Trinkgeld ist in Österreich steuerfrei und soll das bleiben, es fallen jedoch Sozialversicherungsabgaben darauf an. Deren Höhe bemisst sich an der sogenannten Trinkgeldpauschale, die derzeit je nach Bundesland und Branche unterschiedlich hoch ist. Bei Kellnern etwa liegt die Pauschale jetzt zwischen 32 (Burgenland) bis 59 Euro (Wien) monatlich. Der Betrag dient als Bemessensgrundlage für den zu entrichtenden Sozialversicherungsbeitrag.
Weil immer mehr Gäste auch das Trinkgeld per Kartenzahlung erledigen, wird auch für den Staat transparenter, wie viel Kellner sich so dazuverdienen. Weil bei erheblichen Abweichungen von den Pauschalbeträgen in manchen Bundesländern dann die tatsächlich zugeflossenen Trinkgelder heranzuziehen sind, kommt es nun zu einer Flut an Nachzahlungsforderungen durch die Sozialversicherung.
Dieses Wirrwarr samt Fleckerlteppich will die Regierung nun auflösen und vereinheitlichen. Über das Wie besteht auf Ebene der Sozialpartner – Wirtschaftskammer und Gewerkschaft bereits eine Einigung.
Der Zwischenstand sieht so aus: Trinkgeld bleibt steuerfrei, zur Berechnung der Sozialabgaben soll eine bundesweit einheitliche und teils höhere Pauschale kommen. Diese soll bei Kellnern mit viel Trinkgeld auf 95 Euro, und bei Kellnern mit wenig Trinkgeld auf 40 Euro festgesetzt werden. Für derzeit noch ausständige Beträge sollen keine Nachzahlungsforderungen mehr ausgeschickt werden.
Finanzminister Markus Marterbauer bestätigte das auch Dienstagnacht in der ZIB2: "In diese Richtung wird es wohl gehen. Und wenn es uns gelingt, eine einheitliche Pauschale zu erreichen, dann ist eine gute Lösung für alle Beschäftigten."
Während ÖVP und SPÖ in der Trinkgeld-Streitfrage bereits zueinander gefunden haben, legen sich die NEOS noch quer. Die Pinken wollen eine generelle Streichung der Abgaben aufs Trinkgeld. Sie versprechen sich dadurch einen geringeren Aufwand für die Unternehmer. Kellnern hingegen würde so langfristig eine geringere Pension oder auch Arbeitslosengeld in Kauf nehmen müssen.
Am Rande des Ministerrats am Mittwoch erklärte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger auf "Heute"-Nachfrage, dass sie eine "gute, aber unbürokratische Lösung" anstrebe: "Es ist kein Geheimnis, dass wir den Vorschlag der Sozialpartner als für nicht ausreichend ansehen." Die Pinken sehen darin im Ergebnis sogar eine höhere Belastung.
Meinl-Reisinger: "Ich bin aber SEHR zuversichtlich, dass wir in den kommenden Tagen eine Lösung finden werden." Das letzte Wort ist in der Koalition dazu offensichtlich noch nicht gesprochen.