In Zukunft möchte der Zoo Zürich nur noch gefährdete oder forschungsrelevante Arten halten. Auch im Zoolino, dem Teil des Zoos, in dem Besucher und Besucherinnen Heim- und Nutztiere nicht nur beobachten, sondern auch streicheln können, wird der Tierbestand verändert: Der Fokus liegt künftig auf seltenen Nutztierrassen.
Durch Zucht soll die Population vergrößert werden, sodass die Tiere an andere Züchter abgegeben werden können. Die Tiere sollen aber auch geschlachtet und an andere Zootiere verfüttert werden. "Erhalten durch Aufessen" heißt einer der Slogans der Stiftung ProSpecieRara, die beim Zoolino mit dem Zoo Zürich zusammenarbeitet.
Fünf neue und vom Aussterben bedrohte Tierrassen sind bereits in den Zoolino eingezogen: Schwarze Alpenschweine, Bündner Oberländer Schafe, Schweizerhühner, Appenzeller Barthühner und Schweizer Dreifarben-Kleinscheckenkaninchen.
Dass in Zoos auch Tiere getötet werden, wurde in der Vergangenheit mehrfach von Tierschutzorganisationen kritisiert. Der Zoo sei sich dieser kritischen Stimmen bewusst, sagt Dominik Ryser, Leiter Kommunikation. Trotzdem brauche der Zoo Fleisch: "Unsere Fleischfresser fressen halt Fleisch."
Der Zoo Zürich deckt aktuell 10 bis 13 Prozent seines Fleischbedarfes, der Anteil soll jedoch vergrößert werden. Durch die Schlachtung von eigenen Tieren weiß man, dass die Tiere ein artgerechtes Leben hatten und was für eine Qualität das Fleisch habe, was bei gekauftem Fleisch schwieriger sei. Zudem entfällt der Transportweg, was ökologischer sei.
Auf die Haltung von Fleischfressern zu verzichten, um den Fleischbedarf zu senken, sei für den Zoo Zürich keine Option, sagt Ryser: "Der Zoo Zürich setzt sich für den Artenschutz und damit den Erhalt gefährdeter Tierarten ein. Auch zahlreiche Fleischfresser gelten als bedroht. Würden wir die Haltung aufgeben, wäre ein Erhalt gefährdeter Raubtierarten nicht mehr möglich."
Kürzlich sorgte ein dänischer Zoo für eine Kontroverse, als er nach Personen suchte, die Haustiere als Futtertiere abgeben wollten. "Willst du dein Pferd als Futter spenden?", hieß es auf der Webseite des Aalborger Zoos.
Tatsächlich werden auch im Zoo Zürich Haustiere verfüttert. "Das Tierspital ist einer unserer Fleischlieferanten", erklärt Ryser. "Wenn Tiere aus medizinischen Gründen notgeschlachtet werden müssen, können sich die Besitzer dafür entscheiden, ihr Tier als Futter für Zootiere zu spenden."
Die Verfütterung der Tiere soll zur Bestandserhaltung beitragen, sagt Ryser: "Sie alle sind Nutztiere, die langfristig nur erhalten werden können, wenn sie auch genutzt werden, denn sonst verlieren sie ihren Bestimmungszweck." Vom Aussterben bedroht waren die Rassen, weil sie zwar robuster als die inzwischen weitverbreiteten Nutztiere sind, aber weniger Ertrag erzeugten.
Zurzeit befinden sich im Zoolino noch Tiere, die nicht zu bedrohten oder seltenen Rassen gehören. In Zukunft sollen sie an andere Halter abgegeben werden oder der Zoo lässt die Bestände auslaufen – es werden also keine jungen Tiere mehr hinzugefügt. Die vorhandenen Tiere werden alt und sterben, erklärt Dominik Ryser. Möglich sei auch hier in manchen Fällen die Schlachtung der Nutztiere.