Brisanter Faktencheck

Wieder Wirbel um Wiener Spielplatz mit "Kindermoschee"

Ein Video zeigt angeblich ein Spielgerät in Form einer Moschee. Das werten manche als Beweis für eine "Islamisierung". Doch die Moschee ist gar keine.
21.09.2025, 11:58
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In einigen Kreisen wird ein Spielhaus auf einem Wiener Spielplatz als Moschee ausgelegt und als Zeichen der angeblich voranschreitenden Islamisierung des Landes angesehen. Es handelt sich um kein neues Phänomen: Bereits 2021 flammte eine ähnliche Diskussion auf.

Die Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Das Spielgerät stellt keine Moschee und auch sonst keine Gotteshaus-Abbildung dar. Es wurde dem Taj Mahal nachempfunden.

Bei Rechtsextremen beliebter Sender Auslöser

Seit Anfang September kursiert in den sozialen Medien ein Video, das einen Spielplatz in Wien zeigt. Für die weite Verbreitung sorgte ein Beitrag auf der bei Rechtsextremen beliebten Plattform Auf1.tv am 2. September (hier, hier archiviert). Auch auf den Kanälen des Senders bei X (ehemals Twitter) ist das Video zu finden (hier und hier archiviert). Das Video sei dem Sender von "mehreren wütenden Personen zugespielt" worden, heißt es in Beitrag und Caption. Zudem ist von einer "Kindermoschee" die Rede.

Wieder Wirbel um eine angebliche "Kindermoschee", die keine ist, auf einem Wiener Spielplatz.
Google Street View

Das Fazit des Autors: Die Islamisierung erreiche in Wien also bereits Kinderspielplätze. Eine Haltung, die auch jene Social-Media-Userinnen und -User teilen, die den Clip ihrerseits verbreiten (etwa hier, hier und hier). Doch sie alle liegen falsch. Denn die vermeintliche Moschee ist in Wahrheit eine Abbildung des Taj Mahal (siehe Box).

Das ist der Taj Mahal

Der Taj Mahal ist kein Gotteshaus, sondern ein Mausoleum (Grabgebäude) im indischen Agra. Er wurde im 17. Jahrhundert vom Mogulkaiser Shah Jahan zum Gedenken an seine Frau Mumtaz Mahal erbaut.

Der Taj Mahal in Indien. Diesem Gebäude ist das Spielgerät auf dem Wiener Spielplatz nachempfunden.
Getty Images

Es geht um den Spielplatz der Kontinente

Das virale Video liefert Anhaltspunkte dafür, wo sich der Spielplatz befindet: Laut dem Sprecher liegt er in Österreich. Auch der Dialekt deutet darauf hin. In den Social-Media-Posts wird konkret Wien erwähnt. Zudem ist gleich zu Beginn ein Straßenschild zu sehen.

Wo sich der Spielplatz befindet, ist auch dank dieses Straßenschilds leicht herauszufinden. (Im Bild: Screenshot aus dem viralen Video)
Screenshot X

Zwar lässt sich nur ein Teil der Adresse lesen, doch der reicht aus, um zum Spielplatz zu gelangen. Googelt man "wien 'am kaiserwa*' spielplatz" taucht in den Suchergebnissen an zweiter Stelle der Spielplatz der Kontinente auf:

Die Schlüsselbegriffe führen fast direkt zum Spielplatz, auf dem der virale Clip geflimt wurde.
Screenshot Google
Der Spielplatz der Kontinente liegt direkt am Kaiserwasser im Wiener Stadtteil Kaisermühlen im 22. Bezirk.
Screenshot Google Maps

Die Fotoanzeige bei Google Maps zeigt, dass auf dem Spielplatz tatsächlich ein Spielgerät steht, wie in dem viralen Video zu sehen ist. Ebenfalls zu sehen sind Spielgeräte in Form eines Koalas oder eines Kängurus.

Der Fotobeweis: Die Taj-Mahal-Nachbildung befindet sich auf dem Spielplatz der Kontinente in Wien.
Screenshot Google

Taj-Mahal-Spielgerät existiert seit 2007

"Der Spielplatz mit internationalem Flair" wurde im Jahr 2007 eröffnet, wie die Stadt Wien damals mitteilte (hier archiviert). Kinder könnten auf ihm "spielerisch eine Reise um die Welt antreten".

Das auf dem Spielplatz eine "Reise um die Welt" möglich ist, zeigt sich auch aus der Luft: In der Mitte befindet sich eine Spielfläche in Form einer Erdkugel.
Screenshot Bing Maps

Etwa "auf dem Safari-Jeep durch Afrika, vorbei an Palmen und Affen, weiter zu kulturellen Highlights wie dem indischen Taj Mahal" – eben jenem Spielgerät, das im September 2025 plötzlich für Aufregung sorgte.

Die Taj-Mahal-Nachbildung symbolisiert zusammen mit einem Elefanten den Kontinent Asien.
Screenshot Google Earth Pro

Vergleicht man Bilder des Taj Mahal mit dem Spielgerät, wird klar, dass es sich bei dem im viralen Video gezeigten Spielgerät tatsächlich um eine Abbildung dieses handelt. Sowohl die Form des Spielplatz-Häuschens als auch die vier Säulen rundherum erinnern an das Original in Indien.

Keine Frage: Das Spielgerät hat eine markante Form. Doch die Kuppel und die vier Türme (Minarette) ...
Screenshot X
... sind denen des Tah Mahal nachempfunden. Auch das Portal und die fensterähnlichen Einlassungen finden sich beim Spielgerät.
Getty Images

Der Vergleich des Spielgeräts auf dem Spielplatz der Kontinente mit verschiedenen Moscheen zeigt dagegen deutlich weniger bis gar keine Ähnlichkeiten.

Das zeigt: Die im auf Social Media kursierenden und von auf1.tv verbreiteten Video aufgestellte Behauptung ist falsch. Sie diente wohl in erster Linie dazu, Stimmung gegen Muslime und Musliminnen zu machen.

Fazit

Die Darstellung des Spielgeräts als Moschee ist nachweislich falsch. Es handelt sich um eine Miniatur-Nachbildung des Taj Mahal in Indien und ist Teil eines thematischen Spielplatzes in Wien. Das Beispiel zeigt, wie Desinformation gezielt genutzt wird, um Ressentiments zu verstärken.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 21.09.2025, 12:01, 21.09.2025, 11:58
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