Über 400.000 betroffen

Aus für Greißler! 389 Gemeinden ohne Nahversorger

Das Greißlersterben geht weiter: Immer mehr Kleingemeinden verlieren ihre Nahversorger. Aktuell sind 389 Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft vor Ort.
Newsdesk Heute
10.10.2025, 19:34
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Das Sterben der Greilerbetriebe geht weiter: Mittlerweile verfügen 69 Prozent der Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern und 43 Prozent der Gemeinden mit unter 1.000 Einwohnern über keinen Lebensmittelhändler mehr vor Ort.

Zwischen 2011 und 2023 stieg die Zahl der Gemeinden ohne Nahversorger um 6,2 Prozent. Aktuell sind es 389 Gemeinden und insgesamt 411.000 Gemeindebewohner ohne lokalen Nahversorgungsbetrieb. Dabei hat die KMU Forschung Austria Bäckereien und Fleischereien nicht mitgerechnet.

Burgenland, Tirol und Oberösterreich am stärksten betroffen

Die meisten Gemeinden ohne Lebensmittel-Einzelhändler finden sich im Burgenland, gefolgt von Tirol und Oberösterreich. Bezogen auf den Bevölkerungsanteil ohne Nahversorgung liegt das Burgenland ebenfalls an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich und Oberösterreich. Laut KMU Forschung gab es 2022 noch 101 Lebensmittelhändler pro 100.000 Einwohner, 2023 sank die Zahl auf 99.

"Anhaltend hohe Energie-, Lohn- und Rohstoffkosten, steigende Gebühren und immer mehr Bürokratie belasten viele Nahversorgungsbetriebe massiv", warnt Christian Prauchner, Obmann des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer. "Wie die Studie zeigt, wird die Situation für die meist selbstständigen Kaufleute auf dem Land zunehmend existenzbedrohend."

Prauchner forderte am Freitag eine Entlastung bei Energie, Abgaben und Auflagen. Eine vorübergehende Senkung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von derzeit 10 auf 5 Prozent hält Prauchner für verzichtbar. "Mit Einmaleffekten ist nichts gewonnen", so der Lebensmittelhändler. Zudem kritisiert er den Vorschlag, den Standard-Steuersatz von 20 auf 21,5 Prozent anzuheben, das sei lediglich eine "Umschichtung von der linken in die rechte Tasche" mit der "Gießkanne".

Der Handels-Obmann fordert stattdessen kreative Lösungen, wie in Kleingemeinden, in denen der Lebensmittelhändler als Nahversorger gilt, könnten zusätzliche Trafik- und Taxidienste angeboten werden oder die Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente übernommen werden, wenn der örtliche Arzt keine Apotheke hat. Auch über längere Öffnungszeiten solle gesprochen werden, sofern der Händler daran Interesse zeigt.

Kritik an Containershops

Wenig Begeisterung zeigt  Prauchner für sogenannte Containershops – Verkaufsstellen, die rund um die Uhr geöffnet sind und ohne Personal auskommen. Er betont, dass er neuen Konzepten grundsätzlich offen gegenübersteht, jedoch auf die Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen besteht. Schließlich müssten sich auch die übrigen 9.100 Geschäftsstellen des Lebensmittel-Einzelhandels an diese Vorgaben halten.

Obwohl der Einzelhandel im Vorjahr einen zweijährigen Kollektivvertrag abgeschlossen hat, dürfte es aufgrund einer entsprechenden Klausel in diesem Jahr zu einer Neuverhandlung kommen – ausgelöst durch die anhaltend hohe Inflation. Prauchner rechnet damit, will sich in die Gespräche jedoch nicht einmischen. Nur so viel stellt er klar: Bei den Personalkosten habe es eine "Explosion" gegeben.

Gleichzeitig betont er auch die Bedeutung einer starken Kaufkraft. Prauchner nennt die hohen Energiepreise als das größte Problem. Das erschwert auch dringend benötigte Investitionen, die für viele Betriebe kaum noch finanzierbar sind. Hinzu käme dann die oft schwierige Suche nach Nachfolgern für die Geschäfte.

{title && {title} } red, {title && {title} } 10.10.2025, 19:34
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