"Ich stehe hier als Teil der Schulgemeinschaft, die etwas Unvorstellbares erlebt hat", erklärt eine tapfere Schülerin zu Beginn ihrer Trauerrede am Grazer Rathausplatz. Hunderte Menschen haben sich am Mittwoch in der Innenstadt versammelt, gedachten der Todesopfer des Amoklaufs. Der gestrige Tag sei zunächst ein ganz normaler Schultag gewesen. "Wir saßen im Unterricht und haben gelernt und gelacht. Wie immer", schildert sie weiter.
Doch plötzlich sei ihre Klasse durch lauten Lärm erschrocken. Ihr Bruder sei sich sofort sicher gewesen, dass es Schüsse gewesen seien. Dann sei ihnen rasch klar geworden, dass sie das Gebäude so schnell wie möglich verlassen müssen. "Wir rannten raus über den Schulhof. Wer konnte, ist über den Zaun gesprungen. Andere mussten über den Haupteingang um ihr Leben rennen", erinnert sich die 7. Klässlerin an die dramatischen Momente.
Ihr Gedanken seien andauernd bei den anderen in der Schule gewesen. In einem Supermarkt habe man schließlich Schutz gefunden. "Menschen gaben uns dort Wasser. Für einen Moment konnte man durchatmen", so die Jugendliche.
Erst in der Helmut-List-Halle, wo Schüler und Lehrkräfte hingebracht wurden, habe sie realisiert, was wirklich geschehen sei. Panik, Tränen und Angst hätten sich breit gemacht: "Ich werde nie vergessen, wie Polizistinnen geweint haben."
"Das Gefühl der Ungewissheit war kaum auszuhalten. Es tat mir weh zu sehen, dass die Eltern hoffen mussten, dass ihr Kinder leben." Ihr sei es wichtig, dass keines der Opfer in Vergessenheit gerät.
"Wir lassen nicht zu, dass dieser Tag uns zerreißt. Was dieser Täter wollte, war Angst und Zerstörung. Er wollte, dass wir zerbrechen. Unsere Antwort muss Liebe und Zusammenhalt sein", versucht die Jugendliche ihren Schulkollegen und weiteren Trauernden Kraft zu geben. "Hass hat weder an dieser Schule, noch in Graz oder Österreich einen Platz."
Die mutige Rede der Schülerin im Video: