Beim Bundesheer wird scharf geschossen: In einem Hintergrund-Gespräch wehren sich nun hohe Heeresbeamte gegen Kritik der Beschaffungs-Prüfkommission. "Wir sind da und dort anderer Meinung", hieß es. Beim Kauf der C-390-Transportflieger hatte die Kommission Mängel geortet. Prozesse und Abläufe im Ministerium sollten "hinterfragt werden", hieß es.
Auch beim Auftrag für 35.000 neue Feldstiefel, der um 5 Millionen Euro an die niederösterreichische Firma Rukapol erging, trat man sich Kritik ein. Nach Meldungen aus der Truppe, dass der Schuh drücke, musste gehandelt werden. Immerhin hatte das Heer die alten "Zweierbock" ganze vierzig Jahre im Sortiment.
Der genau aufbereitete Auftrag erging schließlich an den Hersteller, der "das beste Produkt" bot, wurde erklärt. Damit hatte man es jedoch nicht allzu schwer: Bei der Vergabe waren keine Konkurrenten mehr übrig. "Drei von vier Interessenten hatten Musterschuhe geliefert, die schwere Mängel aufwiesen", will sich der hochdekorierte Verantwortliche den Schuh nicht anziehen.
Nach anfänglichen Problemen beim Kleber – der dem Druck nicht standhielt, wodurch sich die Sohle ablöste – sind die Schuhe ohne Mehrkosten nun solide und erfolgreich im Einsatz – schon bald gibt es jedoch bereits eine neue Ausschreibung, die bei Schuhen künftig alle fünf Jahre erfolgen soll.
"Die Dinge sind komplexer als sie scheinen – vieles hängt zusammen", wurden vor Journalisten exklusive Einblicke in das komplexe Beschaffungssystem des Bundesheeres gewehrt, bei dem "Systeme in ein System von Systemen" eingeführt, strenge gesetzliche Vorgaben eingehalten werden und ein "66-Augen-Prinzip herrscht".
Nach einer Vorhabensabsicht folgt nach einer Analyse ein Einleitungsakt, danach ein Vergabeakt. Eine einleitende Stelle bewertet alle Angebote, die zuvor von der Vergaberechtsabteilung eingeholt werden. "Hier gab es vielleicht Unschärfen in der Kommunikation zwischen den Abteilungen, das können wir verbessern", gaben sich die Beamten in einem Punkt einsichtig.
Kontrolle durch den Rechnungshof, das Parlament, das Finanzministerium bis hin zur Bundesheer-Kommission gewährleiste höchste Standards. Dennoch gelinge es binnen 4-6 Jahren Systeme einzuführen.
Bei den geplanten Kurz-und Mittelstrecken-Luftabwehrsysteme sei noch keine Entscheidung getroffen, betonte man. "Es gibt keine Weisung, in eine bestimmte Richtung zu gehen", räumte man anderslautenden Behauptungen auf. Grünes Licht gibt es hingegen bei den bestellten Jets des italienischen Herstellers Leonardo um eine Milliarde Euro: "Wir können den Vertrag heuer unterzeichnen."