Wie viel Output produziert ein Arbeitnehmer in einem bestimmten Zeitraum? Diese so genannte "Arbeitsproduktivität" hat sich die wirtschaftsliberale Agenda Austria im EU-Vergleich angesehen. Ihr Befund ist eindeutig – und vernichtend für den Wirtschaftsstandort.
Denn seit 2019 ist diese Produktivität um drei Prozent zurückgegangen. Das ist der zweitschlechteste Wert aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in diesem Zeitraum. Nur in Luxemburg war das Minus mit sechs Prozent und in Estland mit vier Prozent höher. Zum Vergleich: Spitzenreiter Irland verbesserte sich gleich um 30 Prozent, in Rumänien waren es 15 und in Polen und Bulgarien je 13 Prozent.
Selbst Deutschland (minus ein Prozent) und Frankreich (minus zwei Prozent) liegen in diesem Ranking vor Österreich.
Nicht viel besser sieht es im Langzeitvergleich aus. Denn verglichen mit 2005 hat die Produktivität bei uns auch nur um gerade einmal zwei Prozent zugenommen. Das ist Platz 23 der 27 EU-Nationen. Schlechter lagen Italien, Luxemburg und Griechenland mit vier, zehn bzw. 14 Prozent Rückgang und Finnland mit nur einem Prozent Wachstum.
Auch hier an der Spitze: Irland mit einer Verdoppelung der Produktivität. Auf den Plätzen: Rumänien, Litauen, Polen, Bulgarien, Lettland und die Slowakei.
Damit stünden laut Agenda Austria die Löhne und die Produktivität längst nicht mehr im Einklang. Das oft gehörte Argument, dass die Löhne ruhig kräftig steigen könnten, weil die Produktivität ja ebenfalls steige, halte also nicht. So seien beispielsweise auch die Lohnstückkosten bei uns seit 2019 stärker gestiegen als irgendwo sonst in Westeuropa.
Aber woran liegt diese Entwicklung? Agenda-Austria-Ökonomin Carmen Treml nennt als einen zentralen Grund den anhaltenden Trend zur Teilzeit. "Seit Jahren wächst die Zahl der Beschäftigten nur mehr aufgrund der Teilzeit. Die Arbeitsstunden pro Erwerbstätigem sind stark gesunken und das seit Corona deutlich stärker als anderswo."
Die Expertin sieht Handlungsbedarf in der steuerlichen Belastung des Faktors Arbeits: "Wenn bei 100 Prozent mehr Wochenarbeitszeit netto gerade einmal 69 Prozent mehr Lohn übrig bleiben, muss sich niemand wundern, dass die Menschen immer weniger arbeiten."