Unverwechselbares Vespa-Design, aber mit Batterie statt Tank. Die Vespa Primavera Tech Elettrica 70 läuft mit aufladbarem Akku und darf mit dem B-111er-Schein (berechtigt zum Fahren von Leichtmotorrädern bis 125 cm³ ) gefahren werden. Dennoch kann der elektrische Edel-Roller aus dem Hause Piaggio in Pontedera sowohl, was Geschwindigkeit als auch Beschleunigung angeht, nicht mit vergleichbaren Verbrennern mithalten.
Aber: Der unschlagbare Verbrauch von 0,0 Litern Benzin und ein angenehmes Fahrgefühl – auch zu zweit – überzeugt. Über jeden normalen 220-Volt Stecker lässt sich das Elektro-Schmuckstück dank eines ausziehbaren Kabels unter dem Sitz problemlos aufladen. Für den "Heute"-Test wurde der Strom sogar unentgeltlich aus dem Fahrradkeller eines Wiener Wohnhauses abgesaugt – psst, nicht weitersagen!
Der Schlüssel muss nicht mehr gesteckt werden, wie bei den modernen Modellen von Piaggio üblich gibt es ein Keyless-System, das den Schlüssel im Hosensack erkennt. Vor dem Losfahren muss man lediglich zwischen ECO- und POWER-Modus wählen – sogar ein Rückwärtsgang mit etwas befremdlich wirkendem Warnton ist vorhanden. Anfangs noch belächelt, machte sich der beim Rückwärtshochschieben aus der Kellerabfahrtsrampe nach dem ersten Aufladen an Tag zwei bereits bezahlt – also nice to have. Und auch der ECO-Modus (der Beschleunigung beschränkt und die Geschwindigkeit auf ökonomische 45 km/h drosselt) erwies sich als sehr beruhigend fürs Nervenkostem, als der Akku beim Bergauffahren zu zweit plötzlich weit schneller als gedacht immer weniger wurde.
So richtig vorwärts geht’s mit der Vespa – die auf etwa 70 km/h gedrosselt ist – nur im Powermodus. Aber selbst der schiebt gefühlt nicht wirklich mit voller Kraft. Es wirkt, als ob das Modell absichtlich zurückhaltend konzipiert wurde. Die selbst geschätzte Beschleunigung von 0 auf 40 km/h in dreieinhalb Sekunden bewegt sich etwa im Bereich einer maximal beschleunigenden Bim, an die man sich in Wien heften kann oder eben einem ganz normalen Auto, das an der Kreuzung auf kein Hatzerl aus ist. Rennen fahren ist aber ohnehin völlig zwecklos – zum Glück: Denn dadurch fährt sich das Elektro-Gefährt angenehm, beständig und gefühlt sehr sicher – es eignet sich also auch als Fortbewegungsmittel für übermütige Fahranfänger.
Zum Angeben taugt die Vespa Elettrica 70 jedoch sicherlich nicht – höchstens vielleicht bei Techniknerds, die über den individuell einstellbaren TFT-Screen oder die fast reibungslose Energierückgewinnung beim Bremsen staunen. Für umweltbewussten Städter, die ab und zu auch kurz auf die Autobahn müssen, ist die Vespa Elettrica aber ein unschlagbares Modell, das zuverlässig für den Weg zur Arbeit und zurück sowie sogar für einen Wochenend-Ausflug zu zweit zum Heurigen nach Grinzing über die Höhenstraße herhält – allerdings frei von jedem Motorsport-Feeling.
Vielleicht das einzige Manko – neben dem etwas zu klein geratenen Stauraum unterm Sitz – in den der Helm nur gerade so hineinpasst: der Preis. Beim "Faber Roller & Bike" wird die Maschine mit 7.999 Euro gelistet.
Durch die Verlängerung der E-Mobilitätsförderung für einspurige E-Kfz werden 500 Euro Importeursbonus abgezogen, was einen Brutto-Verkaufspreis von 7.399 Euro ergibt. Ab 1. September 2025 kann man rückwirkend für neun Monate die Rechnung einreichen, um auch noch die E-Mobilitätsförderung von 1.200 Euro zu erhalten.
Die Vespa Primavera Tech Elettrica 70 kombiniert klassisches Design mit moderner Elektromobilität. Sie bietet eine Dauerleistung von 3,6 kW und eine maximale Leistung von 4 kW mit einem beeindruckenden Drehmoment von 200 Nm, das sofort zur Verfügung steht. Der Antrieb erfolgt mit einer 48 V Lithium-Ionen-Batterie (LG Chem) mit 86 Ah Kapazität und 4,2 kWh Energieinhalt, was für eine Reichweite von rund 80 km nach WMTC-Zyklus ausreicht.
Die Batterie ist in etwa 4 Stunden bei 220 V vollständig geladen und hat eine Lebensdauer von 1.000 Ladezyklen mit einer Restkapazität von mindestens 80 Prozent Im Praxis-Test von "Heute" dauerte es rund 2 Stunden, bis die Vespa wieder ausreichend aufgeladen war.
Der Akku wiegt 25 kg, wobei das Gesamtgewicht des Fahrzeugs 130 kg beträgt. Zur Ausstattung gehören ein Stahlblechrahmen mit geschweißten Verstärkungen, ein CBS-Bremssystem und schlauchlose Reifen. Der Radstand beträgt 1.330 mm. Die Bremsen bestehen vorne aus einer hydraulisch gesteuerten 200 mm Stahlscheibe und hinten aus einer mechanischen Trommel mit 140 mm Durchmesser. Energie wird beim Bremsen zurückgewonnen.
Die motorisierte Schwesternvariante (Vespa Primavera 125 FL E5+) schlägt indes mit 5.399 Euro zu Buche. Für den ehrlichen Vergleich müssten da aber noch die laufenden Kosten des Verbrenners aufgeschlagen werden. Fazit: Man muss für die Elektro-Alternativen jedenfalls brennen…