Zeckenalarm & keine Impfung

Borreliose-Patienten fordern bessere Diagnose-Standards

Die Krankheit wird oft spät erkannt, Betroffene leiden jahrelang – nun kämpfen sie für neue Leitlinien für Diagnose und Behandlung von Borreliose.
Heute Life
10.09.2025, 12:57
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In Österreich erkranken jedes Jahr rund 70.000 Menschen an Borreliose. Die Infektionskrankheit wird durch Zecken übertragen und löst unangenehme Symptome aus: Patienten klagen von Hautrötungen über Nervenschmerzen – in manchen Fällen kommt es sogar zu Lähmungen. Immer mehr Betroffene fordern jetzt neue Leitlinien für die Diagnose der Erkrankung.

Antibiotika nicht angeschlagen

Der Weg zur richtigen Diagnose ist oft lang und mühsam. Dieter Schmidradler erzählt im "noe.ORF.at"-Interview, dass er seit Jahren mit den Folgen der Borreliose zu kämpfen hat: Schwellungen, Schmerzen und Konzentrationsstörungen machen ihm das Leben schwer. Obwohl Schmidradler zu Beginn Antibiotika verschrieben bekommen hat, helfen die Medikamente kaum. "Ich hatte das Gefühl, ich werde jedes Jahr zehn Jahre älter", verrät er. Arbeiten kann Schmidradler nicht mehr.

"Irgendwann habe ich mich dabei erwischt, wie ich mein Mobiltelefon angeschaut habe. Wir schauen ja jetzt, dass diese Geräte möglichst lange halten. Und dann habe ich mir ernsthaft die Frage gestellt, ob mein Mobiltelefon länger halten wird als ich", erzählt er.

Keine Impfung in Sicht

Je nachdem, wo man wohnt, kann jede zweite oder fünfte Zecke Borreliose übertragen. Das große Problem: Im Gegensatz zur FSME gibt es für diese Infektionskrankheit keinen Impfschutz. Vor den schrecklichen Beschwerden, wie Lähmungen, hat selbst Schmidradler große Angst davor: Er sucht Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe und merkt schnell, dass er mit der Erkrankung nicht alleine ist.

Auch Landwirt Rudolf Buchinger hat es getroffen: Bei ihm dauert es fünf Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt wird. "Ich hatte aber Pech, dass der zuständige Arzt gesagt hat, das sei für meinen Zustand nicht verantwortlich." Buchinger erzählt, dass die Krankheit von Ärzten oft einfach ausgeblendet wird. Mit enormer Kraft und Selbstdisziplin kämpft er sich schließlich von Pflegestufe 7 wieder zurück ins Leben.

Appell ans Ministerium

Arbeiten kann Buchinger nicht mehr, doch er hat ein neues Hobby für sich entdeckt: "Mit Foldern und Pixi-Büchern fahre ich in Schulen und Kindergärten und betreibe Aufklärung. Weil wenn Zecken rechtzeitig und richtig entfernt werden, ist die Gefahr einer Infektion sehr stark minimiert", so der Landwirt.

Beide Borreliose-Patienten sammelten Mut und haben nun einen offenen Brief an Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) verfasst: Laut Buchinger und Schmidradler spiegeln die derzeitigen Leitlinien nicht den internationalen Forschungsstand wider. Dem widerspricht das Gesundheitsministerium: Auf Anfrage von "noe.ORF.at", meint dieses, dass die Standards von ärztlichen Fachgesellschaften entwickelt worden sind.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 10.09.2025, 13:11, 10.09.2025, 12:57
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