"Ich hab weitergearbeitet. Ich konnte doch meine Kollegen nicht im Stich lassen", sagt Dominic Krüger. Wie NÖ Aktuell berichtet, krachte dem gelernten Koch beim Ausladen von Ware eine 24-Kilogramm-Kiste aus zwei Metern Höhe auf die Hand. Seine Schmerzen ignorierte er und verrichtete pflichtbewusst seinen Dienst. Erst am nächsten Tag suchte er ein Krankenhaus auf – und meldete sich krank. Noch im Krankenstand flatterte die Kündigung ins Haus.
"Die haben sofort das Arbeitsverhältnis beendet", erzählt Krüger. Die österreichische Handelskette, bei der der 34-Jährige zu Jahresbeginn angeheuert hatte, begründete ihren Schritt lediglich mit einer angeblichen Probezeit, in der sich der junge Niederösterreicher befunden haben soll. Krüger, der einen 2-jährigen Sohn hat, ist schockiert.
Nur, wenn sie ausdrücklich im Dienstvertrag vereinbart wurde, gilt im Fleischergewerbe-Kollektivvertrag eine Probezeit. Einen solchen Vertrag hatte Krüger jedoch nie unterschrieben, er hatte nicht einmal einen Arbeitsvertrag erhalten. Und auch seinen Lohn blieb man ihm schuldig.
Allein im ersten Halbjahr 2025 wandten sich 74.000 Beschäftigte an die AK NÖ. In über 6.000 Fällen mussten die Arbeitnehmervertreter aktiv eingreifen. Zusammengerechnet konnten so rund 68,8 Millionen Euro an Ansprüchen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erkämpft werden.
In Niederösterreich, dem flächenmäßig größten Bundesland, arbeiten aktuell fast 850.000 Menschen – viele davon in Bereichen, in denen körperlich belastende Tätigkeiten zum Alltag gehören. Das Klima am Arbeitsmarkt wird zudem rauer. Wie im Fall von Dominic Krüger, zählen Konflikte rund um Löhne, Kündigungen oder Versicherungen zu den häufigsten Gründen, warum Menschen die juristische Hilfe der AK NÖ benötigen.
"Mit mir nicht", dachte sich auch Krüger und wandte sich an die Arbeiterkammer Amstetten. Bezirksstellenleiter Herbert Grurl nahm sich seines Falls persönlich an. Nun flatterte ein Antwortbrief zur besagten Lebensmittelkette: "Wir haben die Entgeltfortzahlung bis zum Ende des Krankenstandes samt anteiliger Sonderzahlungen und Urlaubsansprüche bei der Firma eingefordert", sagt Grurl. Es sollte sich zeigen, dass sich das ausgezahlt hat.
Noch bevor es zu einer Klage kam, zahlte die Firma – eine große Erleichterung für Dominic Krüger: "Ich habe zusammengerechnet etwa 8.000 Euro an offenen Beträgen bezahlt bekommen." Gleichzeitig das nur ein schwacher Trost, denn "die Hand ist nur zu 80 Prozent funktionsfähig", sagt Krüger, nachdem ihm die Arbeiterkammer zu seinem Recht verholfen hat.
Zurück in den Handel möchte Krüger nie wieder: "Sobald ich wieder gesund bin, möchte ich wieder in der Gastronomie arbeiten. Als gelernter Koch freut es mich am meisten, wenn ich meine Gäste begeistern kann."