Experte packt aus

So hoch ist die Blackout-Gefahr in Österreich wirklich

Wie wahrscheinlich ein großflächiger Stromausfall in Österreich ist und wie die Netzbetreiber vorbereitet sind, verrät APG-Vorstand Christiner.
Heute Life
17.05.2025, 14:00

Nach dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel steigt auch die Angst in Österreich. Ende April waren Spanien und Portugal plötzlich ohne Strom. Über 60 Millionen Menschen hatten stundenlang kein elektrisches Licht, keine Kühlung, keine Stromheizung zur Verfügung. Vielerorts fielen Ampeln aus, Züge blieben stehen, das Internet funktionierte nicht mehr und Krankenhäuser mussten auf Not-Strom-Aggregate zurückgreifen. Insgesamt 18 Stunden dauerte das Blackout, bis die Stromversorgung wieder komplett hergestellt war.

Jetzt wächst die Sorge vor einem ähnlichen Szenario in Österreich. Wie es zu dem Blackout in Spanien kam und ob das auch in Österreich passieren kann, erklärt Gerhard Christiner, Technischer Vorstand bei Österreichs Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG), gegenüber "Heute".

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Wie ist es zu dem Stromausfall in Spanien gekommen?
Noch immer ist unklar, warum auf der Iberischen Halbinsel das gesamte Netz kollabierte. Meistens die Gründe dafür technische Gebrechen, Überlastung von Stromleitungen oder auch teilweise menschliches Verschulden. "Nach aktuellem Stand kann gar nichts ausgeschlossen werden", so Christiner.
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Wie hoch ist die Blackout-Gefahr in Österreich?
Der APG-Chef weist darauf hin, dass ein Stromnetz ein "hochkomplexes technisches System" ist und ein Ausfall daher nicht zur Gänze ausgeschlossen werden kann. "Wir sehen das jedoch als sehr, sehr unwahrscheinlich, da es aktuell absolut keine Indikatoren dafür gibt."
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Wieso ist man sich so sicher?
In einem Stromnetz müssen Erzeugung und Verbrauch permanent in Einklang sein und Schwankungen im Sekundenbereich ausgeglichen werden. Dabei hilft auch das n-1-Prinzip. "Das heißt, der Ausfall eines Elementes darf noch nicht zu einem Blackout führen." Bei Ausfall eines Betriebsmittels, sei es ein Kraftwerk oder eine Leitung, ist das restliche Stromnetz in der Lage, sich an die neue Betriebssituation anzupassen. Dazu sei man dank Netzreserve und Netzausbau in der Lage. "Speziell jetzt mit der Energiewende ist Österreich dank erneuerbarer Energien in der glücklichen Situation, eine gewisse Breite in der Erzeugung zu haben", sagt der Experte. Dadurch liege die Sicherheit der Strom-Versorgung im Land bei fast 100 Prozent. Das sorge jedoch dafür, dass hierzulande eher die Gefahr einer Netzüberlastung bestehe, als dass zu wenig Erzeugung zur Verfügung stehe.
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Wieso ist es in Spanien dennoch zu einem Blackout gekommen?
"Überraschend war hier die Schnelligkeit, in der die Spannung abgefallen ist. Innerhalb von nur fünf Sekunden ist ein Großteil der Netzleistung weggebrochen, so schnell, dass nicht einmal die Automatismen zur Stabilisierung der Systeme greifen konnten", so der APG-Vorstand.
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Was passiert dann?
Das System kollabiert und es kommt zu einer großflächigen Störung. Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber müssen rasch handeln und das Land vom europäischen Netz trennen, um eine größere Katastrophe zu verhindern.
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Wie wird in dem Fall der Strom in Österreich wieder hergestellt?
Sollte es in Österreich wirklich zu einer derartigen Situation kommen und das Land vom europäischen Stromnetz abgekoppelt werden, ist man vorbereitet. Mittels mehreren "schwarzstartfähigen Kraftwerken" kann die Stromversorgung selbstständig wieder aufgenommen werden. "Diese Kraftwerke können ohne externe Stromzufuhr selbstständig hochfahren. Schrittweise werden dann weitere Anlagen zugeschaltet, bis das gesamte Stromnetz stabil wiederhergestellt ist", erklärt Christiner. Dieser Netzwiederaufbau mit den schwarzstartfähigen Kraftwerken würden die Mitarbeiter an Simulatoren regelmäßig trainieren.
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Wie dauert das?
"Anhand davon wissen wir, dass wir nach einem Blackout spätestens innerhalb von 12 und 20 Stunden wieder Strom in Österreich haben sollten. Das hat auch Spanien gezeigt", so der Experte.
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Wie auf ein Blackout vorbereiten?
Entsprechend findet Christiner es übertrieben, sich für ein 14-tägiges Blackout auszustatten. "Für mehr als zwei Tage wird es nicht notwendig sein." Dazu sollte man eine Taschenlampe und Batterien zu Hause haben, aber auch Wasser und ein paar Lebensmittel.

So ist der Experte auf ein Blackout vorbereitet

Christiner selbst habe sich nicht sonderlich auf ein Blackout vorbereitet: "Ich habe ohnehin immer ein paar Mineralwasserflaschen zu Hause und der Kühlschrank ist auch permanent voll. Irgendwo habe ich sogar noch einen alten Campingkocher."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 17.05.2025, 14:41, 17.05.2025, 14:00
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