Seit Wochen sorgt die hohe Quote bei der Teilzeitarbeit in Österreich für heftige Debatten. In keinem anderen EU-Land ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden so stark zurückgegangen wie in Österreich. 2008 standen im Schnitt noch 37,8 Wochenstunden am Plan, im Vorjahr waren es nur noch 33,8.
Dieser Rückgang sorgt für eine hitzige politische Debatte. Aus den Reihen der ÖVP wird der Begriff "Lifestyle-Teilzeit" bemüht. Die Botschaft: Wer ohne familiäre Betreuungspflichten in Teilzeit arbeitet, tue das aus Bequemlichkeit.
Die SPÖ widerspricht vehement. Ihrer Ansicht nach fehlen schlicht Vollzeitstellen – ebenso wie ausreichend Kinderbetreuungsplätze. Viele Unternehmen würden Jobs bewusst in kleinere Einheiten aufteilen, um Kosten zu drücken und Löhne niedrig zu halten. Die Forderung nach "mehr Leistung" stehe daher in krassem Gegensatz zur Realität am heimischen Arbeitsmarkt.
Am Freitag legt nun der Wirtschaftsbund in einer Aussendung nach. "Die aktuellen Zahlen der Agenda Austria sind ein Weckruf für alle, die es bisher nicht wahrhaben wollten: Freiwillige Teilzeitarbeit kostet uns jährlich Milliarden und schwächt langfristig unser Pensions- und Sozialsystem", warnt Generalsekretär und ÖVP-Wirtschaftssprecher Kurt Egger. "Österreich gehört europaweit zu den Spitzenreitern in der Teilzeitarbeit – dieser Stockerlplatz ist kein Ruhmesblatt. Der Trend zur Lifestyle-Teilzeit gefährdet Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und die eigene Altersvorsorge."
Österreich müsse sein Arbeitskräftepotenzial endlich voll ausschöpfen. Dazu brauche es jedoch dringend Anreize für Mehrarbeit. "Gleichzeitig muss eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung sichergestellt werden, um insbesondere Frauen die Chance zu geben, ihr Arbeitszeitpotenzial voll auszuschöpfen. Jeder, der arbeiten kann, soll auch mit anpacken. Für unseren Standort, unser Gesundheits- und Sozialsystem und den Wohlstand kommender Generationen", stellt Egger abschließend klar.