Region mit Rückgang

Weniger Menschen arbeitslos – aber nur in St. Pölten

Während in ganz Niederösterreich die Zahl der Arbeitssuchenden steigt, verzeichnet St. Pölten als einziger Bezirk in NÖ ein Minus.
Aram Ghadimi
06.11.2025, 06:00
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Ist es ein statistischer Ausreißer oder der Beginn eines Aufwärtstrends? Die jüngsten Zahlen des AMS NÖ aus dem Oktober zeigen: In St. Pölten ist die Zahl der Arbeitslosen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent gesunken – St. Pölten ist derzeit der einzige Bezirk in Niederösterreich, dem flächenmäßig größten Bundesland Österreichs, mit einem Rückgang.

Im Arbeitsmarktbezirk St. Pölten sind aktuell 5.327 Menschen ohne Job, 2.432 davon sind Frauen (–1,5 Prozent) und 2.895 Männer (–1,6 Prozent). Besonders deutlich war der Rückgang bei Personen unter 25 Jahren (–2,9 Prozent), während gleichzeitig bei den Personen über 50 Jahren ein leichter Anstieg (+0,8 Prozent) verzeichnet wurde.

"Unser Ziel ist es, Jobsuchenden gute Chancen am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Deshalb setzen wir auf eine intensive Vermittlungsarbeit", erklärt die Leiterin des AMS St. Pölten, Monika Taboga kürzlich gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN). In ganz Niederösterreich sind über 54.000 Menschen beim AMS arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 6,8 Prozent.

Auf vier Arbeitslose kommt eine Stelle

Niederösterreichs AMS-Beraterinnen und -Berater machten 2025 bisher über 70.000 Vermittlungsvorschläge – ein Plus von 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 7.576 Personen fanden nach Arbeitslosigkeit wieder eine neue Beschäftigung. Keine leichte Aufgabe, denn auf vier Arbeitslose kommt nur eine gemeldete Stelle: In ganz Niederösterreich wurden dem AMS 12.554 freie Stellen bekanntgegeben – im Vergleich zum Oktober des Vorjahres sind das um 15 Prozent weniger. In St. Pölten waren es knapp über 1.600 offene Stellen, um 17,8 Prozent weniger als 2024.

Gesucht werde derzeit, laut AMS, im Finanz- und Versicherungsdienstleistungssektor (fast ein Drittel aller gemeldeten Stellen). Hingegen gibt es im Bauwesen minus 20 Prozent und in der Telekommunikation/IT sogar um die Hälfte weniger gemeldete Stellen.

Anstieg bei Arbeitslosigkeit für 2026 befürchtet

Vermehrtes Augenmerk legt das AMS daher auf Aus- und Weiterbildung – insbesondere auch was Fachkräfte betrifft: "Aktuell befinden wir uns in einer Phase des Nullwachstums. Wir rechnen daher für 2026 mit einem weiteren Anstieg von etwa 4 Prozent bei der allgemeinen Arbeitslosigkeit", sagt AMS-NÖ-Chefin Sandra Kern gegenüber "Heute". Für Betroffene sei das oft ein langer Kampf um Beschäftigung.

"Im vergangenen Jahr lag die Arbeitslosenquote in Niederösterreich bei Personen mit nur einem Pflichtschulabschluss bei 19,9 Prozent. Bei Menschen mit Lehrabschluss waren es dagegen nur 6,5 Prozent", sagt Monika Taboga dazu. Und von NÖ-Chefin Kern heißt es: "Die allermeisten Menschen, die gerade ohne Job durchkommen müssen, wollen arbeiten, das zeigt die Erfahrung. Hier müssen alle, auch die Unternehmen, umdenken."

"Hinaufqualifizierung" macht oft Sinn

Das AMS insgesamt steht immer wieder in der Kritik – hier ist meist von nutzlosen Kursen und Ausbildungen die Rede. Die Redaktion von "Heute" erreichten zuletzt zwei Fälle, die zeigen, dass nicht jede "Hinaufqualifizierung" eine sinnlose Maßnahme ist.

Konkret: Der Waldviertler Christian Pfeiffer wurde mit Mitte 50 an das Unternehmen Sonnentor vermittelt, wo ihm schnell gesagt wurde, dass es ohne grundlegende PC-Kenntnisse nicht mit dem Job klappt. Das AMS zahlte einen Office-Kurs und obendrein einen Tschechisch-Kurs. Bis zu seiner Pension konnte Pfeiffer im Unternehmen bleiben und heute arbeitet er noch geringfügig mit.

Christian Pfeiffer hilf noch immer geringfügig bei Sonnentor mit.
Aram Ghadimi

Im Fall von Victor C. ging es mit der Gesundheit nicht mehr – nach Jahren der Schicht- und Nachtarbeit wurde C. 2024 arbeitslos. Im Fachkräfteprogramm des AMS wollte der heute 54-Jährige zunächst Elektriker werden (er hatte eine Schulausbildung in dem Bereich), entschied sich aber dann für eine verkürzte Lehre zum Tischler – und fand schließlich zurück in einen Beruf, den er heute gerne ausübt.

Victor C. (54) arbeitet heute als Tischler.
Aram Ghadimi

Die positive Entwicklung in St. Pölten erklärt Monika Taboga so: "Die Zahl der Jobsuchenden aus den Bereichen Warenherstellung, wirtschaftliche Dienstleistungen und Gastronomie ist im Bezirk St. Pölten weniger stark gestiegen als im gesamten NÖ-Schnitt. Mit intensiver Vermittlung ist es gelungen, dass in diesem Jahr 7.576 Jobsuchende aus der Stadt und der Region wieder ins Berufsleben eingestiegen sind, und etwa 1.400 Personen nutzen derzeit unsere Schulungsangebote."

Der größte Dämpfer in der aktuellen Statistik ist mit Sicherheit die grassierende Jugendarbeitslosigkeit in Niederösterreich. Zuletzt ist auch in St. Pölten die Zahl der Lehrstellensuchenden deutlich gestiegen – derzeit auf 216 Personen, ein Plus von 16,8 Prozent, heißt von der AMS-Zweigstelle in der niederösterreichischen Landeshauptstadt.

Auch hier versucht man gegenzusteuern: Am kommenden Dienstag, 11. November 2025, veranstaltet das AMS eine Lehrstellen-Messe von 9.00 bis 12.00 Uhr im Gebäude des WIFI St. Pölten.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 06.11.2025, 10:07, 06.11.2025, 06:00
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