Es wird immer schlimmer: Aktuell leidet jeder zweite Österreicher an der Hitze. In den Nächten fühlt sich jeder Dritte unwohl. Das ist eine enorme Steigerung zu 2019, wo noch fast jeder fünfte Probleme hatte. Im Gesamtranking ist Niederösterreich am drittstärksten betroffen. Nur Wiener und Burgenländer leiden noch mehr. Während fast jedem zweiten Niederösterreich von der Hitze belastet ist, trifft es sogar 17 Prozent sehr stark.
Am meisten zu schaffen mit der Hitze haben es die Menschen im nördlichen Wiener Umland. Rund 53 Prozent fühlen sich belastet. Knapp darunter mit 48 Prozent befindet sich das Weinviertel, der Ballungsraum St. Pölten und die Region Mostviertel-Eisenwurzen. Am wenigsten stört es die Bevölkerung im Waldviertel. Dennoch sind fast ein Drittel ebenfalls von den hohen Temperaturen gestört.
Nicht nur im Wohnbereich erdrücken einen die hohen Temperaturen, auch die Mobilität wird durch die Hitze eingeschränkt. So können gesundheitlich beeinträchtigte Personen und ältere Menschen Gehsteige in der prallen Sonne nicht benutzen. Deshalb betont der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die Wichtigkeit von an den Klimawandel angepasste Straßen.
"Konkret heißt das, Bäume pflanzen sowie Flächen entsiegeln und begrünen", sagt VCÖ-Experte Sebastian Raho. Nicht nur Menschen profitieren von den Grünflächen, sondern auch Hunde. Denn der Asphalt kann sich in der Sonne auf rund 60 Grad aufheizen, was bei den Pfoten der Vierbeiner zu schlimmen Verbrennungen führen kann. Mit dem Schatten reduziert sich die Oberflächentemperatur um bis 25 Grad Celsius.
Aber auch die Warteflächen bei Fußgängerampeln können zu einem Problem werden, wenn diese in der prallen Sonne liegen. Vor allem lange Rotphasen stellen eine Gefahr dar. Raho schlägt daher vor mehr Beschattungen und kürzere Rotphasen.
"Gerade in den Hitzemonaten Juli und August sind urlaubsbedingt weniger Autos in den Städten unterwegs und damit kürzere Rotphasen bei Fußgängerampeln aus Mobilitätssicht leicht möglich", betont der Experte.
Der Verkehr heizt den Klimawandel nicht nur durch seine Abgase an, sondern auch durch Straßen, Parkplätze und die Abwärme der Fahrzeuge werden die Temperaturen in die Höhe getrieben. Mit einem höheren Anteil an Mobilität durch Öffis, Fahrrad und zu Fuß könne man den Klimawandel einbremsen und mehr Platz für Begrünung schaffen, heißt es von Raho.
In Niederösterreich gibt es laut VCÖ bereits mehrere Vorzeigeprojekt für Entsiegelung und Begrünung. Zum Beispiel in Tulln, Amstetten oder St. Pölten. So wurde in Tulln der Nibelungenplatz von einem großen Parkplatz für rund 200 Autos in einen Park mit Bäumen und Grünflächen verwandelt.
Amstetten hat auf seinen Hauptplatz 70 Bäume gepflanzt. Durch das Schwammstadtprinzip wurde unter dem Hauptplatz ein Stauraum für rund 370.000 Liter Wasser geschaffen. Dadurch kann bei Starkregen eine lokale Überschwemmung verhindert werden.
In St. Pölten wird momentan der Promenadenring begrünt und durch die neue Bäume die Beschattung von fünf auf 50 Prozent erhöht.
Entwarnung gibt es keine: Die Temperaturen steigen immer weiter. Seit dem Jahr 1900 wurde es um 3,1 Grad Celsius wärmer, das ist mehr als doppelt so viel wie der globale Durchschnitt zeigte der Sachbestandbericht. Auch die Zahl der Hitzetage hat bereits zugenommen und sie werden immer mehr.