Die Ermittlungsgruppe "Luctus" hat alle Hände voll zu tun: 852 Dateien, darunter 382 Videos, wurden laut Polizei-Sprecher Sabri Yorgun bereits über eine eigens eingerichtete Plattform hochgeladen. Die Beamten werten laut APA derzeit akribisch jeden einzelnen Hinweis aus, führen Zeugenbefragungen durch und zeigen weiter Präsenz beim BORG Dreierschützengasse, dem Tatort.
Im Fokus der Ermittlungen: die Social-Media-Aktivitäten des 21-jährigen Täters. Laut Polizei gibt es mehrere Profile von Arthur A., doch nicht alle konnten bisher auch verifiziert werden. Manche Accounts wurden offenbar erst nach der Tat erstellt. Die Ermittler halten sich bedeckt, ob in Medien verbreitete Bilder von Waffen oder der Schul-Toilette wirklich vom Täter stammen.
Zahlreiche Hinweise deuten jedenfalls darauf hin, dass sich der 21-Jährige zunehmend aus der realen Welt zurückgezogen und in Online-Foren und soziale Netzwerke geflüchtet hatte. Dort soll er auch seine Gewaltfantasien geteilt haben. Welche Profile tatsächlich ihm gehören, ist derzeit aber noch unklar und Gegenstand laufender Ermittlungen.
Ein großes Problem sehen die Behörden bei der digitalen Überwachung: In Österreich fehlen gesetzliche Grundlagen, um das Internet automatisiert – etwa mit Webcrawlern – zu durchforsten. "Für eine Gefahrenerforschung im Internet braucht es die rechtliche Möglichkeit, das offene Internet automatisiert nach gefährlichen Inhalten und Hinweisen zu durchsuchen. Diese gibt es nicht und wir dürfen nur das, was gesetzlich ausdrücklich erlaubt ist", sagt Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, zur APA.
Und weiter: "Ermittler aus Fleisch und Blut stoßen hier an natürliche Grenzen. Gleichzeitig tragen wir Verantwortung, digitale Profile nicht nur zu sichten, sondern auch auf Echtheit zu prüfen und gezielt zu verifizieren." Ermittlungen in geschlossenen Foren oder Chats seien aber eben nur mit konkreten Hinweisen möglich.
Im Video: Amoklauf in Graz: "Es fühlt sich so surreal an"
In mehreren Fällen wurden online zudem bereits Kommentare entdeckt, in denen die Tat des 21-jährigen Amokläufers verherrlicht oder gutgeheißen wird. Die Polizei weist klar darauf hin, dass auch solche Aussagen strafbar sind. Erste Ermittlungen wurden bereits eingeleitet. Der virtuelle Raum sei kein rechtsfreier Raum, so die Polizei.
Am Dienstag findet in Graz eine Gedenksitzung im Landtag und eine interreligiöse Gedenkfeier im Dom statt. Am Donnerstag folgt ein Benefizkonzert – die Spenden sollen für psychologische Betreuung an der betroffenen Schule verwendet werden. Die Ermittlungen der Beamten laufen unterdessen weiter auf Hochtouren.