Verzweifelt in Gemeindewohnung

Kiffen, Schimmel: Verwalter sehen Problem bei Mieterin

Lydia E. wohnt in einem Gemeindebau, von dem sie sagt, dass er krank macht. Die Gemeinde weist ihre Vorwürfe zurück – Lydia E. selbst sei das Problem.
Aram Ghadimi
03.11.2025, 05:15
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Im vergangenen Sommer war Lydia E. am Ende – immer wieder stockt ihr die Stimme, als sie gegenüber "Heute" von den Zuständen in ihrem Gemeindebau erzählt: "Ich will jetzt endlich meine Rechte", sagte die Niederösterreicherin damals, den Tränen nahe.

Klage gegen kiffende Nachbarn

"Im ganzen Haus riecht es nach Cannabis, mehrfach habe ich das gemeldet. Passiert ist nichts", sagt E. gegenüber "Heute". Zur Geruchsbelästigung komme auch noch massiver Lärm mitten in der Nacht. Jeder Beschwerde zum Trotz werde weitergefeiert – die tiefenentspannten Nachbaren ließen sich auch durch eine Unterlassungsklage nicht die Stimmung vermiesen.

"Der Lärm ist unerträglich. Durch den Lüftungsschacht im Klo zieht tagtäglich Marihuana-Gestank in meine Wohnung", erzählt E. Selbst eine Unterlassungsklage, die "Heute" vorliegt, änderte nichts am Verhalten der Nachbarn: "Was muss noch passieren, damit Gemeinde und Hausverwaltung endlich etwas tun?", fragte sich Lydia E. schon im Sommer.

„Rauchen von Marihuana, soweit [dies] das ortsübliche Ausmaß übersteigt, [ist] zu unterlassen.“
VersäumungsurteilBezirksgericht Mödling, Mai 2023

Von ihrer Hausverwaltung VIVIThv GmbH und der Gemeinde Vösendorf fühlt sie sich nicht nur im Stich gelassen, sondern "verascht", wie sie sagt. "Ich war jung, Anfang zwanzig, als ich von Oberösterreich an den Wiener Stadtrand zog", erklärt E. Was mit einer großen Vorfreude begann, stellte sich nach und nach als große Belastung heraus.

"Als ob Lärm und Gestank nicht schon genug wären, tut die Hausverwaltung weiterhin nichts gegen den Schimmel in meiner Wohnung", erzählt Lydia E. und muss dabei mit Tränen kämpfen: "Ich habe Morbus Hashimoto, eine schwere Schilddrüsenunterfunktion und eine Fibromyalgie, die man früher Weichteilrheuma nannte. Beides wegen der Schimmelsporen. Ich bin hier im Haus sehr schwer krank geworden." In der Rückschau, sagt E., sei ihr klar geworden, dass ihre Gemeindewohnung sie krank gemacht habe.

Dabei gibt es ein großes Dilemma: Lydia E. hat nämlich beschlossen, auf ihren Rechten zu bestehen. Vertreiben lassen will sie sich nicht. Die günstige Gemeindewohnung (die Miete beträgt 338 Euro, Anm.) will sie nicht einfach aufgeben. Deshalb wandte sie sich bereits im vergangenen Juli an "Heute", um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen.

Schimmel und Kiffen im "ortsüblichen Ausmaß"

"Meine erste Wohnung hier musste ich abgeben. Ich wurde wegen akuter Gefahr umgesiedelt, so verschimmelt war alles." Ein Betretungsverbot sei ausgesprochen worden. Unter einem Laminatboden und einer Schicht altem Linoleum sei ein vermoderter Holzboden aufgetaucht, in dem kleine schwarze Käfer lebten.

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"In meiner jetzigen Wohnung ist der Horror erst richtig losgegangen", sagt E., denn unter einer dünnen Schicht Farbe schimmle es auch in dieser Wohnung. Zur Draufgabe gebe es täglichen Lärm und Cannabis-Geruch. Wie ein Scherz liest sich das Gerichtsurteil gegen die Nachbarin:

"Die Beklagte ist schuldig, ab sofort bei sonstiger Exekution, die bislang von ihr oder ihren Familienangehörigen in ihrem Mietobjekt in 2331 Vösendorf, Ortsstraße ..., verursachte Lärmbelästigung und Geruchsbelästigung durch das Rauchen, insbesondere das Rauchen von Marihuana, soweit diese das ortsübliche Ausmaß übersteigt, zu unterlassen", hieß es bereits 2023 vom Bezirksgericht Mödling.

Hausverwaltung will nichts gewusst haben

"Können Sie bitte die Frau L. darauf aufmerksam machen, dass es noch andere Bewohner gibt?", oder: "Es besteht ein Gerichtsurteil gegen Frau L. und auch zwei Exekutionsanträge. Selbst da wird nichts unternommen!", solche Sätze schrieb E. ihrer Hausverwaltung.

"Heute" konfrontierte im Juli die Geschäftsführerin der VIVIThv GmbH, Katharina Eicher, mit den Vorwürfen. Die Antwort überraschte: "Aktuell war uns nicht bekannt, dass es ein Schimmelproblem gibt", hieß es seitens der Hausverwaltung. Zum Cannabis-Geruch schrieb Eicher, dass nur weitere rechtliche Schritte gesetzt werden könnten, wenn Beweise vorliegen.

Erst vor wenigen Tagen wandte sich Lydia E. wieder an ihre Hausverwaltung, die nach dem letzten "Heute"-Bericht kleine Renovierungen veranlasst hatte: "Werte Herrschaften, die Arbeiten am Klo sind mit heute zwar beendet, aber das Marihuana-Gestank-Problem wird weiterhin bestehen bleiben. Ich hätte gerne gewusst, wie das Problem gelöst wird? Und da wäre noch das Problem mit dem Schimmel im Vorzimmer und Bad. Ist noch immer da und gehört beseitigt!"

Die Malerfirma sagte E., dass sie von der Schimmelproblematik nichts wisse. "Was gedenken Sie also dagegen zu unternehmen?", fragt E. die Hausverwaltung und bietet an, die Arbeiten selbst zu übernehmen, wenn man im Gegenzug die Kosten der Materialien übernehme: "So sparen Sie zumindest die Kosten der Malerfirma, und ich kann mich ehestmöglich darum kümmern und müsste nicht wieder Wochen und Monate warten."

"Bauliche Mängel sind auszuschließen"

In der Zwischenzeit ist auch ein Gutachten zum Zustand der Gemeindewohnung erstellt worden. Die Hausverwaltung schreibt: "Wir dürfen Ihnen hiermit mit Genehmigung des Sachverständigen und im Namen der Marktgemeinde Vösendorf den Sachverständigenbericht vom 01.10.2025 im Anhang zur Kenntnis bringen. Zusammengefasst geht aus diesem Bericht hervor, dass kein visueller Schimmel festgestellt wurde. Bauliche Mängel sind auszuschließen."

Besseres Lüften empfohlen

Die im Sachverständigenbericht empfohlenen baulichen und technischen Maßnahmen seien vermieterseitig umgesetzt worden: "Es werden keine weiteren Maßnahmen ergriffen", schreibt die Hausverwaltung lapidar und fügt an: "Sie werden jedenfalls ersucht, das Abkleben des Abluftgitters zukünftig zu unterlassen."

Als "kausale Ursachen für Verunreinigungen und Fleckenbildungen" nennt die VIVIThv GmbH "das Abkleben des Abluftgitters, unzureichendes Lüftungsverhalten sowie mieterseitig verursachte Beeinträchtigungen in der Luftzirkulation des gesamten Wohnbereiches". Kurzum, man empfiehlt E. besser zu lüften.

Keine Schritte gegen lärmende Kiffer-Nachbarn

Betreffend der Meldungen über Marihuana-Geruch sei festzuhalten, dass Lydia E. "bis heute die einzige Beschwerdeführerin" sei. Weder im Zuge von Objektbegehungen noch beim Termin mit dem Sachverständigen hätten Geruchsbelästigungen dokumentiert werden können:

"Nach rechtlicher Prüfung und Abwägung der vorliegenden Unterlagen wurde ein Prozessrisiko als zu hoch eingestuft. Aus diesem Grund werden vermieterseitig keine rechtlichen Schritte gegen die genannte, mutmaßliche Verursacherin eingeleitet. Aus Sicht der Hausverwaltung werden die Angelegenheiten somit als abgeschlossen angesehen."

"Das kann doch alles nicht wahr sein", sagt Lydia E. Vor Gericht habe es doch eine Zeugin gegeben, die ebenfalls gegen die Nachbarin ausgesagt habe. "Nach kleinen kosmetischen Arbeiten in meinem Klo soll das Schimmelproblem gelöst sein? Das ist doch Wahnsinn!"

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 03.11.2025, 17:28, 03.11.2025, 05:15
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