In einigen Kreisen wird ein Spielhaus auf einem Wiener Spielplatz als Moschee ausgelegt und als Zeichen der angeblich voranschreitenden Islamisierung des Landes angesehen. Es handelt sich um kein neues Phänomen: Bereits 2021 flammte eine ähnliche Diskussion auf.
Die Behauptung ist falsch. Das Spielgerät stellt keine Moschee und auch sonst keine Gotteshaus-Abbildung dar. Es wurde dem Taj Mahal nachempfunden.
Seit Anfang September kursiert in den sozialen Medien ein Video, das einen Spielplatz in Wien zeigt. Für die weite Verbreitung sorgte ein Beitrag auf der bei Rechtsextremen beliebten Plattform Auf1.tv am 2. September (hier, hier archiviert). Auch auf den Kanälen des Senders bei X (ehemals Twitter) ist das Video zu finden (hier und hier archiviert). Das Video sei dem Sender von "mehreren wütenden Personen zugespielt" worden, heißt es in Beitrag und Caption. Zudem ist von einer "Kindermoschee" die Rede.
Das Fazit des Autors: Die Islamisierung erreiche in Wien also bereits Kinderspielplätze. Eine Haltung, die auch jene Social-Media-Userinnen und -User teilen, die den Clip ihrerseits verbreiten (etwa hier, hier und hier). Doch sie alle liegen falsch. Denn die vermeintliche Moschee ist in Wahrheit eine Abbildung des Taj Mahal (siehe Box).
Das ist der Taj Mahal
Der Taj Mahal ist kein Gotteshaus, sondern ein Mausoleum (Grabgebäude) im indischen Agra. Er wurde im 17. Jahrhundert vom Mogulkaiser Shah Jahan zum Gedenken an seine Frau Mumtaz Mahal erbaut.
Das virale Video liefert Anhaltspunkte dafür, wo sich der Spielplatz befindet: Laut dem Sprecher liegt er in Österreich. Auch der Dialekt deutet darauf hin. In den Social-Media-Posts wird konkret Wien erwähnt. Zudem ist gleich zu Beginn ein Straßenschild zu sehen.
Zwar lässt sich nur ein Teil der Adresse lesen, doch der reicht aus, um zum Spielplatz zu gelangen. Googelt man "wien 'am kaiserwa*' spielplatz" taucht in den Suchergebnissen an zweiter Stelle der Spielplatz der Kontinente auf:
Die Fotoanzeige bei Google Maps zeigt, dass auf dem Spielplatz tatsächlich ein Spielgerät steht, wie in dem viralen Video zu sehen ist. Ebenfalls zu sehen sind Spielgeräte in Form eines Koalas oder eines Kängurus.
"Der Spielplatz mit internationalem Flair" wurde im Jahr 2007 eröffnet, wie die Stadt Wien damals mitteilte (hier archiviert). Kinder könnten auf ihm "spielerisch eine Reise um die Welt antreten".
Etwa "auf dem Safari-Jeep durch Afrika, vorbei an Palmen und Affen, weiter zu kulturellen Highlights wie dem indischen Taj Mahal" – eben jenem Spielgerät, das im September 2025 plötzlich für Aufregung sorgte.
Vergleicht man Bilder des Taj Mahal mit dem Spielgerät, wird klar, dass es sich bei dem im viralen Video gezeigten Spielgerät tatsächlich um eine Abbildung dieses handelt. Sowohl die Form des Spielplatz-Häuschens als auch die vier Säulen rundherum erinnern an das Original in Indien.
Der Vergleich des Spielgeräts auf dem Spielplatz der Kontinente mit verschiedenen Moscheen zeigt dagegen deutlich weniger bis gar keine Ähnlichkeiten.
Das zeigt: Die im auf Social Media kursierenden und von auf1.tv verbreiteten Video aufgestellte Behauptung ist falsch. Sie diente wohl in erster Linie dazu, Stimmung gegen Muslime und Musliminnen zu machen.
Die Darstellung des Spielgeräts als Moschee ist nachweislich falsch. Es handelt sich um eine Miniatur-Nachbildung des Taj Mahal in Indien und ist Teil eines thematischen Spielplatzes in Wien. Das Beispiel zeigt, wie Desinformation gezielt genutzt wird, um Ressentiments zu verstärken.