"Geboren wurde ich in Zwettl, im einzigen Spital der Gegend", erzählt Christian Pfeiffer. Im nördlichen Waldviertel, in Arbesbach, wo er aufgewachsen ist und heute lebt, führte Pfeiffer die Tischlerei seiner Eltern weiter, nachdem er zuvor die Tischlerlehre absolviert hatte, einige Jahre in Linz tätig war und Mitte der 1980er-Jahre Meisterschule abgeschlossen hatte.
"Es waren andere Zeiten, als ich 1991 die elterliche Tischlerei übernommen habe", sagt Pfeiffer. Zur besten Zeit habe er bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigen können: "Ich war bis 2015 selbstständig, dann ging es einfach nicht mehr", erzählt er. Sein Gesichtsausdruck verrät, dass eine schwierige Zeit folgte: "Ich war plötzlich ohne meine gewohnte Arbeit."
Die Tischlerei, die bereits von seinen Großeltern betrieben wurde, muss Pfeiffer schließen. "Monatelang habe ich keinen Job gefunden", erzählt der Niederösterreicher. Sein Schicksal ist kein Einzelfall. Das Land Niederösterreich gab im September bekannt, dass zuletzt wieder mehr ältere Menschen ihre Jobs verloren oder aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden waren. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg bei Personen ab 50 Jahren 5,7 Prozent.
"Man hätte bei ihm sagen können 'aus dieser Existenz wird nichts mehr'", sagt AMS-NÖ-Chefin Sandra Kern gegenüber "Heute". "Aktuell befinden wir uns in einer Phase des Nullwachstums. Wir rechnen also für 2026 mit einem Anstieg der allgemeinen Arbeitslosigkeit von etwa 4 Prozent." Die Herausforderungen für die Gesellschaft und auch das AMS nehmen nicht ab:
"Während die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt, insbesondere im höheren Alter (eine Folge der Angleichung des Pensionsantrittsalters von Männern und Frauen, Anm.), erhöht sich im Alter das Risiko gesundheitlicher Einschränkungen, was die Jobsuche zusätzlich erschwert", fasst Kern zusammen: "Die allergrößte Mehrzahl der Menschen ohne Job will arbeiten, das zeigt unsere Erfahrung."
Doch in der Generation 50 Plus, heißt es gleichzeitig vom AMS, kämpfe ein Drittel der gemeldeten Personen mit gesundheitlichen Problemen: "Ein Trend, der nicht abreißen wird. Im Gegenteil, durch die gestiegene Lebenserwartung und die längere Lebensarbeitszeit, steigt die Zahl der Personen mit diesen Herausforderungen." Daran zeige sich, wie wichtig auch ein Umdenken bei Unternehmen sei.
Christian Pfeiffer ist ein Dreivierteljahr arbeitslos, bis er durch die Vermittlung des AMS beim Waldviertler Unternehmen Sonnentor vorstellig wird. Mit einem Staplerschein bringt er eine gute Voraussetzung mit, um in der Logistik einzusteigen. "Damals war ich schon fast 55 Jahre alt", sagt Pfeiffer.
"Bei Sonnentor bin ich als ganzer Mensch angesehen worden, mit Stärken und auch Schwächen, nicht gerade häufig in der heutigen Arbeitswelt", sagt er. Pfeiffer entscheidet sich, mit der Unterstützung des AMS, einen Tschechisch-Kurs zu absolvieren, um die Verständigung beim Warenaustausch mit dem Schwesternunternehmen in Tschechien zu verbessern. Und er besucht zusätzlich einen Office-Kurs, um die Datenverarbeitung rund um Versand- und Logistikprozesse sicher am Computer umsetzen zu können. So findet er, unterstützt vom AMS, seinen Platz im Team von Sonnentor.
"Heute" sprach dazu auch mit Sonnentor-Geschäftsführer Klaus Doppler, der in seinem Arbeitsleben selbst durch unterschiedliche Stationen gegangen ist. Doppler, der heute so alt ist wie Christian Pfeiffer als er arbeitslos wurde, sagt: "Wir melden dem AMS jedes Jahr viele offene Stellen. Wenn jemand lange keinen Job gefunden hat, sprechen wir gemeinsam über die Gründe und überlegen, welche Tätigkeit vielleicht passen könnte. So war es auch bei Herrn Pfeiffer." Und sein Beispiel zeigt: Nicht jeder AMS-Kurs läuft ins Leere.
Das AMS forcierte zuletzt seine Bemühungen, ein Modell für den gesicherten Einstieg von Fachkräften zu etablieren. Dazu gehören geförderte Arbeitsplätze in Partnerunternehmen, aber auch die "Hinaufqualifizierung von Arbeitssuchenden". Heuer wurden dafür bereits 39,6 Mio. Euro in die Hand genommen. Ein neues Model hilft bei der nachhaltigen Weiterqualifizierung. Es lässt Betroffenen mehrere Wochen Zeit, um Informationen zu sammeln, Dinge auszuprobieren und sich dann zu entscheiden.
"Bisher haben das 600 Jobsuchende genutzt, 319 von ihnen blieben bei der Ausbildung, die sie gewählt haben", sagt AMS-Chefin Kern. Die Herausforderung bestünde darin, "die richtige Ausbildung, für die richtige Person und dann den richtigen Betrieb zu finden." Dennoch schafften es zuletzt zwei Drittel der Absolventinnen und Absolventen von AMS-Bildungsangeboten drei Monate nach Schulungsende im Erwerbsleben Fuß zu fassen.
Zurück in Arbesbach: "Ich bin mittlerweile seit 2023 in Pension", erzählt Pfeiffer. Heute ist er 65 Jahre alt und blickt auch eine gute Zeit bei Sonnentor zurück: "Acht Jahre waren es. Und es geht weiter. Ich arbeite derzeit geringfügig mit, neben der Pension." Dann lacht Pfeiffer: "Ich will eigentlich auf zwei oder drei Tage pro Woche aufstocken. Denn, meine Frau ist etwas jünger und hat noch ein paar Jahre bis zur Pension. In dieser Zeit will ich auch noch arbeiten."