Die Premiere ist exakt 7:56 Minuten lang, kam direkt aus dem Parlament und hatte zur Spitze 74 Zuseher bei der Live-Premiere: Auf dem YouTube-Kanal der Roten (rund 1.200 Follower) ging am Nationalfeiertag "SPÖeins" on air.
Bablers rote "Mini-ZiB" behandelte in dieser Woche die Themen Bankenabgabe und Mietpreisbremse. Wie auch die FPÖ setzen die Roten auf (offenkundig im Spätsommer vor-aufgezeichnete) Straßenumfragen. Parteimanager Klaus Seltenheim kündigte an, "mit den Menschen in Österreich in Austausch treten" zu wollen.
Wie von "Heute" berichtet, startet die SPÖ – mitten in einer veritablen Medienkrise – ihr aus Steuergeldern und Mitgliedsbeiträgen bezahltes Partei-TV. Zeitgleich stehen viele traditionelle Medienhäuser finanziell mit dem Rücken zur Wand. Parteichef Andreas Babler (in der Regierung für Medienagenden zuständig) blieb in seinen acht Monaten im Amt jede Reform am Medienmarkt schuldig. "SPÖeins" war immerhin einen Monat nach der Ankündigung startklar.
Es sei "unser digitales Zuhause", erläuterte Moderatorin Anna Ernst im Zuge des ersten roten "Wochen-Rückblick". Bablers neues Prestigeprojekt solle "ein Ort sein, wo nicht Schlagzeilen oder Spaltung zählen, sondern Zusammenhalt". Demokratie brauche Vielfalt: "Es ist einfach gefährlich, wenn Rechtsextreme das Internet und Plattformen wie YouTube für sich alleine haben. Genau dort wollen wir sichtbar sein." Ziel? "Hier ordnen wir sozialdemokratisch ein und wir klären auf."
Nun denn. Die Einordnung in Bablers TV fällt erwartbar aus: Banken, Vorgängerregierung und Vermieter: böse, der rote Parteichef als Retter. Auszug aus einem knallharten Babler-Interview: "Das sollte man auch besser und öfters erzählen, dass wir nach ein paar Tagen in der Regierung im März den absoluten Mietpreisstopp umgesetzt haben."
Diese Meldung hat "SPÖeins" angesichts der nach wie vor immensen Teuerung von vier Prozent tatsächlich exklusiv.
Zweite Aufdecker-Story des Abends: "Halb Österreich muss sparen, aber die Banken machen satte Gewinne. Riesen-Gewinne haben die Banken gemacht. Manche sogar mehr als im Vorjahr", informiert der Babler-Rotfunk.
Zu Wort kommt dann Parteimanager Klaus Seltenheim, der Kreditinstituten "Jammern" unterstellt und dann festhält: "Wichtig, dass die SPÖ die Bankenabgabe durchgesetzt hat." Auch Klubobmann Philip Kucher gibt als dritter roter Promi die Devise aus, "alles dafür zu tun, damit das Leben in Österreich wieder leistbar wird".
In einer Straßenumfrage kommt dann zufällig auch noch Bablers Leibthema neue Steuern aufs Tapet. Eine Bürgerin sagt zu "SPÖeins": "Es könnte für die Wenigverdienenden mehr gemacht werden, dafür könnten die Mehrverdienenden mehr abgeben."
Mit welchen Kosten sein eigener Sender zu Buche schlägt, weiß Babler übrigens angeblich gar nicht: "Keine Ahnung", antwortete er nach einem Hintergrundgespräch zur Medienpolitik Journalisten. Nachsatz: "Können Sie in der Kommunikationsabteilung nachfragen, aber es sind überschaubare Summen."
"Heute" folgte dem Recherchehinweis des Neo-Kanalbetreibers. Die Kommunikationschefin der Partei wollte sich jedoch zu den Kosten für Bablers Prestigeprojekt nicht äußern. Man setze drei Vollzeit-Angestellte ein. Und: Anna Ernst kündigte in der ersten Sendung auch ein neues Studio an, aus dem hinkünftig gesendet werden solle...