Nach dem Amoklauf im BORG Dreierschützengasse in Graz, bei dem ein ehemaliger Schüler (21) zehn Menschen und dann sich selbst erschoss hat, sitzt der Schock bundesweit immer noch tief. Die Frage nach dem Warum bleibt weiterhin unbeantwortet. Einen Erklärungsversuch unternahm jedoch Jugendpsychiater Paul Plener der MedUni Wien Dienstagabend in der ZIB2.
"Es handelt sich oft um Personen, die verschiedene Kränkungserlebnisse hatten, die vielleicht von außen gesehen gar nicht so groß gewichtet wurden, aber subjektiv sehr schwer gewogen worden sind", so der Präsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
In weitere Folge führte der Experte aus, dass es sich in den meisten Fällen um männliche Täter handelt. "Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen von weiblichen School Shootings oder wo die Täterin weiblich war." Warum es sich fast immer um männliche Täter handelt, dazu gebe es verschiedene Erklärungsansätze.
"Einer ist, dass sich Männer bei gesundheitlichen Problemen, sei es körperlicher oder seelischer Natur, seltener Hilfe holen." Das äußere sich unter anderem dadurch, dass Männer statistisch früher sterben und eine dreimal höhere Suizidrate haben als Frauen. "Auch hier sprechen wir letzten Endes von einem Suizid des Täters. Es gehört offensichtlich nicht zu unserem Männlichkeitsbild, dass man, wenn man schwierige Situationen hat, Probleme hat, Belastungen hat, man sich externe Hilfe holt", erklärt Plener.
Gewaltbereiter als Frauen seien Männer jedoch nicht unbedingt. "Es gibt verschiedene Formen der Gewalt, wie relationale Gewalt. Hier sieht man vor allem im Jugendbereich, dass auch Mädchen durchaus einiges an Aggressionspotential haben können."