Orthosomnie

Deshalb halten Schlaftracker nachts wach

Mit Wearables einzuschlafen ist nicht unbedingt vorteilhaft: Obwohl diese für einen besseren Schlaf sorgen sollen, können jene diesem eher schaden.
10.09.2025, 06:30
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Nicht jedem gelingt es, nachts gut zu schlafen: Während manche mit Einschlafproblemen zu schaffen haben, kämpfen andere damit, das Handy oder den Laptop nicht weglegen zu können. Auf Social Media werden sogenannte "Wearables" immer beliebter – Smartwatches und Smartringe, wie der beliebte Oura-Ring, sollen nicht nur Gesundheitswerte tracken können, sondern den Schlaf aufzeichnen. Wer sich aber mit den Werten zu stark auseinandersetzt, könnte in den Teufelskreis der Orthosomnie geraten: So nennen Fachleute die ungesunde Besessenheit von perfektem Schlaf.

Der Wunsch vom perfekten Schlaf

Geprägt wurde der Begriff von einer US-Studie aus Chicago, die ironischerweise zeigt: Wer sich zu sehr mit seinen Schlafwerten auseinandersetzt, schlummert schlechter. Während manche Studienteilnehmer übermäßig viel Zeit im Bett verbrachten, um ihre Werte zu verbessern, entwickelten andere Ängste, nicht erholt genug aufzuwachen – was die Schlafqualität zusätzlich verschlechterte.

"Der Wunsch nach Schlafoptimierung ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Menschen, die sich intensiv mit ihrem Schlaf beschäftigen, verfolgen oft einen Perfektionismus, der jedoch kontraproduktiv sein kann", verrät Schlafexpertin Veronica Cremascoli im "20 Minuten"-Interview. Der übermäßige Fokus auf einen perfekten Schlaf führe oft zu mehr Stress und damit genau zum Gegenteil, nämlich zu schlechterem Schlaf.

Nicht präzise genug

Vielen sei nicht bewusst, dass "Wearables" zwar detaillierte Einblicke geben, aber keine medizinischen Geräte sind: "Tracker zeigen Schlafmuster, doch die Angaben zu Schlafstadien sind ohne Schlaflabor nicht präzise und sollten deshalb nicht wörtlich genommen werden", so Cremascoli. Dazu komme, dass die ständige Selbstüberwachung auch die Wahrnehmung verschiebt. "Menschen verlassen sich mehr auf Daten als auf ihr eigenes Körpergefühl. Weichen die Werte von den Erwartungen ab, entsteht Stress, auch wenn man sich eigentlich ausgeruht fühlt."

Angst vor dem Einschlafen

Wie merkt man, ob Schlafoptimierung in eine ungesunde Fixierung kippt? "Das zeigt sich oft in Frustration über die Schlafqualität oder in Angst und Anspannung vor dem Einschlafen", erklärt sie. In der Schlafmedizin gehe es daher darum, den Blick weg von Kontrolle und Optimierung zu lenken und hin zu einer entspannteren Haltung. Menschen, die mit Schlaflosigkeit in die Klinik kommen, zeigen laut Cremascoli oft Perfektionismus und ein starkes Kontrollbedürfnis. "Schlaf sollte aber ein natürlicher, erholsamer Prozess bleiben", meint sie.

Statt an starren Idealen wie acht Stunden Schlaf festzuhalten, rät Cremascoli: "Fokussiere dich lieber auf gesunde Gewohnheiten und eine entspannte Einstellung. Entspannung und das Loslassen von Perfektion fördern gesunden Schlaf. Nicht das minutiöse Tracking jeder Nacht."

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