Jede Stunde soll sich rechnen

"Leistung belohnen" – Minister kritisiert Steuersystem

Trotz Mehrarbeit gleich viel Geld. Eine aktuelle Berechnung sorgt für Wirbel in der Politik. Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer sieht Reformbedarf.
Lukas Leitner
13.08.2025, 19:50
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Die Arbeitszeitdebatte schwillt nicht ab: Seit Wochen herrscht in der Politik und der Wirtschaft eine heftige Diskussion über eine Reform der Teilzeitbeschäftigungen, angestoßen durch Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer.

Er übte scharfe Kritik am aktuellen Modell – vor allem an jenen, die sich gegen Vollzeitarbeit stellen, obwohl sie keine Betrugspflichten haben oder krank sind. "Ich habe vollstes Verständnis für Personen, die aus familiären, gesundheitlichen oder sozialen Gründen in Teilzeit arbeiten, aber für die 'Lifestyle-Teilzeitkräfte', die aus falschem Verständnis von Work-Life-Balance auf ihre Verantwortung verzichten, sehe ich keine Entschuldigung", so der Wirtschaftsminister.

Recht auf Vollzeit nicht im Regierungsprogramm

In der Koalition ist man sich über die Vorgehensweise zu einer Reform der Teilzeitbeschäftigung aber nicht einig. SPÖ-Sozialministerin Korinna Schumann sprach sich Ende Juli etwa für ein "Recht auf Vollzeit" aus. Teilzeitkräfte, die regelmäßig mehr Stunden leisten, als im Arbeitsvertrag vereinbart, sollen das Recht haben, Stunden aufzustocken oder Vollzeit zu arbeiten.

Im Regierungsprogramm ist das allerdings nicht beschlossen worden. Gemeinsam hatte die Dreierkoalition paktiert, dass man die gestaffelten Arbeitslosenversicherungsbeiträge von starren Einkommensgrenzen bei Sozialleistungen überarbeite und die Geringfügigkeit weiterentwickle. Die Umsetzung dieser Maßnahmen sei ein Schritt zur Absicherung unseres Sozialsystems und unseres Wohlstands, heißt es seitens des Wirtschaftsministeriums auf "Heute"-Nachfrage.

"Mehrarbeit lohnt sich oft zu wenig"

"In Österreich lohnt sich Mehrarbeit oft zu wenig. Wir bräuchten ein Steuersystem, das Leistung belohnt, wo sich jede Stunde mehr auch wirklich rechnet", führte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer aus.

Wie gering der Unterschied im Börserl ist, wenn Stunden aufgestockt werden, zeigt auch eine aktuelle Berechnung des Wirtschaftsministeriums: Im Beispiel angeführt ist eine 15-Stundenstelle in einem Lebensmittelladen in Oberösterreich. Dafür gibt es 900 Euro monatlich – mit Sozialleistungen und Wohnbeihilfe bleiben 1209,02 Euro über.

Trotz mehr Stunden – gleich viel Geld

Stockt man um 5 Stunden auf, schaut am Ende des Monats aber nicht mehr heraus. Stattdessen landet im Börserl gleich viel, wie bei 15 Wochenstunden: 1209,02 Euro. Der Grund dafür ist, dass die Sozialleistungen wegfallen.

Ein erstes Plus am Konto gibt es erst, wenn man die Stundenanzahl noch weiter erhöht. Bei 24 Wochenstunden – also 11 Stunden Mehrarbeit – vergrößert man sein Monatsbudget um 164,45 Euro.

Bei 35 Stunden die Woche sieht es dann etwas besser aus: am Ende des Monats gibt es 1673,77 Euro. Das sind rund 270 Euro mehr als bei einer 24-Stunden-Woche. Vergleicht man nun aber die 35-Stunden-Woche mit der 15-Stunden-Woche, fällt auf, dass der Anstieg eher sachte ausfällt: Für 20 Stunden Mehrarbeit gibt es 465 Euro.

Jede zusätzliche Stunde soll sich auszahlen

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer betont, dass es hier eine Reform brauche. Diese könne man aber nur umsetzen, "wenn wir auch die budgetären Spielräume dafür schaffen – damit sich jede zusätzliche Stunde Arbeit spürbar auszahlt. Darum konsolidieren und reformieren wir im ersten Schritt, für die Menschen und für den Wirtschaftsstandort", so Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer.

{title && {title} } LL, {title && {title} } Akt. 19.08.2025, 19:11, 13.08.2025, 19:50
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