Der schwer verletzte und unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus liegende Naveed A. (24) verweigerte bisher die Aussage, erklärte die Polizei des Bundesstaates New South Wales am Mittwoch. Die Ermittler werfen ihm vor, Handlungen begangen zu haben, "die Tod und schwere Verletzungen zur Folge hatten und Leben gefährdeten".
Naveed A., ein australischer Staatsbürger, werde dem Gericht am Mittwoch per Video zugeschaltet, erklärte die Polizei weiter. Er hatte den Angriff den Ermittlungen zufolge zusammen mit seinem 50-jährigen Vater verübt. Sajid A., der ursprünglich aus der südindischen Stadt Hyderabad stammt, wurde von der Polizei erschossen.
Die Schützen hatten am Sonntag am weltberühmten Bondi Beach auf Teilnehmer einer Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka gefeuert und 15 Menschen getötet, darunter ein zehnjähriges Kind und einen Holocaust-Überlebenden. Dutzende Menschen wurden teils schwer verletzt. Die australischen Behörden erklärten, es handle sich um einen antisemitischen Angriff.
Dass es nicht noch mehr Tote gab, ist dem Eingreifen mehrerer Zivilisten zu verdanken. Allen voran Ahmed al-Ahmed, der sich auf einen der Terroristen stürzte und ihm das Gewehr entriss. Er drückte jedoch nicht ab, wurde daraufhin vom Sohn des Terroristen mehrfach angeschossen – bevor dieser von der Polizei getroffen wurde. Herzzerreißend auch der Fall jenes jüdischen Ehepaares, das noch auf dem Parkplatz einen der Angreifer konfrontierte – dabei jedoch ums Leben kam.
Die Polizei wirft Naveed A. die "vorsätzliche Herbeiführung schwerer Körperverletzungen mit Tötungsabsicht" in 40 Fällen vor. Der 24-Jährige habe aus religiösen Motiven gehandelt und Angst verbreiten wollen. Zudem soll er wegen des Zuschaustellens des Symbols einer verbotenen terroristischen Organisation angeklagt werden. Der Fall wurde bis April 2026 vertagt, fügte das Gericht hinzu.
Australiens Premierminister Anthony Albanese sagte, die Täter seien offenbar von der Ideologie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) angetrieben worden. Die IS-Miliz gilt in Australien offiziell als Terrormiliz. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben zwei selbstgemachte IS-Flaggen in einem auf Naveed Akrams Namen registrierten Auto in der Nähe des Anschlagsortes gefunden.
Kurz vor dem Anschlag hielten sich Vater und Sohn den philippinischen Behörden zufolge auf den Philippinen auf. Sie seien am 1. November in die Philippinen gereist, um die von islamistischen Unruhen geprägte Region Mindanao zu besuchen. Beide hätten die Provinz Davao als Zielort angegeben und das Land am 28. November 2025 mit einem Anschlussflug von dort nach Manila mit dem Ziel Sydney wieder verlassen.
Laut der philippinischen Regierung gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass die mutmaßlichen Attentäter in den Philippinen ein terroristisches Training unterlaufen hätten. Präsident Ferdinand Marcos weise "die pauschale Aussage und die irreführende Darstellung der Philippinen als Trainingshochburg des IS entschieden zurück", sagte Regierungssprecherin Claire Castro am Mittwoch. "Es wurden keine Beweise vorgelegt, die die Behauptung stützen, dass das Land für Terroristenausbildungen genutzt wurde."
Australischen Medien zufolge untersuchen die Behörden derzeit, ob die Verdächtigen auf den Philippinen Islamisten trafen.
In der von Unruhen geprägten philippinischen Region Mindanao, in der Davao liegt, kommt es seit Jahrzehnten immer wieder zu islamistischen Anschlägen auf Busse, katholische Kirchen und öffentliche Märkte. Von der Regierung unterstützte Sicherheitskräfte kämpfen dort seit langem gegen die mit dem IS in Verbindung stehenden Islamistengruppen Maute und Abu Sayyaf.