Österreich schrumpft. Frauen in Österreich bekommen immer weniger und immer später Kinder. Das zeigt die neue Familienstatistik, die Ministerin Claudia Plakolm (ÖVP) am Montag veröffentlicht hat.
2024 wurden 77.238 Kinder geboren – der niedrigste Wert aller Zeiten. Das ergibt eine Fertilitätsrate von 1,3 Kindern pro Frau. Für den Erhalt der Bevölkerung wären aber 2,1 Kinder pro Frau nötig. Zudem bekommen Frauen immer später Kinder: Das Durchschnittsalter bei der ersten Geburt lag 2024 bei 30,4 Jahren. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 28,5 Jahre, 1995 lediglich 26,2 Jahre.
Spannend ist auch ein Blick auf die Nationalität: 1970 hatten noch 96,8 Prozent aller Neugeborenen die österreichische Staatsbürgerschaft. 2024 waren es nur mehr 76,1 Prozent. Die Zahl der Babys pro Jahr mit österreichischem Pass ist seit 1970 um fast 50.000 gesunken – nämlich von 108.671 auf 58.805.
Österreichweit wurden 35,8 Prozent der Mütter und 36,5 Prozent der Väter aller geborenen Kinder selbst im Ausland geboren. Mit Abstand am höchsten waren diese Werte mit 58 Prozent der Mütter und 58,7 Prozent der Väter in Wien.
In der Opposition sorgt die Familienstatistik für viel Aufregung. FPÖ-Familiensprecherin Ricarda Berger bezeichnete die Zahlen als "alarmierendes Armutszeugnis für die schwarz-rot-pinke Verlierer-Koalition". Der Rückgang der Geburtenrate sei kein Zufall, sondern die direkte Folge einer Politik, die an den Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung vorbeigehe, so Berger.
"Rekordteuerung, explodierende Wohnkosten und eine erdrückende Steuerlast haben ein Klima der Zukunftsangst geschaffen, in dem sich immer weniger junge Österreicher eine Familie leisten können“, kritisierte die freiheitliche Familiensprecherin.
Die grüne Familiensprecherin Barbara Neßler legte nach: "Die persönliche Entscheidung, ob jemand Kinder bekommt, wird jedoch durch politische Versäumnisse erschwert. Gerade beim schleppenden Ausbau der Kindergartenplätze gilt in Österreich viel zu oft das Motto: Die Mama wird’s schon richten."
In ganz Österreich, besonders im ländlichen Raum, gebe es zu wenig leistbare, gut erreichbare und ganztägige Kinderbetreuung. "Und das, obwohl das Geld für den Ausbau da wäre", so Neßler, die auf einen grünen Drei-Punkte-Plan für verlässliche Kinderbetreuung verweist.
Familienministerin Claudia Plakolm bezeichnete den Rückgang der Geburtenrate als "eine Entwicklung in der gesamten westlichen Welt. "Wir können als Politik die Rahmenbedingungen setzen, aber es ist die Entscheidung eines jeden Paares, ob es Kinder möchte oder nicht. Mir als Familienministerin ist es natürlich wichtig, alles daranzusetzen, dass junge Menschen es sich zutrauen, dass sie den Mut haben, eine Familie zu gründen", so die Ministerin.
In der Migration alleine sieht die Ministerin nicht das alleinige Gegenmittel gegen die niedrige Geburtenrate: "Wir müssen strikt zwischen zwei völlig unterschiedlichen Themen trennen: illegale Migration auf der einen und Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften auf der anderen Seite. Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und ich halte nichts davon, das zu vermischen – schon gar nicht, wenn es um Kinder geht."