Am 3. Juli waren alle Augen auf Österreich gerichtet. An dem Tag wurde ein syrischer Straftäter beim zweiten Anlauf in seinem Heimatland abgeschoben. "Die heute durchgeführte Abschiebung ist Teil einer harten und damit gerechten Asylpolitik", kommentierte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Jetzt der Paukenschlag: Von dem 32-Jährigen fehlt nach Angaben seiner Rechtsvertreter aktuell jede Spur. Die letzte Meldung sei während der Abschiebung beim Zwischenstopp in Istanbul erfolgt.
"Nach Abflug aus Istanbul nach Syrien gab es keinerlei Meldung mehr und auch seine Schwester, die aktiv versucht hat, mit ihm in Kontakt zu treten, konnte kein Lebenszeichen von ihm aus Syrien erhalten", sagte Sebastian Frik von der Deserteurs- und Flüchtlingsberatung dem Ö1-Morgenjournal.
Die Behörde, die den syrischen Straftäter zuletzt in Österreich betreut hatte, vermutet, dass der 32-Jährige nicht untergetaucht, sondern in Gewahrsam genommen wurde. Das Innenministerium bestätigte auf ORF-Anfrage, dass der Mann den syrischen Behörden übergeben worden sei. "Operative Details zu zwangsweisen Außerlandesbringungen" würden jedoch nicht kommuniziert.
Die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung fordert Innen- und Außenministerium auf, Informationen über den Syrer einzuholen und sicherzustellen, dass ihm keine unmenschliche Behandlung drohe.
Dem Innenministerium zufolge sei Österreich federführend in Europa. Man sei das erste europäische Land, das in den vergangenen Jahren offiziell einen syrischen Straftäter direkt nach Syrien abschieben konnte.
Der 32-Jährige war im November 2018 vom Landesgericht Salzburg wegen Beteiligung an der Terrormiliz IS zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte der Abschiebung zugestimmt.