Niederösterreich

Drei Mal Mord – Hammer-Urteil im Leonie-Prozess

Finaler Tag am Wiener Landl im Fall Leonie: Alle drei Angeklagten wurden wegen Mordes und Vergewaltigung verurteilt (nicht rechtskräftig).

Finaler Prozesstag mit Urteilsverkündung im Fall Leonie
Finaler Prozesstag mit Urteilsverkündung im Fall Leonie
Trimmel Sascha

Eineinhalb Jahre nach Leonies Tod und über zwei Monate nach dem Verhandlungsauftakt Ende September kam es am Freitag im Saal 303 des Wiener Straflandesgerichts zum sechsten und finalen Prozesstag. Am Freitag waren Staatsanwaltschaft, Opferanwälte und Verteidiger der Angeklagten mit den Schlussplädoyers dran.

"Kann nur Höchststrafe geben"

Die Staatsanwältin meinte deutlich und trocken: "Es kann hier nur eine Strafe geben, nämlich die Höchststrafe."

1/12
Gehe zur Galerie
    Die Angeklagten wurden in den Saal geführt.
    Die Angeklagten wurden in den Saal geführt.
    Trimmel Sascha

    "Ihre Schuld werden sie nicht los, aber sie könnten zumindest die Würde haben, uns die Wahrheit zu erzählen", meinte Opferanwalt Johannes Öhlböck, der die Geschwister von Leonie (13) vertritt, im Schlussplädoyer. "Jeden sechsten Tag muss eine Frau sterben, Leonie zählt aber nicht zur Statistik, weil sie noch ein Kind war", so Öhlböck weiter.

    "Es geht um all die toten Frauen"

    Florian Höllwarth, der die Eltern vertritt, sagte: "Es geht auch um all die toten Frauen und Mädchen." Die Urteile müssten somit generalpräventiv wirken.

    "Missverständnis der Religionen"

    Der Anwalt des Zweitangeklagten meinte: "Emotionen sind fehl am Platz. Die Frage ist: Wurde Leonie Gewalt angetan. Ich sage Nein." Der Advokat sprach von einem Missverständnis der Religionen und sprach auch das Video an, welches ein "Hilfeschrei" gewesen sein soll. Die Anwälte der Angeklagten baten die Geschworenen, die Emotionen wegzulassen und sachlich zu entscheiden.

    "Es wird versucht, mit Stimmung die Höchststrafe zu erlangen. Eine ganze Gruppe wird kriminalisiert" - Anwalt des Drittangeklagten

    Der Anwalt des Drittangeklagten (20) behauptete, dass Leonie (13) den 20-jährigen, angeblichen Ex-Freund, verarschen habe wollen. Leonie hätte nur Interesse an ihm vorgespielt, um an Drogen zu kommen. Und die Ausführungen der Staatsanwaltschaft würden nicht zusammenpassen. Man würde auch versuchen, mit einem Stimmungsbild die Höchststrafe zu erlangen, indem eine ganze Gruppe kriminalisiert werde.

    Der erstangeklagte Afghane sagte zum Schluss noch: "Es war nie meine Absicht, dass sie stirbt, ich entschuldige mich bei allen Österreichern." Er habe seine Familie seit rund acht Jahren nicht mehr gesehen und wolle diese wiedersehen. Zum Drogenhandel sei er übrigens gezwungen worden. Er habe zudem alles zur Rettung des Mädchens getan, wollte nicht, dass es stirbt.

    Bereits kurz vor 12 Uhr zogen sich die Laienrichter zur Urteilsberatung zurück. Erst gegen 16.45 Uhr kamen sie zu einem Ergebnis, das eine gute Stunde später, also rund 6 Stunden nach Beratungsbeginn, vor Gericht verkündet wurde.

    Das Urteil der Geschworenen hat es in sich: Drei Mal Mord, drei Mal Vergewaltigung. 

    Der 23-Jährige wurde wegen Mordes und Vergewaltigung, der 20-Jährige wegen Mordes durch Unterlassung und Vergewaltigung und der 19-Jährige wegen Mordes durch Unterlassung und Vergewaltigung schuldig gesprochen

    Die Strafhöhen: Lebenslange Haft für den 23-Jährigen, 20 Jahre Haft für den Wohnungsmieter (19) sowie 19 Jahre für den angeblichen Ex-Freund (20). Somit setzte es zwei Mal die Höchststrafe und einmal knapp die Höchststrafe. Der Grund für die 19 Jahre: Der 20-Jährige weist in Österreich bis dato keine Vorstrafe aus, war bis dato gerichtlich unbescholten.

    Strafhöhe: Einmal lebenslang für 23-Jährigen, 20 Jahre für Wohnungsmieter (19) und 19 Jahre für unbescholtenen "Ex-Freund" (20)

    Weiters wurden der Familie von Leonie in Summe 140.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.

    Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig, es gilt somit weiterhin die Unschuldsvermutung.

    Die Vorgeschichte

    Wie mehrmals berichtet hatte die 13-jährige Leonie aus Tulln an der Donau Ende Juni 2021 eine Überdosis Drogen in einer kleinen Gemeindewohnung in Wien-Donaustadt untergejubelt bekommen, dann soll Leonie von den drei Afghanen missbraucht worden sein.

    Die leblose Mittelschülerin aus Tulln wurde anschließend einfach an einen Baum gelehnt – alles dazu hier. In der Folge wurden in Summe vier Afghanen festgenommen, drei Afghanen (19, 20, 23) wurde schließlich auch angeklagt. Laut Gutachter hatte Leonie eine dreifach tödliche Dosis XTC verabreicht bekommen - mehr dazu hier.

    Für die leidgeprüfte Familie von Leonie begann ein Alptraum: Mutter Melanie (41), Vater Hannes sowie vier Geschwister mussten 18 Monate auf ein Urteil warten.

    1/18
    Gehe zur Galerie
      Leonie mit Burger und gut gelaunt im Zug.
      Leonie mit Burger und gut gelaunt im Zug.
      privat