GesundheitsTrends Kolumne

Fit nach der Erkältung: Dein Weg zurück ins Gym

Warum es so schwer ist, Ruhe zu geben und wann Sport nach einer Pause wirklich sinnvoll ist. Der Heute-Check.
Nastassja Offenbacher
24.10.2025, 12:43
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Fast jede:r kennt das: Die Erkältung klingt endlich ab, die Stimme ist zurück, der Kopf ist klarer – und sofort meldet sich das schlechte Gewissen. Man war gerade so gut im Training und eine Erkältung "zerstört" die Fortschritte.

Gerade wer regelmäßig Sport macht, kennt das Dilemma: Nach Krankheit will man schnell wieder an alte Leistungen anknüpfen – schließlich war man vorher so im Flow. Diese Woche ging es mir genau so und am liebsten würde ich wieder ins Gym. Doch ich zwinge mich zu warten – dieses Mal.

Denn der Körper braucht nach einer Infektion Zeit, um nicht nur zu genesen, sondern auch wieder aufzubauen. Und das beginnt manchmal mit dem Schwierigsten überhaupt: einfach mal nichts zu tun.

Warum Ruhe kein Rückschritt ist

Wir leben in einer Zeit, in der man sich selbst beim Kranksein schlecht fühlt. Kaum hustet man nicht mehr, sitzt man schon wieder mit Laptop im Bett, schaut nach, was man verpasst hat. Ruhe hat – besonders in der schnelllebigen digitalen Welt – ihren Platz verloren.

Dabei passiert während der Genesung unglaublich viel Wichtiges: Selbst wenn das Fieber längst weg ist, arbeitet das Immunsystem noch auf Hochtouren. Zellen werden repariert, Schleimhäute regenerieren sich, Entzündungen klingen ab. Und das funktioniert nur, wenn der Körper nicht gleichzeitig neue Aufgaben bekommt.

Was dabei oft vergessen wird: Auch das Gehirn braucht wirklich Pause. Wenn wir krank sind, verbringen wir Stunden am Handy (da sind wir uns sicher alle einig!), schreiben, lesen, scrollen. Wir sind körperlich ruhig, aber mental auf Dauerdruck. Das ständige Reagieren, der Nachrichtenstrom, die Reize – all das verhindert, dass der Körper in den tiefen Erholungsmodus kommt.

Der Körper braucht mehr Zeit, als wir glauben

Das Schwierige am Gesundwerden ist, dass man den Fortschritt nicht sieht. Es gibt keinen sichtbaren Punkt, an dem alles wieder "normal" ist. Der Körper entscheidet selbst, wann er bereit ist und das dauert oft länger, als wir denken.

Selbst nach einer einfachen Erkältung kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis der Körper wirklich wieder stabil ist. Das Immunsystem hat Energie verbraucht, Reserven sind leer, Muskeln fühlen sich schwer an, die Konzentration ist noch schwankend. Wenn man jetzt sofort wieder Vollgas gibt, verschiebt man die Heilung – oder riskiert einen Rückfall.

Viele Ärzt:innen sagen, dass man mindestens drei Tage vollkommen symptomfrei sein sollte, bevor man wieder mit Bewegung beginnt. Und selbst dann sollte man klein anfangen – mit Spaziergängen, leichtem Dehnen, vielleicht ein paar Minuten lockerer Bewegung. Der Körper gibt klare Zeichen, wenn es zu früh ist: Müdigkeit, schneller Puls, ein Druckgefühl auf der Brust oder einfach das Gefühl, dass alles zu anstrengend ist.

Die Angst, alle Sportfortschritte zu verlieren

Wer regelmäßig trainiert, kennt die Sorge: Eine Woche Pause, und schon ist alles dahin. Doch das stimmt nicht: Muskelabbau beginnt erst nach etwa zehn Tagen völliger Inaktivität – und selbst dann nur minimal. Wer zuvor regelmäßig trainiert hat, baut ohnehin langsamer ab, weil Muskeln ein Gedächtnis haben. Sobald man wieder anfängt, erinnert sich der Körper, wie stark er war. Dieses sogenannte "Muscle Memory" sorgt dafür, dass verlorene Kraft rasch zurückkehrt.

Auch die Ausdauer schwindet nicht in wenigen Tagen. Nach einer Woche Pause merkt man vielleicht, dass die Beine schwerer sind oder der Atem schneller geht, aber das ist meist kein echter Leistungsverlust, sondern einfach ein Zeichen, dass der Körper sich noch im Erholungsmodus befindet. Nach wenigen Einheiten ist die alte Form wieder da.

Wer zu früh startet, macht vieles kaputt

Was dagegen wirklich schadet, ist Ungeduld. Wer zu früh startet, wenn das Immunsystem noch nicht vollständig regeneriert ist, kann sich Wochen zurückwerfen. Manche schleppen dann eine hartnäckige Müdigkeit oder kleine Entzündungen über Monate mit.

Man könnte also sagen: Wer Ruhe hält, verliert nichts – im Gegenteil. Man gewinnt Stabilität, Energie und Kraft. Der Körper ist kein Gegner, den man austricksen muss. Er ist ein Partner, der weiß, wann es Zeit ist, zu gehen – und wann zu bleiben.

Der richtige Moment, wieder zu starten

Wenn man spürt, dass man wieder Energie hat, kein Husten, kein Schwindel, kein Fieber – dann kann man beginnen. Aber: In den ersten Tagen sollte man darauf achten, wie man sich danach fühlt. Fühlt man sich belebt oder erschöpft? Kommt Müdigkeit oder Zufriedenheit? Das ist der beste Indikator dafür, ob man bereit ist.

Und dann gilt: Schritt für Schritt. Erst lockere Einheiten, dann längere, dann intensivere. Der Körper wird schnell wieder anknüpfen, wenn er merkt, dass er respektiert wird.

Vor allem aber sollte man in dieser Phase nicht in alte Muster zurückfallen. Krankheit zeigt uns, wie viel wir unserem Körper abverlangen – und wie selten wir wirklich zuhören.

Manchmal beginnt Heilung genau in dem Moment, in dem man aufhört, sich selbst etwas beweisen zu wollen.

{title && {title} } nas, {title && {title} } Akt. 24.10.2025, 13:01, 24.10.2025, 12:43
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