Eigentlich legen die seit 2023 geltenden Regeln zur Mülltrennung fest, dass in Niederösterreich alle Verpackungen aus Kunststoff, Verbundmaterialien und auch Aludeckel in den sogenannten "Gelben Sack" gehören. Neunkirchen ist ein Sonderfall, denn es handelt sich hier um den letzten Bezirk Niederösterreichs, der das neue Sammelsystem eingeführt hat. Das führt jetzt offenbar zu einigen Problemen.
Seit 1. Jänner 2025 gilt auch gelten auch in Neunkirchen die neuen Bestimmungen. Jahrzehntelang war Neunkirchen mit seiner "Grünen Tonne" ein Sonderfall: Der Reinhalteverband sortierte selbst und trennte Alu, Plastik und Verbundstoffe händisch.
Doch nach einer Gesetzesnovelle unter Ex-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) wurde auch hier auf das einheitliche System mit Gelben Säcken bzw. Gelben Tonnen umgestellt.
Wie der Kurier nun berichtet hat, häufen jetzt die Beschwerden – falsch befüllte Säcke blieben zigfach stehen. Das lässt im gesamten Bezirk Neunkirchen die Wogen hochgehen.
Denn, das Unternehmen, das die österreichweite Ausschreibung für die Sammlung gewonnen hat, ging strikt vor: Fielen den Mitarbeitern der Firma FCC Neunkirchen Abfall Service GmbH bei Sichtkontrollen falsche Materialien auf, blieben die Gelben Säcke einfach stehen.
Abholung gab es keine – stattdessen blieb ein schriftlicher Hinweis zurück. Hunderte Haushalte sind mittlerweile betroffen, besonders in größeren Städten des Bezirks. Etwa die gleichnamige Bezirkshauptstadt Neunkirchen, aber auch Ternitz oder Wimpassing. Besonders häufig betroffen waren die Müllräume großer Wohnhausanlagen, wo es um die Trennungsmoral und Sammeldisziplin meist nicht besonders gut bestellt ist.
"Uns war klar, dass so eine Umstellung Zeit braucht", sagte Gerd Hettlinger, Geschäftsführer des Reinhalteverbandes Grüne Tonne gegenüber dem "Kurier": "Aber, dass Säcke mit Fehleinwürfen einfach stehen gelassen werden, hat Chaos verursacht." Seit Inkrafttreten der Gesetzesänderung ist sein Verband nicht mehr für die Sammlung und Abholung zuständig.
Und die Mitarbeiter der FCC Abfall Service GmbH, die an den Müllwagen arbeiten, wurden dazu angehalten, die teils massiven Missstände bei der Trennung zu ahnden, indem sie die Säcke nicht mitzunehmen. Sie müssen vom Verursacher nachsortiert werden.
Darüber hinaus bekommt der Reinhalteverband Protokolle mit den Adressen der "Müllsünder". Dazu Hettlinger: "Wir kontrollieren nach, haben aber auch Irrtümer (seitens des Abholers, Anm.) festgestellt. Manchmal werden auch korrekt befüllte Säcke stehen gelassen."
Die anhaltende Aufregung in Neunkirchen nützte auch die FPÖ für eine aktuelle Wortmeldung: "Die Bevölkerung bezahlt für die Müllabfuhr und hat daher das Recht zu erwarten, dass der Abfall auch abgeholt wird", sagte FPÖ-Bezirksparteiobmann Jürgen Handler. Die stehengebliebenen Säcke seien eine "Bevormundung" und "völlig absurde Erziehungsmaßnahme".
Indes tut sich der lokale Reinhalteverband schwer mit der Umstellung in Folge der Ministeriums-Entscheidung: "Wir haben dadurch jedenfalls eine schlechtere Recyclingquote als vorher", sagte Geschäftsführer Hettlinger gegenüber dem Kurier.
Dann wird er nostalgisch: 40 Jahre lang habe das System im Bezirk sehr gut funktioniert und Wertstoffe aus den Grünen Tonnen seien händisch sortiert worden und anschließend in den Kreislauf zurückgeführt worden – das sei 1986 eine Neuheit in Europa gewesen.