In seinen ersten neun Monaten als Medienminister hat Andreas Babler zwar noch keine einzige Reform oder neue Förderprogramme für die vielerorts krachende Medienlandschaft beschlossen, dafür aber – wie ausführlich berichtet – seinen Parteisender "SPÖeins" gegründet.
Am Freitag schließlich machte der Neo-Kanalbetreiber höchstselbst seinem YouTube-Channel die Aufwartung. Die seltene Sichtung wurde auch entsprechend hoch angetragen: "Mit Anna Ernst spreche ich im exklusiven Interview über das vergangene Jahr, mein Ziel für 2026 und einige ganz persönliche Einblicke und Gedanken", formulierte er zwar holprig, dafür aber voller Vorfreude, auf seiner Facebook-Page.
Die Tageszeitung "Standard", die dem roten Vorsitzenden in der Wochenend-Ausgabe eine ganze Seite einräumte, musste da offenbar mit post-exklusiven Botschaften Vorlieb nehmen, zitierte Babler mit dem Satz: "Gewisse Medien spielen Gerüchte sehr hoch."
Er sitze trotz der verheerenden Umfragen – die SPÖ sackte zuletzt auf nur noch 17 Prozent ab – fest im Sattel: "Natürlich fühle ich mich sicher", so Babler zum "Standard". Nun denn.
Auch im knapp elfminütigen Talk mit "SPÖeins" ließ sich Babler nicht beirren. Es sei "gut, dass die SPÖ in der Regierung ist", hielt er am festlich dekorierten Moderationstisch fest. Dann die Erkenntnis: "Dieses Jahr war persönlich sehr turbulent."
Die SPÖ feierte bekanntlich ihr Comeback in der Regierung. Für Babler ging es bald nach Amtsantritt zwecks Übergabe von Notenblättern, Wohnbau-Austausch und Fotoshooting bei einer Straßenlaterne in die USA. Die Steuerzahler kostete der Ausflug knapp 14.000 Euro.
Zumindest bei "SPÖeins" muss er seine hohen Ausgaben (New York, Coaching für TV-Pressestunde) und die schlechten Persönlichkeitswerte nicht erklären. "Wie sieht es momentan in deinem Terminkalender aus, kannst du dir ein bisschen Zeit freischaufeln vor Weihnachten?", will die Moderatorin etwa wissen. Oder: "Was erwartest du dir von 2026?"
Vorerst steht die Bescherung mit seinen Anverwandten in Traiskirchen bevor. "Zum Leidwesen meiner Familie" spiele er "Stille Nacht" auf der Ziehharmonika - nach Auftritten bei diversen Charityformaten wie "Licht ins Dunkel".
Bablers Parole für 2026? "Die Teuerung muss runter." Dass die Regierung bisher 0,0 Prozent Besserung geschafft hat, blieb unerwähnt. Wie berichtet, verharrte die Inflation auch im November noch bei für viele Familien existenzbedrohenden 4 Prozent. Aber Babler will weiterkämpfen.
"Persönliche und sehr starke Worte von dir, Andi", attestierte Moderatorin Anna Ernst am Ende des Gesprächs. 1.300 Personen konnten sich (Stand Samstagvormittag) für die Weihnachtsbotschaft des Parteivorsitzenden erwärmen, 113 Likes gab es für das Babler-Stück auf YouTube. Am Ende wurde angestoßen: "Salut."
