagnosen, sondern auch körperliche Probleme, die "logischerweise in den Jahren nicht besser geworden sind."
Die Frau beschreibt ihre schwierige und vor allem auch belastende Situation in "Heute" so: "Einerseits reiche ich Berufung bzw. Klage gegen den Bescheid wegen arbeitsunfähig ein, andererseits muss ich beim AMS sagen, dass ich arbeitsfähig bin, um krankenversichert zu sein und um Geld zum Lebensunterhalt zu bekommen."
Um Mindestsicherung erhalten zu können, müsste die Steirerin arbeitsunfähig sein, "das ich aber laut PVA-Gutachten nicht bin". Dennoch habe sie einen Antraf dafür stellen dürfen und alle Unterlagen vorlegen. Dazu habe auch die "lückenlosen Kontoauszüge der letzten sechs Monate" gehört.
"Da gibt es keinen Datenschutz und es darf eingesehen werden, wann ich zum Beispiel einen Kaffee trinken oder wann ich wo einkaufen war. Obwohl ich da Pension bekam und keinen Mietrückstand oder dergleichen habe", erzählt die verzweifelte Frau, die mit ihrem Konto rund 3.000 Euro im Minus steht.
"Ich habe kein Problem, das alles vorzulegen, wenn ich Mindestsicherung bekommen würde, aber so war das schon entwürdigend. Ich habe Mindestpension mit Ausgleichszulage bekommen, also 1.179 Euro im Monat", schildert die Steirerin. "Meine Tochter unterstützt mich leider immer wieder mit etwas Geld."
Und weiter: "Dann legt man das alles vor und dann sagen sie: 'Von uns bekommen sie da leider nichts'." Was die Frau zusätzlich ärgert: "Laut Arbeiterkammer bin ich ja kein Einzelfall und da müsste es ja bis zum Ende des Verfahrens einen unabhängigen Gutachter geben, der mich untersuchen kann, um eine Lösung zu finden."
Beim AMS arbeitslos gemeldet zu sein, bedeute nämlich "für 20 Stunden in der Woche arbeitsfähig zu sein und an Schulungen teilzunehmen. Tut man das nicht, wird der Geldbezug gesperrt und auch dann bekommt man keine Unterstützung vom Sozialamt. Stattdessen wird man vom AMS sanktioniert", erklärt die Steirerin zu "Heute".
Die Frau versteht die Welt nicht mehr und fragt ganz ehrlich: "Wer nimmt einen Menschen, der 14 Jahre krankheitsbedingt nicht gearbeitet hat, körperliche Einschränkungen hat und psychisch nicht stabil ist?" Außerdem stellt sie sich die Frage, warum man sie nicht schon vorher begutachtet hat, sondern erst nach acht Jahren?
Zudem sei ihr durch eine Gesetzesänderung der Berufsschutz aberkannt worden. Gegenüber "Heute" stellt die Österreicherin aber auch klar: "Ich habe bis zu meinem Krankenstand 2011 immer gearbeitet." Selbst als sie schwanger und in Karenz war, sei sie geringfügig arbeiten gegangen.
"Ich würde liebend gerne wieder arbeiten gehen, denn dann hätte ich mehr Geld im Monat zur Verfügung", sagt die Frau. Sie sei aber eben leider nicht mehr körperlich und psychisch so belastbar wie früher. Außerdem würde sie auch jetzt nicht nur zu Hause sitzen und nichts tun. So gehe es etwa zur Physiotherapie und immer wieder zu Gesprächstherapien.
"Natürlich hab ich auch Angst vor der Zukunft, was könnte ich überhaupt noch arbeiten und wer würde mir nach 14 Jahren Krankenstand eine Chance geben und meine Beeinträchtigungen akzeptieren, wenn schon gesunde junge Menschen keinen Job bekommen", will die Steirerin wissen.
Die Frau sei auch "dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, von einem unabhängigen Gutachter untersucht zu werden. Denn das PVA-Gutachter bzw. deren Untersuchungen nicht immer zum Wohl des Versicherten ausfallen, ist auch kein Mythos." Für sie steht jedenfalls fest: "Es kann nicht die Lösung sein, wie es jetzt ist."