Eine schwächelnde Geschäftslage und eine maximal durchschnittliche Auftragslage haben in Kombination mit dem anhaltend hohen Kostenniveau viele Unternehmen im Jahr 2024 in große wirtschaftliche Turbulenzen gebracht. Wie der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) berichtet, mussten im vergangenen Jahr rund 6.600 heimische Betriebe Insolvenz anmelden.
Dem Leiter des KSV1870, Karl-Heinz Götze, zufolge käme es "gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf die fachliche Kompetenz im Management an". Viele Unternehmerinnen und Unternehmer konnten diesem hohen Anforderungsprofil nicht gerecht werden. "Bei vier von zehn Firmenpleiten werden mangelhaft gelöste Aufgaben im 'daily business' zur Hauptursache für den finanziellen Kollaps", so Götze.
Es würde schlicht und ergreifen "das Handwerkszeug" fehlen, meint der Leiter des KSV1870. Absatz, Kosten, Finanzierungsschwächen und mangelnde systematische Planung/Controlling seien jene Knackpunkte, die dazu führen, dass der Fortbetrieb aufgrund mangelnder Liquidität nicht mehr sichergestellt werden könne.
Hinzu kämen noch, dass häufig auch das notwendige Kapital fehle, um Projekte für eine erfolgreiche Zukunft finanzieren zu können. Dies zeige sich auch in der Ursachenstatistik zu den Unternehmensinsolvenzen für das Jahr 2024.
Insgesamt 63,8 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen des Vorjahres seien auf operative und strategische Ursache sowie persönliches Verschulden zurückzuführen. Damit lasse sich der Großteil der Insolvenzen auf Kompetenzprobleme im Management zurückzuführen, heißt es in der Aussendung des KSV1870.
Demnach entfällt der Löwenanteil mit 42,3 Prozent auf "operative Ursachen" und betrifft insbesondere Finanzierungsschwächen, Liquiditätsprobleme und Absatzschwierigkeiten. Gegenüber 2023 bedeutet das eine Steigerung von 5,2 Prozent.
Auch "strategische Ursachen" seien als Managementfehler zu werten. Diese waren im Vorjahr in 11,5 Prozent (Plus 1,9 Prozent gegenüber 2023) der Fälle ursächlich für eine Firmenpleite. In den meisten Fällen würden Unternehmerinnen und Unternehmer zu langsam auf Marktveränderungen reagieren. Zudem sei das persönliche Verschulden seitens des Managements mit zehn Prozent in etwa auf Vorjahresniveau. Laut dem KSV1870 seien hier die Vernachlässigung von klassischen Geschäftsführungsaufgaben und strafbare Handlungen die häufigsten Aspekte.
Oft sind Unternehmen allerdings schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Der Ursachenstatistik zufolge waren Gründungsfehler im vergangenen Jahr mit etwa 20 Prozent die zweithäufigste Insolvenzursache. Jede fünfte Pleite sei auf fehlendes branchenspezifisches Know-how bzw. fehlende betriebswirtschaftliche Kenntnisse (10,5 Prozent), das Fehlen jeglicher Eignung, ein Unternehmen zu gründen (4,9 Prozent) oder zu wenig Eigenkapital (4,6 Prozent) zurückzuführen gewesen.
"Um als Unternehmer erfolgreich zu sein, benötigt es nicht nur entsprechendes Fachwissen hinsichtlich der Unternehmensgründung und -führung, sondern auch detaillierte Expertise über die jeweilige Branche. Beides ist in der Praxis, neben der monetären Grundausstattung, häufig nicht immer ausreichend vorhanden", fasst Götze zusammen.
In den vergangenen fünf Jahren waren "unbeherrschbare Umstände" – vorrangig aufgrund der Corona-Pandemie – oft für Insolvenzen verantwortlich. Im Jahr 2022 wurde hier sogar ein Höchstwert von 28 Prozent verzeichnet. Seit dem Jahr 2023 ist die Entwicklung allerdings rückläufig – ein Trend, der sich 2024 fortsetzte.
Im Vorjahr waren "unbeherrschbare Umstände" bei 11,2 Prozent aller Firmenpleiten der Hauptgrund. Gegenüber dem Jahr 2023 entspricht dieser Wert einem Rückgang von 7,8 Prozentpunkten.
Zurückzuführen sei diese Entwicklung in erster Linie auf die Kategorien Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Terrorismus, Pandemien, wo ein Minus von sieben Prozentpunkten auf nun 6,4 Prozent erzielt wurde. "Die Corona-Krise als Hauptursache für eine Firmenpleite ist bis auf einige wenige Einzelfälle de facto hinfällig und in Summe lediglich eine Randnotiz", betont Götze.