Ausblick für NÖ

AMS-Kern: 2026 Sinken der Arbeitslosigkeit erwartet

Niederösterreichs AMS-Chefin Sandra Kern erwartet für 2026 einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Im Bundesvergleich stünde NÖ recht gut da.
Aram Ghadimi
17.12.2025, 04:00
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Es ist eine vorsichtige Prognose, die "Heute" vom Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich vorgelegt bekommen hat. Erstmals in drei Jahren wird ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit erwartet. Doch auch bei einer Erholung der Konjunktur und einer wachsenden Wirtschaft bleibt der Kampf gegen Jobverluste eine große Herausforderung.

Für das kommende Jahr, so heißt es aus der Chefetage des AMS NÖ, würden Wirtschaftsforscher mit einem zarten Wachstum von etwa einem Prozent rechnen. Zwar werde die Entlastung für den Arbeitsmarkt nur gering ausfallen, doch in Niederösterreich könnte sich dadurch im Jahresdurchschnitt nach langer Zeit wieder ein Minus beim Anstieg der Arbeitslosigkeit ergeben.

NÖ steht im Vergleich besser da

Im heurigen Jahr wird die Arbeitslosenquote aller Wahrscheinlichkeit nach unter dem Bundesschnitt bleiben, heißt es vom AMS NÖ in Berufung auf aktuelle Daten. So läge die Arbeitslosigkeit derzeit bei rund 45.400 Personen. Ein Rückgang um 1,9 Prozent, während sie österreichweit um 0,6 Prozent gestiegen sei.

Zeitgleich sank die Arbeitslosenquote, die derzeit bei 6,4 Prozent liegt, um 0,1 Prozentpunkte, während sie bundesweit gleich blieb. Bei den 659.300 unselbstständig Beschäftigten gab es ein leichtes Plus von 0,4 Prozent.

Probleme bei Jungen, Älteren und Frauen

Niederösterreichs AMS Chefin Sandra Kern sagt dazu, dass es ihr ausgesprochenes Ziel sei, die sogenannte Sockelarbeitslosigkeit – also Arbeitslosigkeit, die selbst bei einer Hochkonjunktur bestehen bleibt – bestmöglich zu bremsen. "Wir setzen hier auf Vermittlung vom ersten Tag an. Passende Qualifizierung für die Zukunft ist hier ein zentraler Hebel."

Für eine moderne und nachhaltige Vermittlungsarbeit werde man neuen Online-Formate wie die Vermittlungsplattform und MeinAMS intensiver anbieten, aber auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft verstärken. Dazu Kern: "Unser besonderes Augenmerk liegt hier künftig auf hochwertiger Weiterbildung, wirkungsvolle berufliche Rehabilitation und Erleichterungen beim Arbeitsmarkteinstieg für junge Menschen, Frauen und alle ab 55 Jahren."

Erste Bilanz für 2025 liegt vor

Die schleppende Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre, mit einem nahezu Null-Wachstum in Niederösterreich, hat am Arbeitsmarkt des flächenmäßig größten Bundeslands deutliche Spuren hinterlassen: Die Arbeitslosigkeit stieg im laufenden Jahr um 4,3 Prozent, die Langzeitarbeitslosigkeit sogar um 16,3 Prozent – das zeigen erste Hochrechnungen des AMS für 2025. Dennoch, erreicht Niederösterreich mit diesem Ergebnis deutlich bessere Werte als Österreich insgesamt.

Lücke durch Babyboomer erwartet

Die demografische Entwicklung, das schrittweise Ausscheiden der Babyboomer (durch Pensionierungen, Anm.) in den kommenden Jahren, werde weiterhin für anhaltenden Fachkräftebedarf seitens der Wirtschaft sorgen, heißt es vom AMS.

Das habe man auch schon im laufenden Jahr zu nutzen gewusst: "Für voraussichtlich 73.500 Jobsuchende aus NÖ gelingt heuer der berufliche Wiedereinstieg. Darunter befinden sich auch 2.400 Langzeitarbeitslose", fasst das AMS zusammen. Rund 11.000 Fachkräfteausbildungen wurden gefördert. Bisher habe man 76.000 freie Stellen mit passenden Arbeitskräften besetzen können.

2025 sei von einer schleppenden Konjunkturerholung gekennzeichnet gewesen. Die beschleunigte Inflation, gedämpfte Konsumbereitschaft und große Unsicherheit im Welthandel, hätten die Arbeitslosigkeit in NÖ weiter steigen lassen, während Beschäftigungszuwächse überschaubar geblieben sein. Im Jahr 2026 sei, laut ersten Prognosen, mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen.

"Zwar kämpften wir 2025 mit konjunkturellem Gegenwind, aber der gute Branchenmix in Niederösterreich und die anhaltende Fachkräftenachfrage kamen uns bei der Vermittlungsaufgabe zu Hilfe", sagt AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Kern. Und: "Auch wenn sich die steigende Langzeitarbeitslosigkeit nicht vermeiden ließ und für jede einzelne Person bitter ist, so ist es doch gelungen, in Niederösterreich das Plus bei der Langzeitarbeitslosigkeit mit 16 Prozent deutlich unter dem österreichweiten Niveau von über 25 Prozent zu halten."

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Insgesamt habe man 740.000 Vermittlungsvorschläge an Arbeitslose ausgegeben. Zu Jahresende könnten 73.500 Arbeitsaufnahmen und über 76.000 Stellenbesetzungen erreicht sein. Dazu kommen noch 5.200 Besetzungen von Lehrstellen.

Austausch mit Wirtschaft

Zudem gab es heuer einen intensiven Austausch mit der Wirtschaft, um die Vermittlungsarbeit nachhaltiger zu gestalten. So habe man über 10.000 Betriebsbesuche organisiert, bei den AMS-Foren in Brunn am Gebirge und St. Pölten waren 226 Unternehmensvertreter zu Gast und im Herbst startete eine Serie von Round-Table-Gesprächen, um dem Fachkräftemangel wirkungsvoll zu begegnen.

Im kommenden Jahr möchte das AMS Kompetenzen bündeln und neue Modellprojekte testen. Im Zentrum steht dabei, die Zusammenarbeit mit Betrieben und zwischen Betrieben, um die Arbeitsmarktintegration von Langzeitarbeitslosen zu verbessern.

Durchschnittlich drei Monate zum nächsten Job

Im Schnitt dauerte der berufliche Wiedereinstieg im Jahr 2025 in Niederösterreich 96 Tage. Je älter die Personen waren, umso länger dauerte die Jobsuche: Personen über 50 Jahre suchten durchschnittlich 20 Tage länger.

Ausblick für 2026

Im kommenden Jahr nimmt das AMS NÖ rund 9 Millionen Euro in die Hand, um die Arbeitsmarktintegration der Generation 50 plus mit Lohnkostenförderung in privatwirtschaftlichen und sozialintegrativen Unternehmen zu unterstützen.

Weitere 55 Millionen Euro sollen für die Fachkräftequalifizierung verwendet werden – mit Ausbildungen in Berufsbereichen wie Technik, Handwerk und Green Jobs und Pflege. Für Frauen, Jugendliche ohne Lehrabschluss, Migranten und Jobsuchende mit gesundheitlichen Problemen wird es eine gezielte Qualifizierungsförderung geben.

Gerade bei Frauen ist die Arbeitslosigkeit mit 5,2 Prozent überdurchschnittlich stark gestiegen. Mehr als die Hälfte des Förderbudgets 2026 ist für Frauen vorgesehen. Beim Jobvermittlungsformat Jobbörse werden die Branchen Gesundheit und Pflege sowie Gastronomie und Fremdenverkehr einen Schwerpunkt bilden.

{title && {title} } agh, {title && {title} } 17.12.2025, 04:00
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