"Keine Mitglieder des Islam"

Islamische Gemeinde verweigert Attentäter Trauerritus

Mit klaren Worten distanzieren sich Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft in Australien von den Attentätern am Bondi Beach.
Nick Wolfinger
15.12.2025, 15:46
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Die islamische Glaubensgemeinschaft in Sydney kündigte nach dem antisemitischen Angriff am Bondi Beach an, keinem der beiden Attentäter die sonst üblichen Bestattungsrituale zukommen zu lassen. Wie berichtet ist der ältere der beiden Attentäter, der zugleich der Vater des jüngeren ist, im Schusswechsel mit der Polizei gestorben. Der Jüngere befindet sich in kritischem Zustand im Krankenhaus.

"Sinnloser Gewaltakt"

In einer Stellungnahme verurteilte die Australian Federation of Islamic Councils (AFIC), der größten muslimischen Glaubensorganisation in Australien, den Angriff am Bondi Beach als "sinnlosen Gewaltakt".

„Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern, ihren Familien, Freunden und allen Mitgliedern der Gemeinschaft, die von diesem sinnlosen Gewaltakt erschüttert sind. In diesem Moment stehen wir vereint an der Seite aller Menschen in Sydney und aller Australier in unserer Trauer um diesen unfassbaren Verlust.“
Rateb JneidAFIC-Präsident

"Leichnam nicht entgegennehmen"

Der Arzt Jamal Rifi, eine prominente Stimme der islamischen Gemeinde in Sydney, erklärte zu der "barbarischen und kriminellen Tat" gegenüber news.com.au: "Wir sehen sie (die Täter) nicht als Mitglieder des Islam oder als Muslime an". Man werde den Leichnam des verstorbenen Attentäters daher nicht entgegennehmen.

"Was sie getan haben, wird von keinem von uns gebilligt, und es bedeutet, unschuldige Zivilisten zu töten. Wir wissen, dass es in unseren Grundsätzen steht: Einen unschuldigen Zivilisten zu töten, heißt, die gesamte Menschheit zu töten", sagte er.

"Ein Angriff auf uns alle"

Eine klare Solidaritätsbekundung mit der jüdischen Gemeinde kommt auch vom Australian National Imams Council (ANIC), dem Rat der australischen Imame. "Obwohl dieser Anschlag die jüdische Gemeinde ins Visier genommen hat, ist er in Wirklichkeit ein Angriff auf uns alle, einschließlich der muslimischen Gemeinde", heißt es da. Denn: "Auch Muslime sind Opfer von Extremismus und Terrorismus geworden, und wir wissen aus eigener Erfahrung, welchen Schmerz, welches Leid und welche Spaltung diese Taten verursachen."

Weiters stellt der Rat der Imame klar: "Der Islam verbietet eindeutig die Tötung unschuldiger Menschen und die Verbreitung von Angst und Schrecken. Er lehnt Extremismus und Terrorismus in all ihren Formen entschieden ab, da sie seinen Lehren und Werten widersprechen." Daher rufe man "die Gemeinde und ihre Vertreter dazu auf, ihren jüdischen Nachbarn, Freunden und Kollegen in dieser schweren Zeit Unterstützung und Trost anzubieten."

"Wir werden uns der Spaltung widersetzen, die von jenen angestrebt wird, die uns entzweien wollen", schließt die Stellungnahme unmissverständlich ab.

Keine Bestattung auf islamischem Friedhof

Rifi erzählte, der Vorfall rufe Erinnerungen an die Geiselnahme im Lindt-Café im Jahr 2014 hervor, bei der drei Menschen, darunter der Täter, ums Leben kamen und die ebenfalls als Terroranschlag eingestuft wurde. "Als der Täter starb, wurden wir gefragt, ob wir seinen Leichnam entgegennehmen sollten", so Rifi.

"Wir weigerten uns und unterließen es, die Totenrituale an seinem Leichnam durchzuführen und ihn auf dem muslimischen Teil des Rookwood-Friedhofs aufzunehmen. Und wir würden genau dasselbe mit diesen Leuten tun", so der angesehene Allgemeinmediziner mit libanesischen Wurzeln.

{title && {title} } NW, {title && {title} } Akt. 15.12.2025, 16:07, 15.12.2025, 15:46
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