Ansage zu Inflation, Wachstum

Kanzler-Formel "2-1-0" im Expertencheck: Top oder Flop?

Inflation runter auf 2 %, 1 % Wachstum – das ist Kanzler Stockers Formel für den Aufschwung. Ökonom Hanno Lorenz analysiert für "Heute", was dran ist.
Angela Sellner
29.08.2025, 05:52
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Für die "2-1-0-Formel" – 2 % Inflation, 1 % Wachstum, 0 Toleranz für Extremismus –, die VP-Kanzler Christian Stocker im "Heute"-Interview zum Rezept für den Weg aus der Krise erklärt hat, hagelt es Kritik von der Opposition. Die FPÖ spricht von "Voodoo-Ökonomie", liefert sich mit den Schwarzen einen regelrechten "Formel-Krieg". Und Grünen-Chefin Leonore Gewessler teilte am Donnerstag heftig gegen die "Ankündigungsweltmeister"-Regierung aus.

„Meine 2-1-0-Formel für Österreich lautet: Die Inflation nächstes Jahr auf 2 Prozent drücken, mindestens 1 Prozent Wirtschaftswachstum erreichen und 0 Toleranz gegenüber allen, die unsere Demokratie gefährden.“
Christian StockerBundeskanzler (ÖVP)

"Heute" hat die Stocker-Formel einem Experten-Check unterzogen. Wie realistisch ist der Kanzler-Plan für den Aufschwung? Die Einschätzung von Ökonom Hanno Lorenz vom ThinkTank Agenda Austria ist ernüchternd: "Um dort hinzukommen, muss die Regierung gar nichts tun, diese Zahlen werden laut Prognosen ohnehin erreicht."

"Nicht ambitioniert"

Insofern sei die Stocker-Formel "nicht ambitioniert". Für 2026 erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in der Tat 1,2 Prozent Wirtschaftswachstum. "Damit bleiben wir im EU-Vergleich weit hinten", so Lorenz zu "Heute". Mittelfristig könne es knapp werden für Sozialsystem und Pensionen, wenn die Regierung keine echten Maßnahmen setze: "Und diese Maßnahmen sehe ich bislang noch nicht", sagt Lorenz.

„Um dort hinzukommen, muss die Regierung gar nichts tun, diese Zahlen werden laut Prognosen ohnehin erreicht.“
Hanno LorenzÖkonom (Agenda Austria)

Selbst das eine Prozent Wachstum könnte ohne tiefgreifende Reformen nicht dauerhaft zu halten sein, meint der Experte.

Die Inflation (derzeit 3,6 Prozent), heuer getrieben vom Auslaufen der Strompreisbremse, soll 2026 laut Wifo auf 2,2 Prozent sinken. Dass die Kanzler-Ansage der 2 Prozent Inflation funktionieren könne, sei nicht unrealistisch, sagt Lorenz. "Aber nicht, weil der Kanzler es gesagt hat, sondern weil es ohnehin passiert."

Hauptproblem Energiepreise

Lebensmittelpreise und Mieten hätten im Übrigen kein großes Gewicht in der Gesamt-Teuerung, erklärt Lorenz: "Natürlich ist es gut für die Bevölkerung, wenn hier etwas passiert, aber das wird die Inflation insgesamt nicht wesentlich dämpfen."

Entscheidend verantwortlich für die Inflation in Österreich seien hohe Lohnabschlüsse und die Energiepreise. Energie sei bei uns so teuer, "weil wir in dem Bereich eine Art staatliches Kartell haben", betont Lorenz. "Sinnvoll wäre mehr Wettbewerb", sagt er im Hinblick auf die Rolle der Landesenergieversorger.

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