Weniger als die Hälfte der Junglehrer der Mittelschule und AHS-Unterstufe fühlt sich nach dem Abschluss gut auf die Unterrichtspraxis vorbereitet. Wie die OECD-Lehrerstudie TALIS (Teaching and Learning International Survey) 2024 zeigt, sind es nur 42 Prozent. 2018 waren es noch 79 Prozent. Damit liegt Österreich derzeit deutlich unter dem Schnitt der 54 teilnehmenden Länder und Regionen.
Zwar gaben insgesamt 72 Prozent der Junglehrer an, dass die Qualität ihrer Ausbildung hoch war, unter jenen, die ihr Studium jedoch vor maximal fünf Jahren beendet haben, sind es mit 63 Prozent deutlich weniger.
Mehr Absolventen fühlen sich bei der Vermittlung von Fachwissen gut vorbereitet, und auch in den Bereichen Fachdidaktik und Pädagogik sind die Zahlen gestiegen. Beim Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht sehen sich allerdings nur 43 Prozent gut aufgestellt, 2018 waren es lediglich nur 33 Prozent.
Beim Unterricht von Kindern mit unterschiedlichen Muttersprachen und aus unterschiedlichen Kulturen, fühlen sich lediglich 26 Prozent gut vorbereitet. Laut Studie unterrichtet in Österreich jeder vierte befragte Lehrer an einer Schule, wo mehr als zehn Prozent der Schüler Probleme mit der Unterrichtssprache haben.
63 Prozent der Lehrer gaben an, dass mehr als als zehn Prozent der Schüler an ihren Schulen einen Migrationshintergrund haben – das sind um 12 Prozentpunkte mehr als 2018. 80 Prozent arbeiten zudem an einer Schule, wo mindestens ein Prozent der Schüler eine Fluchtgeschichte haben.
In beiden Fällen ist das der Höchstwert unter den teilnehmenden Ländern und Regionen. Im Durchschnitt liegt der Anteil bei einem Viertel bzw. der Hälfte der befragten Länder. Laut Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) soll das große Deutschförderpaket sowie die Verdoppelung auf mehr als 1.300 Förderstellen dem Problem entgegenwirken.
Zufrieden zeigt sich das Bildungsministerium mit den Ergebnissen der Berufszufriedenheit (93 Prozent), den Arbeitsbedingungen (82 Prozent) und dem Gehalt (72 Prozent). "Ich freue mich, dass schon jetzt die Zufriedenheit hoch ist – dennoch werden wir Maßnahmen setzen, um die Attraktivität des Berufs weiter zu erhöhen", so Wiederkehr.
Reaktionen auf die Ergebnisse kommt auch aus der Opposition. FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl kritisiert: "Wenn nun NEOS-Bildungsminister Wiederkehr permanent von Verbesserung im System spricht, so muss er zuallererst die Probleme bei den Zuwandererkindern in den Griff bekommen. Alles andere ist reine Makulatur und kann höchstens als Kaschierung der eigentlichen Probleme wahrgenommen werden." Er betont, dass die Lehrerausbildung "endlich ordentlich" überarbeitet werden müsse, damit sich Lehrkräfte den neuen Herausforderungen gewachsen sehen.
Die Lehrerausbildung für die Sekundarstufe soll mit dem Studienjahr 2026/27 neu aufgestellt werden. Vorgesehen sind unter anderem verpflichtende Basismodule in Deutsch als Zweitsprache und in inklusiver Pädagogik. Zudem soll die Ausbildung kürzer und praxisnäher werden, der Master besser berufsbegleitend studierbar und schlanker gestaltet sein. Künftig soll die Ausbildung statt vier Jahren Bachelor und zwei Jahren Master nur noch drei Jahre Bachelor und zwei Jahre Master dauern.