Einige werden das Szenario kennen: Man bekommt seine Prüfung zurück und sieht in roter Schrift "Nicht genügend" stehen. Während man versucht, seine Emotionen zu kontrollieren, machen sich Gefühle wie Stress und Panik im Körper breit – und plötzlich wacht man auf. Nach dem man realisiert, dass man einen Alptraum hatte, schwappen im ersten Moment die starken Emotionen gleich weg. Andere tragen das mulmige Gefühl für den restlichen Tag mit sich mit. Experten erklären, wieso manche vom Schulstress in den Träumen noch "verfolgt" werden.
"Für viele von uns ist die Schule wirklich der erste Ort, an dem wir dieses Gefühl von stressiger Unvorbereitetheit erleben", erzählt Alex Dimitriu, Psychiater und Schlafmediziner aus Kalifornien, gegenüber dem "Time Magazine". Derselben Meinung ist auch Dylan Selterman, Professor für Psychologie an der Johns Hopkins University: Laut ihm sind Alpträume über die Schule oft "überwältigend schmerzhaft". Oft träumen Menschen davon, ein ganzes Semester lang den Unterricht zu verpassen und zu erkennen, dass sie möglicherweise durchfallen werden oder dass sie eine wichtige Prüfung haben, auf die sie nicht vorbereitet sind. Selterman meint, dass viele an den Alpträumen leiden, da sie das Schulsystem oft "sehr negativ" in Erinnerung haben.
Eine internationale Studie aus 2018 ergab, dass die meisten Schüler grundsätzlich eine negative Einstellung zur Schule haben. Laut dem Professor fühlen sich Schüler oft gezwungen, Inhalte zu lernen, die ihnen keinen Spaß machen oder werden mit Strafen bedroht, wenn sie sich nicht daran halten. Oft bekommen Schüler auch nicht genug Schlaf, weil sie früh aufstehen, um zur Schule zu gehen und lange aufbleiben, um sich den Prüfungsstoff einzutrichtern. "Die Schule ist oft mit Stress und hohem Druck verbunden, da die Schüler miteinander konkurrieren und viel auf dem Spiel steht", sagt Selterman.
Eine weitere Erklärung, so der Professor der Johns Hopkins Uni, ist, dass Menschen je nach Jahreszeit an die Schule erinnert werden: Typische Schulstart-Monate wie August oder September können dafür verantwortlich sein, wieso man vom Stress aus der Vergangenheit träumt.
Auch wenn manche davon überzeugt sind, ganz alleine mit seinen Schul-Alpträumen konfrontiert zu sein, entspricht dies nicht wirklich der Realität: In den sozialen Medien, vor allem auf TikTok, erzählen Influencer und User von ihren schrecklichen Träumen, die sich in der Schulzeit abspielen. Content Creatorin Ashley fragt sich in ihrem Video, wieso sie noch immer von ihrer Zeit als Studentin träumt.
Mit solchen Traumerfahrungen ist die US-Amerikanerin definitiv nicht alleine: "Ich habe diese Träume mehrmals im Jahr und bin 42 Jahre alt", verrät ein User in den Kommentaren unter Ashleys Clip. "PTBS. Ich habe es auch. 20 Jahre später glaube ich noch immer, dass ich eine Aufgabe verpasst habe", schreibt ein anderer Nutzer.
Kein Grund zur Sorge: Von der Schule manchmal zu träumen, ist normal. Wer jedoch oft von Horrorszenarien aus dem Gymnasium träumt, könnte an Stress leiden. Dimitriu empfiehlt, diesen entweder durch eine Veränderung im Leben zu beseitigen oder Wege zu finden, damit umzugehen. Laut ihm leiden Menschen, die oft seltsam träumen, aufgrund von schlechter Schlafhygiene.
Er empfiehlt, jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen und vor dem Schlafengehen keine fettigen Mahlzeiten zu essen oder Alkohol zu trinken. Außerdem rät er dazu, sich vor dem Schlafengehen etwas Zeit zum Relaxen zu nehmen. Der Psychiater schlägt auch vor, dass Menschen versuchen sollten, ein Tagebuch zu führen, um alles zu verarbeiten, was sie beschäftigt: Das kann ihnen auch das Gefühl geben, besser vorbereitet zu sein, und ein "Gegenmittel" gegen die Alpträume sein.