Der Fall einer Österreicherin, die sich mit AMS-Geld einen Dauerurlaub auf Jamaika gönnte und gleichzeitig ihre Wohnung in Wien an bis zu 16 Personen vermietete, sorgte in Österreich für große Aufregung. Der Schaden: 42.000 Euro. Nur kurze Zeit später meldete sich dann der erste AMS-Bezieher bei "Heute" und sprach über die "Tricks", die Arbeitslose nutzen, um den Sozialstaat gezielt hinters Licht zu führen.
Leser Mark, ein penibler AMS-Kunde, erzählte gegenüber "Heute": "Ich melde dem AMS sogar meine Zahnarztbesuche in Ungarn. Aber im Kurs wurde ich ausgelacht. Viele fahren am Tag nach einem AMS-Termin nämlich gleich ins Ausland und kommen erst knapp vor dem nächsten Kontrolltermin zurück."
Seinen Angaben nach sei es etwa gängige Praxis, beim Einloggen ins AMS-Konto VPNs zu nutzen oder im Ausland auf WLAN zu verzichten, um nicht aufzufliegen. Auch Bustickets würden manche ganz bewusst bar beim Fahrer kaufen, "damit die Kreditkarte nicht verrät, wo sie sind und was sie damit machen". Für Mark steht fest: "Es ist keine Minderheit, die den Sozialstaat ausnutzt – sondern eine überwältigende Mehrheit."
"Heute" bat das Arbeitsmarktservice umgehend um eine Stellungnahme, ob die "Enthüllungen" von Mark überhaupt der Realität entsprechen können – und erhielt rasch Antwort: "Kunden, die eine Geldleistung des AMS beziehen, haben Meldepflichten. Kommt man diesen Verpflichtungen nicht nach, werden Sanktionen ausgesprochen."
Und weiter: "Ein Auslandsaufenthalt z. B. muss dem AMS gemeldet werden, da die Person ja während des Bezugs dem österreichischen Arbeitsmarkt zu Verfügung stehen muss", teilte das AMS in einer Stellungnahme gegenüber "Heute" mit.
Nach Mark meldeten sich dann weitere AMS-Bezieher bei "Heute", um über ihre Erfahrungen mit dem Arbeitsmarktservice zu sprechen – und dabei sprachen sie nicht nur etwa über Erlebnisse in AMS-Kursen, sondern packten auch über neue "Tricks" von Arbeitslosen aus, um das Sozialsystem auszunutzen – so wie Leser Hannes (Anm. Name geändert).
"Unglaubliche Tricks" – AMS-Berater packt jetzt aus
"Ich war sechs Jahre lang beim AMS, bevor ich endlich einen Job gefunden habe. Sechs Jahre in einem System, das nicht integriert, sondern verwaltet. Ich habe alle Kurse, die das AMS im Programm hat, mindestens zweimal absolviert", erklärt Hannes und sagt dann auch: "Nicht, weil es etwas gebracht hätte, sondern weil das System nichts anderes kennt, als Menschen in Maßnahmen-Karussells zu stecken." Die Realität sehe laut Hannes aber anders aus:
"Die Realität ist seit Jahren dieselbe", sagt der ehemalige AMS-Bezieher. "Ein System voller Missbrauchsmöglichkeiten, fehlender Kontrolle und falscher Anreize. Arbeit lohnt sich nicht, während andere vom Staat bequem leben und das System austricksen", stellt Hannes gegenüber "Heute" klar.
Und: Wenn Österreich ein Sozialsystem haben will, das trägt, dann muss es ehrlich sein. AMS-Leistungen gehören an echte Leistung geknüpft, an ehrliche Bewerbungen, an überprüfbare Anwesenheit und an Transparenz. Nicht an Zettelwirtschaft und Blindheit."