"Mein Ziel war es einfach, ihm die Waffe abzunehmen und zu verhindern, dass er Unschuldige tötet", erklärt der 44-jährige im Gespräch mit dem US-Sender CBS auf die Frage, warum er sich entschloss, einen mit einem Gewehr bewaffneten Terroristen anzugreifen.
Mit seinem todesmutigen Sprung aus einem "Hinterhalt" zwischen zwei geparkten Autos gelang dem gebürtigen Syrer wie berichtet am Sonntag den 14. Dezember einen der beiden Angreifer auf die jüdische Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney zu stoppen. Das Video davon ging rasch um die Welt.
Al Ahmed entwaffnete den Terroristen und bedrohte ihn mit seiner eigenen Waffe, woraufhin sich dieser zu seinem Komplizen – bei dem Duo handelte es sich um das Vater-Sohn-Gespann Naveed (24) und Sajid A. († 50) – auf eine Fußgängerbrücke zurückzog. Bis zu diesem Zeitpunkt töteten die beiden bereits 15 überwiegend jüdische Besucher des Festes.
Dass es nicht mehr wurden, ist nicht zuletzt al Ahmed sowie den wenigen vor Ort befindlichen Polizeibeamten zu verdanken, von denen einer, der Polizeikomissar Cesar B., die Terroristen mit gezielten Schüssen aus einer Polizei-Glock schließlich nach sechs Minuten "neutralisierte" – und "Terror-Vater" Sajid A. zum 16. Todesopfer der Schießerei machte. Zwei weitere Polizeibeamte wurden schwer verletzt. Insgesamt gab es 40 Verletzte.
Ahmed befand sich seit dem Vorfall zwei Wochen im Krankenhaus, um sich von den Schusswunden in seinem Oberkörper zu erholen. In der Zwischenzeit sammelten Unterstützer auf einer Online-Plattform über 2,5 Millionen australische Dollar (rund 1,4 Millionen Euro) an Spenden für den "Helden von Sydney".
Nun, endlich aus dem Krankenhaus entlassen, gab der 44-Jährige dem US-Sender CBS News seines erstes, exklusives Interview. Dort schildert der ehemalige Obstverkäufer, der zuletzt einen Tabakladen führte, wie er sich von hinten an den Schützen heranpirschte, auf dessen Rücken sprang und ihn mit der rechten Hand festhielt. "Ich spürte diese Kraft in meinem Körper, in meinem Kopf", erzählt er im Gespräch mit CBS News über seine Motivation.
An den zweiten Schützen auf der Brücke dachte er in dem Moment gar nicht. "Ich wollte nicht sehen, wie Menschen vor meinen Augen sterben, ich wollte kein Blut sehen, ich will seine Waffe nicht hören, ich will keine Schreie und Bitten um Hilfe hören", erzählt Ahmed rückblickend.
"Mein Gewissen befahl mir, das zu tun", erklärt er. Obwohl ihm klar sei, dass er viele Leben gerettet habe, denkt er dennoch an jene unschuldigen Opfer, denen er nicht helfen konnte. "Ich weiß, dass ich viele Leben gerettet habe, aber es tut mir leid um jene, die verloren gingen." Ahmed wurde bei der Auseinandersetzung mehrfach in die Schulter getroffen und musste operiert werden.
Ahmed, Vater von zwei Kindern, ist 2007 aus Syrien nach Australien ausgewandert. Sein Onkel Mohammed, Landwirt in Ahmeds Heimatstadt Al-Nayrab, sagte wenige Tage nach der Schießerei zur AFP: "Seine Tat macht uns und Syrien stolz."
Damit ihn seine auf der halben Welt verstreut lebenden Verwandten im Krankenhaus besuchen konnten, beschleunigte die australische Regierung die Visa-Verfahren. Seine Eltern waren bereits zuvor nach Australien eingereist. Innenminister Tony Burke sagte in einer Aussendung: "Ahmed hat Mut und Werte gezeigt, die wir in Australien suchen."