Traditionell wendet sich der Bundespräsident am Nationalfeiertag in einer Rede an die Österreicherinnen und Österreicher. Alexander Van der Bellen widmete seine Ansprache des "guten Kompromiss".
Mit kaum einem Begriff werde so viel "Schindluder getrieben" wie eben dem Kompromiss. Dabei sei der gute Kompromiss "der fruchtbare Keim der Zweiten Republik", so das Staatsoberhaupt. Denn Österreich habe blutig gelernt, dass der Glaube, im Besitz der alleinigen und absoluten Wahrheit zu sein, "geradewegs ins Verderben führt."
Der "gute Kompromiss" und die Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen vormals erbitterten politischen Gegnern hätten auch erst die berühmten Worte "Österreich ist frei" von Leopold Figl möglich gemacht. Das Land sei damit frei für eine Zukunft in Wohlstand und eine Zeit des Blühens und des Optimismus geworden. Eben diese einstigen Gegner hätten erkannt, dass eine lebendige Demokratie und ein freier Staat erst durch den guten Kompromiss leben könnten.
Den Einwand mancher, dass bei einem Kompromiss beide verlieren, lässt der Bundespräsident nicht gelten. "Das wäre ein schlechter Kompromiss. Der tut nur so, als wäre er eine Lösung. Er schummelt sich am eigenen Problem vorbei. Der gute Kompromiss hingegen behält das größere Wohl aller im Auge. Aus Position A und B wird die bessere Lösung C."
Der gute Kompromiss sei auch die Grundlage des Erfolgsmodells Österreich, so Van der Bellen. Daher dürfe man ihn auch nicht aufgeben. "Der gute Kompromiss bewahrt uns davor, uns gegenseitig zu bekämpfen. Er zwingt uns dazu, auch an die jeweils andere Seite zu denken. Der gute Kompromiss ist lebenswichtig für die Demokratie – und österreichisches Kulturgut."
Alle Beteiligten müssten auch bereit sein, notfalls unpopuläre Entscheidungen zu treffen, mahnte der Bundespräsident unsere Politiker auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene – aber auch die Opposition. Denn die internationale Politik, die wirtschaftliche Situation und die Budgetlage erforderten mutige Entscheidungen. Diese müssten mutig angegangen werden, "auch wenn es weh tut. Weil es noch mehr weh tun würde, nichts zu ändern".
„Es geht ums Ganze. Es geht um Österreich!“Akexander Van der BellenBundespräsident
"Es geht ums Ganze. Es geht um Österreich", appellierte Van der Bellen an die politischen Verantwortungsträger: "Es gibt die Chance auf Veränderung zum Guten. Geben Sie sich einen Ruck! Nur Mut! Machen Sie einen Schritt nach vorne! Trauen Sie sich! Österreich ist bei Ihnen!"