Die Debatte um Teilzeitarbeit kocht weiter hoch. In der Frage, ob und wie Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitsstunden aufstocken können, fordern SPÖ-Arbeitsministerin Korinna Schumann, Arbeiterkammer und Gewerkschaft einen Rechtsanspruch auf Vollzeit für jene Teilzeitkräfte, die regelmäßig Überstunden machen müssen.
Laut dem gewerkschaftsnahen Momentum Institut muss knapp jeder neunte Teilzeitarbeiter häufig Mehrarbeit leisten. Von einem Rechtsanspruch auf Vollzeit könnten in Österreich über 150.000 Personen profitieren.
Konkret arbeiten in Österreich 153.000 Beschäftigte Teilzeit, leisten aber regelmäßig Mehrstunden. Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten die meisten Beschäftigten Teilzeit, die regelmäßig Mehrstunden leisten müssen (35.000), gefolgt vom Handel (20.100), sowie Erziehung und Unterricht (17.000). In freiberuflichen Dienstleistungen, der Warenherstellung, und der Öffentlichen Verwaltung machen jeweils über 10.000 Menschen regelmäßig Überstunden. In der Hotellerie und Gastronomie sind es 8.500.
„Offenbar haben die Unternehmen den Arbeitsbedarf, wenn sie ihre Beschäftigten mehr als vertraglich vorgesehen arbeiten lassen.“Oliver PicekChefökonom Momentum Institut
Ein Rechtsanspruch auf Vollzeit würde es Arbeitnehmern in Teilzeit ermöglichen, ihre Stunden bei Bedarf aufzustocken. Für einen sanften Einstieg in das Recht auf Vollzeit, könnte die Politik das zunächst nur für Beschäftigte einführen, deren Betriebe ohnehin regelmäßig Mehrarbeit verlangen. "Damit geht keine Belastung der Betriebe einher. Denn offenbar haben die Unternehmen den Arbeitsbedarf, wenn sie ihre Beschäftigten mehr als vertraglich vorgesehen arbeiten lassen", sagt Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut.
Ein Rechtsanspruch auf Vollzeit könnte auch helfen, die Arbeitszeit in Österreich besser zu verteilen. Jede fünfte Person in einem Vollzeitjob wünscht sich weniger Arbeitsstunden, während jede siebente Person in Teilzeit gerne mehr Stunden arbeiten will.