Wer einen günstigen Gebrauchtwagen sucht, stößt auf diversen Onlinemarktplätzen auf tausende Anzeigen. Doch neben echten Raritäten findet man bodenlose Groschengräber. So auch "Heute"-Leserin Julijana: Die 30-jährige Wienerin kaufte einen Fiat 500 und erlebte ihr blaues Wunder. Das Fahrzeug hatte trotz eines frischen Pickerls zahlreiche schwere Mängel – "Heute" berichtete. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall.
Automotive-Expert Patrick Breiteneder gibt aus diesem Anlass in "Heute" wichtige Tipps, die man beim Gebrauchtwagenkauf unbedingt beachten sollte. Der Niederösterreicher blickt auf knapp 30 Jahre Berufserfahrung im Automobilsektor zurück und hat selbst etwa 5.000 Fahrzeuge verkauft. Jetzt plaudert er aus dem automobilen Nähkästchen.
Hat man sein Wunschfahrzeug auf der Onlineplattform seiner Wahl gefunden, sollte man bereits vor der Besichtigung versuchen, etwas über den Verkäufer in Erfahrung zu bringen – vorausgesetzt, es handelt sich um einen Autohändler. Wie lange ist der Händler schon auf dem Markt? Vorsicht: Handelt es sich um einen Vermittlungsverkauf, entfällt die Händler-Gewährleistungspflicht.
Auch die Rezensionen können als Orientierung dienen, auch wenn diese nicht zwangsläufig auf die Goldwaage zu legen sind. Im Internet sollte man auch das Fahrzeug selbst und die Motorisierung googeln: Haben die Autos mit dem Motor womöglich schon bekannte Probleme, dann kann man bei der Besichtigung genauer auf die Punkte eingehen.
Während der Besichtigung sollte man alle vorhandenen Servicenachweise und die dazugehörigen Pickerlgutachten genauestens überprüfen. Bei der Sichtprüfung sollte man sich in Ruhe das Auto von außen und innen ansehen. Alle möglichen Ausstattungsfeatures auf Funktion prüfen. Oberste Regel: Nicht stressen lassen, alles in Ruhe ansehen.
Die Besichtigung sollte idealerweise bei Tageslicht und im Trockenen stattfinden. Nasse bzw. dreckige Fahrzeuge können unter Umständen Lackschäden und Nachlackierungen kaschieren – Dellen und Kratzer werden dann schwerer erkennbar. Fragt beim Verkäufer auch direkt nach Unfallschäden oder Nachlackierungen und prüft selbst alles genau nach. Unregelmäßige Spaltmaße an der Karosserie können ein Indiz für eine Reparatur sein.
Ein Ankaufstest in einer unabhängigen, kompetenten Werkstatt ist zumeist ein kluges Investment. Mögliche (versteckte) Mängel können dort dann ans Tageslicht kommen. Das bietet entweder eine gute Ausgangslage bei der Preisverhandlung, oder schließt das Fahrzeug direkt vom Kauf aus.
Die Probefahrt sollte so ausführlich wie möglich sein. Dabei sollte man das Radio ausschalten und auf ungewöhnliche Geräusche vom Fahrzeug achten.
Sollte das Fahrzeug keine erheblichen Mängel haben, kann man zur Preisverhandlung übergehen. Diese sollte im Idealfall freundlich und höflich über die Bühne gehen. In der Regel erreicht man dann mehr, als mit frechen Preisvorstellungen.
Hat man sich auf einen Preis geeinigt, sollte man beim Kaufvertrag alle wichtigen Zusagen und Vereinbarungen schriftlich festhalten. Auch das ursprüngliche Inserat sollte man als Käufer im Zweifel gut aufbewahren. Handelt es sich beim Verkäufer um eine Privatperson, sollte man zudem eine Ausweiskopie verlangen und kontrollieren, ob er auch der rechtmäßige Besitzer des Fahrzeugs ist.