Trainerin in AMS-Kurs:

"Ich habe echt keine Lust mehr auf Arbeitslose"

Arbeitslose packen in "Heute" über ihre Erlebnisse in AMS-Kursen aus und nehmen sich dabei kein Blatt vor den Mund. Die Fälle werden immer mehr.
André Wilding
22.08.2025, 09:53
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"Ich bin beim AMS gemeldet und extrem genau. Ich melde sogar meine Zahnarztbesuche in Ungarn, weil ich Österreich kurz verlasse", erzählt Leser Mark zu "Heute". Doch viele seiner Kursteilnehmer würden sich über solches Pflichtbewusstsein nur lustig machen. "Ich wurde in AMS-Kursen ausgelacht", so Mark, der damit einen Stein ins Rollen brachte.

Denn nach dem Bericht über die "Tricks" der Arbeitslosen melden sich nun immer mehr AMS-Bezieher, die über ihre Erfahrungen sprechen wollen. So wie Martina (Anm. Name geändert), die laut eigenen Angaben schon 420 Bewerbungen geschrieben hat und derzeit einen AMS-Kurs besucht.

420 Bewerbungen, kein Job

In "Heute" redet sie nun Tacheles: "Ich sitze hier in einer Art Bewerbungskurs, ich bin 60, habe 420 Bewerbungen geschrieben, aber mit 60 will dich genau niemand", so Martina zu "Heute". Die Kurse empfindet sie als eine Farce: "Wir sind vier Österreicher, zwölf Teilnehmer sind aus dem Ausland – sie kommen aus Serbien, Türkei, Tschetschenien und Kroatien."

"Ich war in drei AMS-Kursen und mir ist aufgefallen, dass es immer dieselben Nationen sind. Ungarn oder Tschechen sieht man nicht, weil die meistens einen Job haben", teilt die "Heute"-Leserin mit. Besonders aufgeregt hat sie ein junger Teilnehmer, der mit einem BMW zum Kurs fährt – laut Martina auf Mindestsicherung. "Das Auto hat er sich gekauft, als er Maler war. Jetzt pfuscht er am Wochenende und macht 1.000 Euro extra."

"Dumm wie ein Stück Brot"

Ein anderer Teilnehmer sei laut Martina "dumm wie ein Stück Brot" – und gleichzeitig behauptet er, dass "in 30 Jahren die Österreicher nichts mehr zu sagen haben". Und dann wäre da noch eine Teilnehmerin, die sich krankmeldete, aber später Urlaubsfotos aus London präsentierte. "Eine Türkin, die super Deutsch spricht – und ständig von Sugardaddys redet."

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Auch über das AMS-Personal hat Martina einiges zu sagen: Ihre Beraterin sei "auf einem Esoterik-Trip". "Räucherstäbchen, dunkler Raum – wie in einer Wellnessbude." Besonders bitter: "Die Berater sind arm, weil die Arbeitslosen alle Tricks kennen." Und auch Leser Robert (Anm. Name geändert) hat schon so seine Erfahrungen mit AMS-Kursen gemacht.

"In einem Kurs im IP Center war ein Trainer, der selber gesagt hat, dass er langzeitarbeitslos war. Dann hat er die Ausbildung zum Trainer gemacht. Der war eigentlich kein unguter Mensch, wollt aber Comedian sein und ist weit übers Ziel herausgeschossen – der hat die Sozen nicht leiden können", so Robert zu "Heute". "Der Typ war verhaltensauffällig!"

Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit liegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).

Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.

Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).

Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.

Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).

"Bis zum Ausgang schreien gehört"

Es sei aber nicht "alles schräg" gewesen. "Wir haben auch gelacht", berichtet der Leser. "Im selben Kurs war eine Trainerin, die bei der Einleitung gesagt hat, dass sie bald in Pension geht und sowieso keine Lust mehr auf uns (Anm. Arbeitslose) hat, aber wenn wir mitarbeiten, wird sie flexibel sein. Die war auch okay, hat ein paar Lieblingskinder gehabt, aber wehe, wenn ihr was nicht gepasst hat. Die ist ausgezuckt und die hat man bis zum Ausgang schreien gehört."

Und weiter: In einem anderen Kurs haben wir Englisch gehabt und es war leiwand. Der Trainer war selbst ein Ami und hat sehr viele wirklich gute Jokes auf Lager gehabt." Im Gespräch mit "Heute" ärgert sich dann Robert über einen Umstand, über den sich auch andere AMS-Bezieher aus Wien bereits beschwert haben.

Im Video: AMS-Kopf im "Heute"-Talk

"Was noch eine Frechheit ist, in meinem Kurs haben alle die 18-Euro-Monatskarte und ich zahle über 50 Euro, weil ich keine Mindestsicherung kriege. Den Kulturpass kriege ich auch nicht und ein anderer Teilnehmer hat mir seinen gegeben", erzählt Leser Robert.

AMS-Ombudsstellen

"Bei jemanden aus Wien sagt der Trainer aber: 'Ah! Sie haben keine Mindestsicherung, sie kriegen ihn leider nicht.' Da fragt man sich schon, ob die Stadt Wien wo angrennt ist."

"In jedem Bundesland sind AMS-Ombudsstellen eingerichtet, die für Beschwerden oder sonstige Anliegen von Kunden da sind", stellt das AMS in einer Stellungnahme gegenüber "Heute" klar. Und führt weiter aus: "Kursteilnehmer, die mit ihrer Schulung unzufrieden sind, empfehlen wir außerdem die Rücksprache mit ihren Beraterinnen."

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 22.08.2025, 11:10, 22.08.2025, 09:53
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