Mit der Geheimnistuerei rund ums Gehalt ist es bald vorbei. Denn 2026 kommt ein neues Gesetz, das Unternehmen verpflichtet, alle Löhne offenzulegen. Wer wissen möchte, wie viel die Kollegen verdienen und ob die eigene Gage im Vergleich dazu fair ist, kann das künftig in der Chefetage erfragen.
Arbeitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) bringt 2026 ein neues Gesetz, das Firmen Lohntransparenz vorschreibt – mehr dazu liest du hier. Denn nach wie vor verdienen Frauen in Österreich deutlich weniger als Männer, konkret liegt das Lohngefälle bei 18,3 Prozent pro Stunde.
Umgerechnet aufs Jahr bedeutet das, dass Frauen ab 1. November 2025 gratis arbeiten.
Mit dem neuen Gesetz soll die Bezahlung in Betrieben transparent und so das Lohngefälle verringert werden. Basis ist eine EU-Richtlinie, die bis 7. Juni 2026 in nationales Recht der Mitgliedstaaten, also auch Österreichs, gegossen werden muss.
Es gehe darum, "faire und transparente Entgeltstrukturen in Österreich zu verankern“, erklärt Schumann. "Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit", sei das Ziel. Im ersten Quartal 2026 soll der Gesetzesentwurf in Begutachtung geschickt werden.
Wie genau erfährst du nun künftig, wie viel deine Kollegen verdienen? "Heute" hat die Details, wie es funktionieren soll:
Mit dem neuen Gesetz erhalten Arbeitnehmer das Recht, in ihrem Unternehmen Informationen über die Bezahlung von Kollegen einzuholen.
Den Anspruch darauf haben künftig Mitarbeiter aller Unternehmen, egal wie groß.
In der Personalabteilung namentlich nachzufragen, wie viel Kollege XY verdient, geht freilich nicht. Es muss aber Auskunft über das Durchschnittsentgelt von Mitarbeitern mit vergleichbarer Tätigkeit gegeben werden.
Konkret muss es laut der EU-Richtlinie um "gleichwertige Arbeit" gehen. Das bedeutet nicht, dass der Kollege genau das Gleiche macht, aber es muss vergleichbar sein – hinsichtlich Verantwortung, Belastung, Kompetenzen, Arbeitsbedingungen.
Umfasst sind von der Auskunftspflicht sämtliche Einkommensbestandteile, also etwa auch Überstunden und Sachleistungen.
Das Thema Geld ist aktuell weitgehend ein Tabu in Österreich. In den Betrieben wird untereinander kaum preisgegeben, wie viel man verdient. Laut einer aktuellen Umfrage, die jetzt von der Arbeiterkammer (AK) präsentiert wurde, sagen 59 Prozent der Befragten, dass an ihrem Arbeitsplatz überhaupt nicht über das Thema Gehalt gesprochen werde.
Ein Drittel habe gar keine Kenntnis über die Einkommen der Kollegen, knapp die Hälfte nur ungefähr. „Das bedeutet, dass ein Drittel der Arbeitnehmer nicht weiß, ob sie gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen“, so Eva-Maria Burger, Leiterin der Abteilung Frauen- und Gleichstellungspolitik in der AK Wien. „Knapp die Hälfte der Befragten kann nur vermuten, ob eine Lohndiskriminierung vorliegt oder nicht, diese aber nicht beweisen."
79 Prozent der Befragten wünschen sich ein Recht auf Informationen über das durchschnittliche Einkommen von Kollegen mit vergleichbarer Arbeit, wie es die Vorgabe der EU-Richtlinie und des geplanten Gesetzes ist.
Arbeitsministerin Schumann geht es nicht zuletzt um einen Kulturwandel: "Wir wollen weg vom Mythos 'Über Geld spricht man nicht' hin zu einer offenen und fairen Gesprächskultur in den Betrieben."