Hattmannsdorfer zu "Heute"

Minister erklärt: So ändert sich 2026 die Stromrechnung

Minister Hattmannsdorfer sagt, wie viel Ersparnis das neue Stromgesetz bringt, welche Kostensenkungen noch kommen und wie Blackout-Gefahr gebannt wird
Angela Sellner
12.12.2025, 18:52
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Kurz vor Mitternacht am Donnerstag war es geschafft. Im Parlament brachte die Regierung mit den Stimmen der Grünen das neue, 191 Paragrafen schwere Stromgesetz durch. Laut Wirtschafts- und Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) ist es "die größte Strommarktreform seit 20 Jahren".

Mit dem neuen Gesetz werde Energie in Österreich "leistbarer, sauberer und sicherer" sagt Hattmannsdorfer. Kern seiner "Stromrevolution": Spürbare Entlastung für die Haushalte und Sicherstellung der Energieversorgung, Stichwort Eindämmen der Blackout-Gefahr.

Im Talk mit "Heute" (ganzes Interview im Video unten) erläutert der Minister die Details der Maßnahmen, den Zeitplan der Umsetzung – und was jetzt zusätzlich noch kommt, um die Stromrechnung für alle ab Anfang 2026 günstiger zu machen.

Wolfgang Hattmannsdorfer über:

Günstigere Tarife

"Wir führen einen dynamischen Stromtarif ein, mit dem man im Schnitt 300 Euro im Jahr sparen kann. Es wird erstmals belohnt, wenn man Strom so verbraucht, dass es das Netz entlastet. Das heißt: Wenn im Sommer zu Mittag viel Sonnenstrom verfügbar ist, ist es günstiger. In den Abendstunden, wenn alle nach Hause kommen, teurer. Wer sagt: Ich kann es mir einrichten, wann ich beispielsweise die Waschmaschine einschalte, bekommt einen konkreten Anreiz. Das kann man auch mit einer einfachen Zeitschaltuhr machen. Ab April 2026 müssen Stromlieferanten solche Tarife anbieten."

Ebenfalls ab April 2026 werde ein Sozialtarif eingeführt, von dem über 280.000 einkommensschwache Haushalte profitieren, sagt Hattmannsdorfer: "Die jährliche Ersparnis liegt bei 300 Euro."

Anbieterwechsel

Das größte Sparpotenzial liege im Wechsel des Stromanbieters, erklärt Hattmannsdorfer: "Ich habe mir das aktuell angeschaut für Wien, 2. Bezirk – da liegt der Unterschied zwischen dem billigsten und teuersten Stromanbieter bei 535 Euro pro Jahr. Die Österreicher sind Wechselmuffel, bei uns liegt die Rate nur bei vier Prozent – in Deutschland, Italien, Spanien ist sie vier- bis fünfmal so hoch. Ich habe es selbst schon gemacht und kann es nur jedem empfehlen."

VP-Hattmannsdorfer skizziert, wie die Stromkosten durch das neue Gesetz sinken sollen.
Sabine Hertel
„Ab Jänner 2026 wird die Stromrechnung einfacher und übersichtlicher.“
Wolfgang HattmannsdorferWirtschafts- und Energieminister (ÖVP)

Video: Das Interview mit Minister Hattmannsdorfer

Einfachere Stromrechnung

"Ab Jänner 2026 wird die Stromrechnung einfacher und übersichtlicher. Die E-Control hat den Auftrag, eine entsprechende Verordnung zu erlassen, dass für die Kunden künftig auf der Rechnung ganz klar ersichtlich sein muss, was sie der Strom kostet."

Mit dem neuen Gesetz wolle man auch den Anbieterwechsel forcieren, erklärt Hattmannsdorfer: "Wir verpflichten die Energieversorgungsunternehmen, auf jeder Rechnung auf den Tarifkalkulator hinzuweisen – und eben auf die Möglichkeit, sich selbst woanders einen günstigeren Stromtarif zu nehmen."

Netzkostenbremse

"Wesentlicher Grund für die hohen Energiepreise waren in Österreich die steigenden Netzgebühren. Heuer waren sie um 23 Prozent höher als im Vorjahr – wir sorgen jetzt dafür, dass die Stromnetzkosten im nächsten Jahr nur um 1,1 Prozent steigen. Das ist deutlich unter der Inflation und wir leisten damit einen wesentlichen Beitrag, die Teuerungsrate zu senken."

Für diese Netzkostenbremse werden jetzt 450 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, das Geld kommt von einem Konto mit Erlösen des Stromnetzbetreibers APG. Diese Bremse wird nun auch gesetzlich verankert, im Jänner 2027 werden wieder 450 Millionen Euro fließen.

„Ein Blackout ist keine abstrakte Gefahr.“
Wolfgang HattmannsdorferWirtschafts- und Energieminister (ÖVP)

Blackout verhindern

Neben günstigeren Preisen hat das neue Gesetz einen zweiten großen Fokus: die Versorgungssicherheit. "Ein Blackout ist keine abstrakte Gefahr", warnt der Minister. Ein Blick nach Spanien, Tschechien oder in die USA zeige, wie schnell Netze kollabieren können.

"Unser Problem war oft ein sonniger Sonntagnachmittag: Alle Anlagen produzieren Strom, niemand braucht ihn – und wir mussten dann gegen teures Geld Flusskraftwerke abschalten, damit die Netze nicht zusammenbrechen", erklärt Hattmannsdorfer. "Diese Kosten haben wir alle über unsere Stromrechnungen mitbezahlt. Aber jetzt führen wir die sogenannte Spitzenkappung ein. Das heißt, dass wir Anlagen vom Netz nehmen können, wenn der Strom nicht gebraucht wird – sonst überfordert dieser Flatterstrom die Netze und das System kollabiert. Das klingt sehr technisch, ist aber Kernpunkt der Reform. Denn genau eine solche Netzüberforderung war der Grund für den großen Blackout in Spanien."

VP-Minister Wolfgang Hattmannsdorfer zu Besuch bei "Heute".
Sabine Hertel
„Es geht darum, dass wir Abgaben und Gebühren senken, damit die Bürger das im neuen Jahr gleich spüren.“
Wolfgang HattmannsdorferWirtschafts- und Energieminister (ÖVP)

Weitere Entlastung

Auf das neue Gesetz sollen vor Weihnachten noch weitere Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten folgen. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) hat dafür 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Hattmannsdorfer: "Der Bundeskanzler hat mir den Auftrag gegeben, eine halbe Milliarde Euro für weitere Energiesenkungsmaßnahmen zu organisieren – das funktioniert jetzt über eine Sonderdividende der Staatsbeteiligungen, die damit auch Verantwortung übernehmen für den Standort."

Im Detail werden die neuen Anti-Teuerungs-Schritte noch beraten, es gibt dazu am Dienstag eine Sondersitzung des Parlaments. So viel verrät Hattmannsdorfer schon: "Es geht darum, dass wir Abgaben und Gebühren senken, damit die Bürger das im neuen Jahr gleich spüren."

Zum Hintergrund: Knapp zwei Drittel der Stromrechnung machen Gebühren und Abgaben aus.

Wettbewerbsfähigkeit

Dass die Energiekosten sinken, ist auch entscheidend für den Wirtschaftsstandort. Hattmannsdorfer: "Als Wirtschaftsminister ist mir wichtig, dass wir mit unseren Strompreisen wettbewerbsfähig sind. Gute und sichere Arbeitsplätze gibt es nur, wenn sich Unternehmen hier ansiedeln. Es kann nicht sein, dass Österreich Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum ist. Oberste Priorität der Bundesregierung ist es, wieder einen Wirtschaftsaufschwung zustande zu bringen.“

Industriestrategie

"Das Energiethema als wesentlicher Standortfaktor hat einen zentralen Stellenwert in der neuen Industriestrategie für Österreich, die wir im Jänner präsentieren werden. Wir sind im Finale, mit einem klaren Bekenntnis zur Industrie in Österreich, zu den Industriearbeitsplätzen in Österreich. Der Grund unseres Wohlstandes ist, dass wir noch eine gut funktionierende Industrie haben. Aber wir müssen jetzt alles daransetzen, dass das auch in den nächsten zehn Jahren so bleibt."

{title && {title} } sea, {title && {title} } Akt. 12.12.2025, 19:24, 12.12.2025, 18:52
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