Schluss mit Tabus!

Wieso Erkrankte ihre Diagnose im Netz publik machen

Auf Social-Media-Plattformen zeigen sich schwerkranke User und Influencer in Videos und Livestreams. Wieso das nun immer mehr Betroffene tun.
Heute Life
23.08.2025, 12:12
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Scrollt man auf TikTok herum, entdeckt man meist glücklich-aussehende Influencer, die in die Kamera hineingrinsen und ihre Follower per Video-Livestream in ihren Alltag mitnehmen. Obwohl solche Beiträge in den sozialen Medien dominieren, macht sich ein kleiner Wandel bemerkbar: User und Content-Creator, die mit einer ärztlichen Diagnose konfrontiert werden, trauen sich plötzlich vor aller Welt darüber zu reden.

Chemotherapie & Ängste

Influencerin Vanessa kämpft seit einiger Zeit mit der Erkrankung Krebs. Im Februar 2023 erhielt die Pflegefachfrau die Diagnose: Triple-negativer Brustkrebs. Diese Art ist enorm aggressiv, wächst schnell und Metastasen wurden ebenfalls bereits gebildet. Anstatt sich von der Außenwelt abzuschotten, nimmt die Schweizerin ihre Follower digital bei Arztterminen mit und stellt Videos hoch, in denen sie offen über ihre Ängste spricht und ihren Emotionen freien Lauf lässt.

Während ihr die User unter den Videos viel Kraft, Liebe und Genesung wünschen, helfen die TikTok-Beiträge von Vanessa anderen Nutzern enorm: "Danke für deine Videos. Deine Erfahrungen zu sehen und zu hören, haben mir geholfen, mit meiner Situation umzugehen.  Alles Liebe und Gute für deinen Weg", schreibt ein Follower in den Kommentaren.

Krankheiten enttabuisiert auf Social Media

"Der Einsatz sozialer Medien kann verschiedene Aspekte der Versorgung verbessern – von der Bereitstellung von Informationen über die Therapietreue bis hin zur psychosozialen Unterstützung", verrät Eva De Clercq, Forscherin am Institut für Bio- und Medizinethik der Universität Basel, im "Watson"-Interview. Sie untersuchte bereits, wie Jugendliche und junge Erwachsene mit Krebs Social Media nutzen: Zu Beginn suchten die meisten nach wertvollen Informationen, gaben aber nach kurzer Zeit wieder auf, da sie auf widersprüchliche Inhalte gestoßen sind.

Online trauen sich approbierte Ärzte und medizinisches Personal oft nicht, für Aufklärung zu sorgen – der Grund: Viele befürchten, ihren Job dadurch zu riskieren. Manchen ist es auch nicht bewusst, dass Patienten im Internet nach Infos suchen: "Diese Unkenntnis führt dazu, dass die Chance verpasst wird, Information, Aufklärung und Betreuung genau dort anzubieten, wo sie gebraucht wird", sagt die Forscherin.

In den sozialen Medien gibt es Potenzial dafür, informative Beiträge kompakt hochzuladen und über die Erkrankungen aufmerksam zu machen. Dennoch verstecken sich im Netz pseudowissenschaftliche Inhalte über bestimmte Krankheiten. Selbst die Schweizerin wird mit solchen Videos konfrontiert: "Täglich sehe ich Accounts, die behaupten: Mit Pilzen, Pulvern, Diäten wirst du gesund. Kein Zucker, keine Milch, kein Fleisch – zack, geheilt. Das ist fahrlässig", sagt die Pflegefachfrau.

Kein Schutz vor Mobbing

Obwohl die schwerkranken Influencer mit vorwiegend positiven Kommentaren überlaufen werden, bleiben sie trotzdem oft nicht von Hasskommentaren verschont. Influencerin Vanessa geht, laut "Watson", aber mit den unnötigen Sprüchen so um: "Wenn es unter die Gürtellinie geht, sperre ich die Person."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 23.08.2025, 13:07, 23.08.2025, 12:12
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